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Bemerkenswert, wie der einst so berüchtigte Zombiefilm in den letzten Jahren mutiert ist. War es weiland beinahe schon hinreichend für behördliche Repressalien, wenn im Titel das Wort Zombie auch nur vorkam, so sind die Wiedergänger mittlerweile nicht nur mainstreamtauglich geworden, sondern auch noch völlig genreübergreifend anzutreffen. Ob Zomedy oder Untoten-Soap, Zombies im Mittelalter, japanische Schulmädchen oder gar lebende Tierleichen (inklusive Wiederkäuer), so schnell wie das Genre selbst scheint kaum noch ein Virus mutiert zu sein. Trotz einer derartigen Inflation an lebenden Toten ist der klassische Zombiefilm dagegen aber fast schon rar geworden. Rennende Leichen hin oder her - "28 Days Later" war da (das muss jetzt paradox klingen) ein Lichtblick, angesichts schaufelweise Düsternis, Ernsthaftigkeit und morbider Beklemmung.

Mit "28 Weeks Later" fand die Katastrophe ihre Fortsetzung und geriet - obwohl man inhaltlich und stilistisch am Konzept des Vorgängers festhielt  - selbst zu einer Katastrophe. Das zeigt sich dem Genrefreund bereits in den ersten 10 Minuten, in denen es zwar erstaunlich schnell recht blutig zur Sache geht, wenn nämlich eine sabbernde Meute flinker Untoter einer Gruppe eingeschlossener Nichtinfizierter die Bude einrennt, aber der Film zugleich einen Offenbarungseid hinsichtlich der zu erwartenden Originalität leisten muss. Nicht eine neue Idee liefert diese Szene und genauso geht es weiter bis zum Schluss. Eine halbe Stunde dauert es nun, um dem Zuschauer die Folgen der Epidemie zu präsentieren, nebst den Bemühungen der Überlebenden, zurück zur Normalität zu finden. Nur damit nach rund der halben Spielzeit aufgrund von unglaublich dämlichem, unglaubwürdigen und - natürlich menschlichem - Fehlverhalten der ganze Zirkus wieder von vorne beginnt. Mögliche Nebenwirkungen für den Zuschauer: Gesichtsstarre, schwere Augenlider und zunehmende Ungeduld.

Anstelle von Spannung oder Atmosphäre reihen sich nun vielmehr haarsträubende logische Ungereimtheiten aneinander, ein Umstand, den man sicherlich jedem Fulci verzeihen würde, nicht aber einem Film, der ein durchdachtes Szenario behauptet und darüber fast schon im dokumentarisch-seriösen Ton berichtet.  Zwar gibt es auch wieder Großaufnahmen der verwüsteten, menschenleeren und von Rauchsäulen verschleierten Metropole, die kennt man allerdings schon vom Vorgänger und wirken hier einfach nur noch aufgepfropft . Stellenweise wähnt man sich gar eher in einem Werbefilm einer Reiseagentur als in einem Horrorfilm.  Schlechterdings ist Spannung oder Nervenkitzel in "28 Weeks Later" Mangelware. Früher hätte wenigstens der Pyrotechniker noch etwas zu tun gehabt, aber augenscheinlich stammen die meisten Effekte aus dem Digitallabor, womit man vielleicht den Zeitgeist trifft, aber leider nicht die Atmosphäre schafft, die ein Zombiefilm nötig hat. Die extrem verwackelte Kamera verbirgt mehr als sie zeigt und dürfte als Stilmittel so manchen Zuschauer ohnehin erheblich nerven.

Irgendwie muss natürlich auch noch das Thema des menschlichen Einzelschicksals in einem unmenschlichen gesellschaftlichen Umfeld verwurstet werden. Also schnell noch eine Kelle melodramatischer, aber leider ziemlich überflüssiger Familienszenen drauf und schon hat man die obligatorische soziologische Komponente abgedeckt und dabei unbeabsichtigt fast noch ein Novum geschaffen, nämlich das Subgenre des Zombie-Versteher-Films zu erfinden. Irgendwie findet das Nichts von einer Handlung schließlich zu einem unspektakulären Ende, welches zwar keinerlei Überraschungen bereithält, aber dafür die Tür für weitere Fortsetzungen weit offen lässt. Immerhin: was man von "28 Months Later" , "28 Years Later" etc. etc. erwarten darf, steht damit wohl jetzt schon fest. Caveat Emptor.

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