Das Lexikon des Internationalen Films urteilt über Edouard Molinaros Die Filzlaus (1973) gnädig, es handele sich um eine "streckenweise amüsante Komödie". Immerhin wird den Hauptdarstellern Lino Ventura und Jacques Brel "vorzügliches" Spiel attestiert.
Hinsichtlich dieser Einschätzung gibt es wenig zu ergänzen. Es handelt sich um eine nicht nur streckenweise, sondern rundum amüsante, gelungene Komödie. Der Chansonnier Brel spielt die Nervensäge gekonnt. Besonders hervorzuheben ist jedoch die grandiose Darbietung Lino Venturas. Er gibt den Killer einfach phantastisch und nicht ohne Selbstironie. Die exzellenzte Synchronisation Venturas (der unvergleichbare Arnold Marquis natürlich) trägt ihren Teil dazu bei. Wenn Lino Ventura halb benommen aus dem Fenster stürzt, sich dann durch die Scheibe eines Schlafzimmers wirft, in dem entgeistert ein älterer Herr mit seiner Maitresse sitzt, und zurück ins darüberliegende Stockwerk taumelt, ist das einer der Höhepunkte des Films. Auch sein rabiater Umgang mit dem Psychater Fuchs ist herrlich überdreht. Allerdings bringt ihm das schließlich die Zwangsjacke ein, in der der ansonsten regungslose Ventura einen unglaublichen Blick auflegt.
Daß dieser Film eine große Komödie sein muß, unterstreicht nicht zuletzt die Tatsache, daß kein Geringerer als Billy Wilder 1981 mit Buddy, Buddy ein Remake drehte, seine letzte Regiearbeit übrigens. Da ein französischer Film in den USA keine größere Aufmerksamkeit erringen konnte und kann, erzählte Wilder die Geschichte bis auf das Ende noch einmal. Das kongeniale Duo Jack Lemmon als Nervensäge und Walter Matthau als Killer ist grandios. Dieser Film hat ein etwas höheres Tempo als Die Filzlaus, wird aber zuweilen als schwache Arbeit Wilders eingestuft. Das ist sicher falsch, soll hier aber nicht besprochen werden. Fest steht: Das französische Original muß man gesehen haben - vor allem wegen Lino Ventura.