Im Berliner Fernsehturm beginnt es zu brennen.
Durch das Fehlverhalten dummaggressiver und nicht der Affektunterdrückung fähiger Leute werden sämtliche Fluchtwege für die in der Caféterie und auf der Aussichtsplattform Gefangenen abgeschnitten. Es droht der totale Untergang.
Was den Aufwand als auch die teils sehr stilisierten Charaktere anlangt (die kämpferische junge Frau, die sich nichts sagen lässt; Aggroleute, die völlig ausflippen; ein tolles, oberkluges Kind; das passive ausländische Pärchen und der ruhige und sachbezogene Schwarze/ Farbige (was auch immer gerade politisch korrekt ist)) so ist das Inferno nicht gerade infernal zu nennen und kommt nicht annähernd an einen guten [sic!] Stechpalmgehölzfilm heran. Betrachtet man jedoch die Kameraeinstellungen, besonders hinsichtlich der ausrückenden Feuerwehr, und vernimmt zudem die durchaus als gut gewählt anzusehende Filmmusik, so lässt sich nicht leugnen, dass diese Mittel sehr dazu geeignet sind, beim Zuschauer eine innere Aufgeregtheit zu erwecken, die bis zum recht schmalzigen Gut-Ende (deutsche Filme kann man mit solchen Angaben nicht spoilern, denn die gehen fast immer gut aus) hin anhält.
Auch die unorthodoxe Hingabe zu bodenständiger Authentizität ist als lobenswert hervorzuheben, und alle etwas komplexeren und technikbezogenen Zusammenhänge werden vereinfacht und kausal schlüssig erklärt, sodass auch dabei die Bodenhaftung erhalten bleibt.
Ein Riesenlob sei auch in Bezug auf die Tatsache geäußert, dass die Verbalkommunikation der nicht Deutsch sprechenden Figuren nicht – ich wiederhole – nicht synchronisiert ist, sodass endlich auch ein origin deutscher Film etwas von internationalem Flair erhält, auch wenn dabei noch ein wenig Unbeholfenheit in der Ausführung festgestellt werden kann.
Nicht zuletzt sei angemerkt, dass man über diesen Film auch mancherlei über richtiges Verhalten im Brandfall lernt, denn „Inferno – Flammen über Berlin“ ist von einer ausgeprägten Moralizität geprägt. So lässt sich während des Anschauens einprägen, dass man a) sich nicht dummaggrohaft verhalten soll, dass man b) ein schlechtes Bild abgibt, wenn man trotz Gleichstellung Frauen nicht der Vortritt gibt, dass man c) jemandem, der einem schon einmal in den Rücken gefallen ist, keine Gnade gewähren darf, weil man dann selbst fällt (das ist also wie bei Machiavelli) und dass man d) immer das machen soll, was die Feuerwehr sagt.
Die geringfügig vorkommende Heldentümelei ist menschlich zu rechtfertigen, daher logisch schlüssig und somit nicht zu stupidem Draufgängertum hin stilisiert.