Mittlerweile ins Mittagsprogramm von irgendwelchen Regionalsendern verbannt, entpuppt sich „Banktresor 713“ nach anfänglicher Geduldsprobe als überraschend gradliniger und durchaus spannender deutscher Beitrag zum Genre „Einbrecherfilme“. Offensichtlich standen die Raubzüge der Gebrüder Sass hier Pate für die tragische Geschichte, bei der durch die ein oder andere Binsenweisheit der moralinsaure deutsche Heimatfilm glücklicherweise nur gelegentlich aufblitzt.
Im Nachkriegsdeutschland bemüht sich Kriegsheimkehrer Herbert Burkhart (Martin Held) vergeblich um Arbeit. In seiner Not beschließt er zusammen mit seinem Bruder Klaus (Hardy Krüger), der von einem besseren Leben träumt, in eine Bank einzubrechen. Herberts misstrauische Ehefrau (Hildegard Grethe) und ein geldgieriger Mitwisser kommen den Brüdern bald auf die Spur.
Die Kulissen des Kriegszerstörten Berlin erweisen sich als perfekt, um einerseits die Motivation der Brüder für den Bankraub zu verdeutlichen, und um andererseits die konkrete Durchführung des Raubzuges in gewisser Weise einzigartig zu inszenieren.
Der wird im „Banktresor 713“ in beinahe epischer Länger gezeigt und nimmt gut und gerne die Hälfte der Spielzeit in Anspruch. Der hohe Detailgrad, mit dem jeder Teil des Einbruchsplans gezeigt wird, orientiert sich einerseits an den Spielregeln des Genres, verblüfft ob seiner Detailversessenheit aber dennoch. Als Kanalarbeiter getarnt sind die Brüder im Baustellendurcheinander des Berlins der damaligen Zeit praktisch unsichtbar und können sogar tagsüber in aller Seelenruhe ihrem kriminellen Tatwerk nachgehen. Dabei sind die Brüder keine abgezockten Schwerverbrecher, sondern werden durch äußere Umstände geradezu in die Kriminalität getrieben. Lebemann Klaus fühlt sich als Tankstellenwart unter Wert verkauft und dem griesgrämigen Herbert fällt jegliche soziale Bindung nach seinem Kriegstrauma schwer. Daraus die Notwendigkeit für einen Bankraub abzuleiten ist zwar immer noch hochgradig kriminell, aber vor der Kulisse des Wirtschaftswunderlands Deutschland, dessen Teil unsere beiden Protagonisten nicht sein dürfen immerhin nachvollziehbar. Heutzutage gesellt sich zu solchen Bildern ein gewisser Nostalgiebonus. Das Berlin der ausklingenden 50er mit tausenden Kindern auf Tretrollern und all seinen altmodischen „Continentale-“ und „Pelikan-Werbetafeln“ ist einfach schön anzusehen.
Der eigentlich „Bruch“ verläuft zunächst relativ reibungslos, geschickt und äußerst konsequent wird die Eskalationsspirale aber kontinuierlich weitergedreht, beginnend mit einigen spielenden Kinder, die Herbert und Klaus beim Tunnelgraben beobachten und endend mit Mord bzw. Totschlag.
Leider werden einige Teile der Geschichte dabei ziemlich hanebüchen konstruiert und wirken mitunter an den Haaren herbeigezogen. Natürlich findet Herberts Ehefrau einen Zettel auf dem feinsäuberlich der Lageplan des Tresors skizziert ist und rennt schuldgeplagt zur Polizei. Wie selbstverständlich bewahren nur unglaubliche Zufälle dem Einbrecher-Duo im Finale gleich zweimal vor dem vorzeitigen Scheitern ihres Raubzugs. Ebenfalls störend sind einige Dialoge, die bei allem Verständnis für das Entstehungsdatum des Films doch ziemlich sehr altbacken wirken. Wenn der Polizeichef mit einem „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ die Überprüfung sämtlicher Banken in der Gegen anordnet oder Herberts Ehefrau unrerwürfig „Ich weiß, dass ich kein Recht habe dir Fragen zu stellen.“ Verständnis für die Geheimniskrämerei ihres Mannes zeigt, kann man das heutzutage einfach nicht mehr ernst nehmen. Wer allerdings denkt, dass die Brüder am Ende mit einem lustigen Lied auf dem Lippen und den Taschen voller Deutscher Mark aus dem Tresor spazieren wird durch einen unerwartet dramatischen Ausgang eines Besseren belehrt. Sehr stilvoll erweist sich der Schachzug von Regisseur Werner Klingler, die Geschichte kurz vor dem eigentlichen Ende auszublenden und den Rest der Fantasie des Zuschauers zu überlassen. Dass erhöht einerseits die Dramatik und zwingt den Zuschauer abschließend sich mit den (halb-)offenen Fragen selbst auseinanderzusetzen. Ein würdiger Abschluss für einen überraschend guten Film
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Die Ähnlichkeit von Hardy Krüger zu seinem Junior