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Die hübsche Mittzwanzigerin Pilar und vier ihrer ehemaligen Schulfreundinnen werden entführt und gegen ihren Willen in einer geräumigen Villa festgehalten. Der Aufenthalt dort wird ihnen von ihren Kidnappern an und für sich ganz angenehm gestaltet, es gibt lediglich ein paar Spielregeln, an die sich die Mädels zu jeder Zeit halten müssen, welche besagen: Rumgelaufen wird nur im Bikini, auf Kommando wird Fröhlichkeit geheuchelt, die Geburtstags-Party für eine gewisse Tamara muss vorbereitet werden und den neusten Anweisungen in den ab und an zugestellten roten Briefumschlägen ist auf der Stelle Folge zu leisten. Sollte jedoch eine der jungen Frauen aus der ihr angedachten Rolle fallen oder - noch schlimmer - einen Fluchtversuch von dem Anwesen wagen, erscheint allerdings prompt ein stämmiger Typ auf der Bildfläche, der die jeweilige Querulantin entweder zu Blutwurst zermatscht oder sie in den angrenzenden Schuppen verschleppt, wo munter drauflos gefoltert wird. Nach ein paar Tagen liegen die Nerven der Bikini-Miezen erwartungsgemäß völlig blank und es wird zunehmend schwieriger, die wackelige Fassade der guten Laune aufrecht zu erhalten. Da taucht plötzlich Party-Gast Lucia auf, die von den Vorkommnissen in der Villa dummerweise keinen Schimmer hat... und die Entführer legen fest, dass für jeden Regelverstoß ihrerseits eine der übrigen Anwesenden geradestehen muss... Soll mir keiner nachsagen, dass ich kein Herz für unterproduzierte No-Budget-Filmchen hätte...! "Bloody Birthday - Ein blutiger Geburtstag" ist eine frühe Fingerübung von Adrián García Bogliano, der hiermit durchaus ein gewisses Talent durchscheinen lassen konnte und bei dem es einen auch nicht wundert, dass er mittlerweile größere Genre-Brötchen backt und im Anschluss noch solche aufsehenerregenden Streifen wie "Here Comes the Devil" und "Late Phases" abgeliefert hat. Das Ganze ist dann nämlich doch etwas mehr als der x-te Wald-und-Wiesen-Splatter im Slasherfilm-Gewand, sondern greift stattdessen eher die Grund-Idee hinter dem Reality-TV-Format "Big Brother" auf und modelt diese entsprechend den Bedürfnissen des Horror-Genres hin um. Okay, das haben vor ihm solche Streifen wie "Unsichtbare Augen", "Kolobos" und "Voyeur.com" auch schon getan, doch im Gegensatz zu diesen kommt der leidige Überwachungs-Aspekt hier kaum zum Tragen... stattdessen konzentriert man sich eher auf die grausame Abwandlung jener Tasks und Aufgaben, die die Kandidaten solcher Shows bisweilen zur Belustigung der Zuschauer erfüllen müssen und gibt eben dadurch auch ein ganz anderes Statement zu der Thematik ab. Im Subtext lauert da nämlich eine böse Allegorie auf ein heutzutage veraltetes, gesellschaftliches Frauenbild, bei dem die Mädels doch bitteschön gut aussehen (= im Bikini rumlaufen), sich um den Haushalt kümmern und ansonsten die Klappe halten sollen... und wer aufmuckt, kriegt im trauten Heim eins mit der groben Kelle übergezogen. Zu weit hergeholt? Alleine, dass sich hier überhaupt Ansatzpunkte für eine irgendwie geartete Analyse finden lassen, überrascht einen schon und ist mehr, als man erwartet hätte. Dass der Aufhänger der Entführungen schwach ist und kaum als Motivation für eine derart ausschweifende Rache-Aktion taugt (es geht letztendlich um Hänseleien während der Schulzeit... wieder mal), kann man dem Streifen ergo nachsehen, zumal dieser auch nur als Banalität am Rande steht, auf die nicht näher eingegangen wird. Es erübrigt sich wohl auch zu erwähnen, dass das Ganze formal als nur wenige Tausend Dollar teures Video-Filmchen keinen höheren Ansprüchen genügt, auch wenn Bogliano doch mit mehr Sinn und Verstand an die Nutzung dieser Technik herangeht als beispielsweise ein Jess Franco in seiner Spät-Phase. Die doch recht peppige Inszenierung kommt da ob einiger dynamischer Bild- und Schnitt-Kompositionen zumindest ab und an ein wenig stylish daher, wann hat man sowas schonmal bei einem Bethmann oder Schnaas erlebt? Auf jeden Fall dürfte er die Gorebauern aber schnell auf seiner Seite haben, denn die Mord- und Folter-Szenen sind bretthart und sadistisch und am Ende sorgt die Kettensäge für reichlich Geschnetzeltes. Also, "Bloody Birthday - Ein blutiger Geburtstag" ist ein wildes und trashiges Beinahe-Home-Movie, bei dem es drunter und drüber geht und das einem solange das Gehirn verkloppt, bis man es gut findet! Und dass es sich gelohnt hat, Adrián García Bogliano allen damaligen Unkenrufen zum Trotz als Filmemacher im Auge zu behalten, hat man dann ja später auch gesehen, denn einen Film wie "Late Phases" dreht man nicht als Nixkönner...!

7/10

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