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Eigentlich sollte man für Filme wie "The House Next Door" (wie bitte? Dem deutschen Verleih ist mal kein sinnentstellender Titel eingefallen?) eine zusätzliche Kategorie in der ofdb einführen, nämlich die des typischen 20:15-Uhr-Films. Genau zu dessen Vertretern zählt Jeff Woolnoughs Ausflug in die Welt des Spielfilms, denn Mr Woolnoughs Regiestuhl stand bislang vor allen Dingen am Set irgendwelcher TV-Serien Produktionen. So wirkt auch "The House Next Door" in der Gesamtbetrachtung wie eine Doppelfolge irgendeiner x-beliebigen Mystery Serie á la Outer Limits, was zunächst mal noch keine Wertung darstellt, aber doch eine Vorstellung vermittelt, welche Art der Unterhaltung hier geboten wird.

Willkommen in der Welt von "Reich und Schön"! - gleich die erste Einstellung vermittelt den Klischee-Bilderbuch Eindruck der typischen heilen Welt einer amerikanischen Wohnsiedlung für Besserverdienende. Protagonisten sind ein noch kinderloses Yuppie-Pärchen (sie mit künstlerischer Ader und emotional leicht erregbar, er eher relaxt und verständnisvoll), deren privates Glück zunächst mal bis zum Gartenzaun perfekt ist, das übliche Programm eben. Doch leider droht Ungemach - man ahnt es schon, wenn unsere Helden Col (Lara Flynn Boyle, die sich beim Dreh sehr gelangweilt haben muss) und Walker (Colin Ferguson, der nicht wirklich viel zu tun hatte) gleich zu Beginn hochdramatisch einen Abschiedsbrief nebst Testament auf den Wohnzimmertisch knallen. Es können eben die Frömmsten nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Der böse Nachbar ist in diesem Fall natürlich das Haus selbst, das seine Bewohner zugrunde richtet und nebenbei auch noch einen entsprechenden üblen Einfluss auf die Nachbarschaft ausübt. Der Zuschauer soll sich natürlich fragen, wie es nur um alles in der Welt so weit kommen konnte.

Drei anfangs noch sehr glücklichen Pärchen wird nun in der Rückschau durch den Einfluss des Hauses der siebte Himmel zur Hölle auf Erden gemacht und auch Col und Walker kommen nicht ungeschoren davon. Denn Col fängt mit Kim, dem schnöseligen Architekten des Bunkers an zu balzen (selbstverständlich nicht textilfrei, wie es sich amerikanischerweise gehört) und Walker darf infolgedessen auch endlich mal die Fassung verlieren. Wirklich garstig wird es in der Darstellung allerdings zu keiner Zeit.

Unbefriedigend für den Zuschauer bleibt letztendlich die Tatsache, dass das Geheimnis um den Einfluss des Hauses weder eine rationale noch eine übersinnliche Aufklärung erfährt. Zwar wird am Ende der Architekt noch einmal aus dem Hut gezogen, der - 1000 Hinweisen während des Films sei Dank - absehbar sein ganz eigenes Süppchen kocht, welche Mächte aber wirklich am Wirken waren, dass bleibt dann doch unausgesprochen. Der Einfluss des Hauses wird in der Regel auch nur erkennbar am Handeln der Betroffenen, wobei die Palette vom emotionalen Ausbruch bis hin zum Selbstmord reicht. Wirkliches Mystery-Feeling kommt nur in zwei, drei Szenen auf, die dürfen dann auch zu den Highlights des Films gezählt werden.

Unterm Strich steht am Ende jedoch nur der Eindruck, eine erinnerungsunwürdige, da wenig stringente Episode irgendeiner TV Mystery Serie gesehen zu haben; die Art von Unterhaltung eben, die man i.d.R. um Viertel nach Acht auch im TV geboten bekommt und zur reinen Zerstreuung ja meist auch ihren Zweck erfüllt. Mehr aber auch nicht.

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