28 Wochen sind seit dem Ausbruch der grauenvollen Seuche vergangen. Der letzte Infizierte ist vor Monaten verhungert, Überlebende wurden seit langem nicht mehr gesichtet und das Militär hat in einem ehemaligen Stadtteil von London ein abgeriegeltes, sicheres Gebiet zum Wohnraum für die letzten verbliebenen Engländer, deren Familienmitglieder oder ehemaligen Flüchtlinge eingerichtet, das unter strenger Bewachung steht. Einer der dort angesiedelten Bewohner ist der leitende Sicherheitsmann, der während einer Flucht vor Infizierten seine Frau mitten in lebensbedrohlicher Gefahr in Stich ließ, um sich selbst zu retten. Dieser Mann hat nun seine Kinder in die Wohnsiedlung kommen lassen. Doch die beiden Kids brechen aus der Siedlung aus, um in ihrem alten Haus nach persönlichen Dingen zu suchen. Dort finden sie etwas Unglaubliches, was die Seuche erneut ausbrechen lässt.
Mehr sei nicht verraten.
War der Vorgänger bereits ein durch seine Ernsthaftigkeit und bedrückende Stimmung geglückter Seuchenkatastrophenthriller, so legt die Fortsetzung mit ihrer nicht enden wollenden Verkettung dramatischer und spannungsgeladener Momente und ihrer knüppelharten Konsequenz (Stichwort: totale Auslöschung) noch mal eine Schippe drauf. Genau wie bei Teil 1 gibt es stille Augenblicke in der einsamen, apokalyptischen Welt, die von Menschen verlassen ist, welche wunderschön und unglaublich realistisch eingefangen wurden, aber eben auch wieder hysterische Verfolgungsjagden und brenzlige Situationen ständiger Lebensgefahr für unsere paar menschlichen Helden. Hier nenne ich auch gleich mal die einzige echte Schwäche dieses schweißtreibenden Spektakels, die mir wirklich unangenehm aufgefallen ist: Dass heutzutage im Handy- und Musikvideozeitalter verwackelte Kamerabilder und viel zu schnell inszenierte Actionsequenzen längst Alltag auf dem Bildschirm und der Leinwand geworden sind, ist klar, doch 28 WEEKS LATER übertreibt in diesem Punkt oft maßlos, wodurch manchmal nur noch ein einziges Gezappel, Geruckel und Schleudern im Film zu erkennen ist, welches kaum Platz für nachvollziehbare Perspektiven oder Einstellungen lässt. Man sieht häufig nicht viel, erhascht nur noch Eindrücke und Details am Rande. Das soll jedoch das Gesamtbild dieser Fortsetzung nicht schmälern, denn in den entscheidenden Momenten werden die Mimik und Körpersprache der durchgehend guten Darsteller genauso gezielt eingefangen wie die sehr aufwendig inszenierten Explosionen oder gigantischen Luftaufnahmen. Überhaupt erkennt man sofort, dass hier im Vergleich zum ersten Teil viel mehr Aufwand in die Produktion gesteckt wurde, weshalb sich die Betrachtung im Kino besonders lohnt. Auch wegen der lauten Geräuscheffekte, die einen mit schöner Regelmäßigkeit hochschrecken lassen.
Die Infizierten, die im ersten Teil so prägnant waren, dass sie sogar zum Vorbild der rennenden Zombies aus dem DAWN OF THE DEAD Remake wurden, spielen diesmal nur noch eine untergeordnete Rolle weit hinter den zentralen Figuren der Familienmitglieder.
Es geht eben hauptsächlich um das Auseinanderreißen einer vierköpfigen Familie während eines Ausnahmezustands. Wegen der eindringlichen Bilder von zerbombten Straßen, verbrannten Menschen, Nebelschwaden von Nervengas, fliehenden Massen in Panik, bedrohlich wirkenden Soldaten und dem Einsatz von grüner Nachtsichtsicht kommt einem das Ganze wie eine Nachrichtenreportage über ein reales Kriegsgebiet vor.
Zum Glück verkommt der Film trotz der zentralen Familienstory nie zu einer pathetischen Seifenoper, sondern hetzt viel mehr von einer einprägsamen Situation zur nächsten. Es gibt keine Verschnaufpause, nur immer neue Bedrohungen für die zwei armen, schutzlosen Minderjährigen. Und mit Blut wird natürlich auch wieder fleißig rumgesudelt.
28 WEEKS LATER ist insgesamt eine dem Vorgänger mindestens ebenbürtige Fortsetzung mit vielen unvergesslichen Bildern. Ein geniales Drama über ein Schreckensszenario, das auch jeden Zombiefan befriedigen dürfte, denn es steht erfreulicherweise viel eher in der Tradition des DAWN OF THE DEAD Remakes oder Romeros Untoten-Quadrologie als etwa so ein oberflächlicher und wirkungsloser Gameverfilmungskäse-Käse wie RESIDENT EVIL.
Hört also nicht auf nörgelnde Miesmacher und lasst euch nicht vom schwachen Einspielergebnis abschrecken: 28 WEEKS LATER rockt und ist ungefähr genauso stark wie DAWN 2004 oder LAND OF THE DEAD, nur eben auf seine völlig eigene Weise.
Unbedingt reingehen!
9 von 10.