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Manchmal leisten die deutschen Vermarkter ausländischen Filmen einen Bärendienst. Bestes Beispiel ist das argentinische Frühwerk "36 pasos" von Adrian Garcia Bogliano ("Cold Sweat", "Here comes the Devil"), das hierzulande zuletzt als "Bloody Bikini Massacre" und einem selten schlechten Cover auf den Markt geworfen wurde. Dabei ist der Film weder Trash noch ein Slasher.
In "36 pasos" geht es um sechs junge Frauen, die auf der Schule eine Clique waren und die ein paar Jahre nach Schulende auf ein außerhalb der Stadt liegendes Grundstück entfürt werden, um mit einer gewissen "Tamara" Geburtstag zu feiern. Dabei werden sie mit physischer und psychischer Folter konditioniert, um gewisse Regeln einzuhalten. Die wichtigste ist, immer gute Laune zu haben. Regelverstöße werden von Tamaras Familienmitgliedern brutal bestraft.
Bogliano erzählt die Geschichte nicht linear, sondern schiebt immer wieder Rückblenden - etwa die Entführungen der Mädchen - ein. Somit entwickelt sich erst nach und nach das Gesamtbild. In der Anfangssequenz wird das tödliche Ende eines Fluchversuches eines der Mädchen aus der Sicht zweier junger Männer in einem Auto geschildert. Auch bemerkenswert die Szene gege Ende, in der verdeutlicht wird, wie den Entführten die Regeln quasi "eingefoltert" wurden.
Alles in allem also ein Film, der zu gefallen und zu unterhalten weiß, und der gegen Ende, wenn die Mädchen geheime Aufträge erhalten, sich gegenseitig zu bekämpfen, auch zunehmend blutig wird.
Sicher gibt es auch Kritikpunkte. Zum einen die Schmuddeloptik (wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass es ein Low Budget Film ist), die zwar zu einem schmutzigen Film wie "You´ll never die alone" (ebenfalls von Bogliano) gut gepasst hat. Bei heißen Bikini-Girls am Pool hätte es dann aber schon gern Hochglanz sein dürfen. Schwerwiegender ist allerdings, dass doch das Motiv für das Ganze doch ein wenig nebulös bleibt bzw. stark übertrieben wirkt. Ein paar inhaltliche Ungereimtheiten gesellen sich außerdem hinzu (der kleine Twist am Ende ist nicht nur vorhersehbar, sondern auch etwas unrealistisch).
Dennoch ist "36 pasos" ein durchaus sehenswerter Film, der nur durch seine Vermarktug in Deutschland völlig falsche Erwartungen weckt und somit wohl auch hauptsächlich von den falschen Leuten geguckt wird.

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