Rise of the Silver Spoiler!
Locker-flockig war er, der offizielle filmische Einstand des dienstältesten Superheldenteams der Comicwelt, und damit seiner Vorlage relativ treu. Zwar war in dramatischer Sicht noch ordentlich Spielraum nach oben, aber dafür gibt es schließlich, gerade diesem Genre inhärente und immer wieder gern genommene Fortsetzungen, die besagte Vertiefungsarbeit verrichten können.
Unter diesem Blickwinkel betrachtet, ist es schon einmal nicht die glücklichste Entscheidung, eine andere populäre Figur des Marvel-Universums in den Mittelpunkt der Geschichte des Nachfolgers zu stellen, ihn mittels des Filmtitels quasi zur Hauptattraktion zu ernennen. Schnell werden da Erinnerungen an die Batman-Filme der späten Neunziger wach, die ihre Hauptfigur nur noch als Begleiterscheinung greller, als Star-Vehikel konzipierter Bösewichtparts präsentierten. Diese konkrete Sorge könnte nun im vorliegenden Fall mit dem Verweis auf die rein digitale Natur des „Silver Surfers“ ausgeräumt werden, aber das Hauptproblem bleibt dennoch bestehen: Wie integriert man einen der schillerndsten Charaktere des Marvel-Universums (der mehr als genug Stoff für einen eigenen Film böte) in die Fortsetzung eines ohnehin inhaltlich ausbaufähigen Superheldenstreifens? Antwort: Man unternimmt gar nicht erst den Versuch einer Vertiefung, setzt die bekannten Charaktere in ihr bekanntes Umfeld und mengt die neue Figur mit bewusst in Kauf genommener Oberflächlichkeit bei. Sowohl die Vier als auch der galaktische Herold auf dem Silberbrett erfahren kaum Auslotung oder Entwicklung, das Ergebnis ist weder eine gelungene Fortsetzung des Heldenteams noch ein ordentlicher Leinwandstart für den Silbermann.
Dass der Film (so er denn die Etablierung einer Serie anstrebt) also kaum Anstalten macht, aus den lustig-bunten Kinderschuhen, mit denen sein Vorgänger durch die Gegend stolperte, herauszuwachsen, wäre auch weniger schlimm, wenn ein vernünftiger Spannungsaufbau samt Witz und Tempo das Geschehen bestimmen würden. Doch hier muss sogar ein Abfall gegenüber dem Erstling bescheinigt werden. Harmlose Witzeleien werden viel zu breit und mit wenig Gespür für Timing ausgespielt, Action ist nur sehr spärlich vertreten, und die kosmische Bedrohung wird zu keiner Zeit ausreichend konkretisiert, gerät so zur ärgerlichen Nebensache bei den Hochzeitsvorbereitungen im Hause Vier. Was sicherlich ein stimmiges Konzept ergeben hätte, wenn die entsprechende Dosis lakonischen Humors, mit dessen Hilfe schon in „Hellboy“ übernatürliche Vorgänge in den Rang einer Alltäglichkeit herabgesetzt wurden, beigefügt würde. So aber müssen sich unsere Helden in unangenehm ironiefreien Szenen mit einer Militärtruppe arrangieren, die sich der Bekämpfung des Surfers verschrieben hat und von den Fantastischen lediglich Spürhunddienste einfordert. Die in den Comics mittlerweile etablierte Idee registrierter Superhelden, die auf Abruf der US-Regierung handeln, würde so etwas ja noch verständlich machen, ist hier aber kein Bestandteil der Handlung. Dadurch wirkt das Auftreten General Hagers in diesem Falle völlig sinnlos, und trägt obendrein nicht einmal zur Spannungserzeugung bei. Im Gegenteil, jede Szene mit dieser komplett fehlkonzipierten Figur ist eine Qual, ihr Ableben ein (zu) später Befreiungsschlag.
Auch ansonsten ist man gut beraten, sich keine größeren Fragen zum Inhalt zu stellen, da sich das Drehbuch als extrem löchriges Konstrukt entpuppt. Wer es dennoch tut, sieht sich mit Patzern konfrontiert, die die bislang bei den Marvel-Verfilmungen an den Tag gelegte Sorgfalt mit Füßen treten:
Der Surfer kann zwar durch eine läppische Fünfminutenbastelei Richards’ von seinem Brett geholt werden, im Finale aber mit seinem Schöpfer und Weltenverschlinger Galactus dennoch kürzesten Prozess machen.
Und der eitle Von Doom trägt ein klinisch reines, narbenfreies Äußeres zur Schau, bekommt aber zur Halbzeit des Films unerklärlicherweise Sehnsucht nach seiner Maske, die ursprünglich nur seine Entstellung verbergen sollte.
Da stört es dann auch nicht mehr, dass eine in Shanghai antizipierte Blitzhochzeit einen Schnitt später in Japan stattfindet. Merkt doch eh keiner.
Wenig Grund zur Kritik bieten zumindest die Darsteller, die ihre Rollen erneut ordentlich, wenn auch mit einer für einen zweiten Teil erstaunlich behäbigen Routine, absolvieren.
Highlight der Originalfassung stellt sicherlich Laurence Fishburne dar, welcher dem Surfer seine Morpheus-geölte Stimme leiht. Immerhin.
Im Gesamtbild ein mehr als ärgerliches, da mit ausreichend Potential beladenes Spektakel, dessen schludrige Attitüde sicherlich die üblichen Befürworter „cooler Comic-Action“ hinterm Popcornofen hervorlocken wird, Fans der Vorlage allerdings Sorgenfalten von Ben-Grimmscher-Furchenqualität in die Visagen treiben wird.