Ja, das waren noch tolle Zeiten damals, unter dem charakterstarken Helmut und seinen Polit-Kollegen.
Hier treffen wir sie wieder, die guten alten Volksvertreter, wie sie sich im Hurra Club vergnügen, mit nordischer Stoik und selbstzufriedener Stimmgewalt den Regierigen auf Schloss Lambsdorff das Fürchten lehren, das Rote Boot gegen Die Macht ansteuern oder den Ostbürgern die Marktwirtschaft erklären.
Leider, das muss man sagen, geht bei heutiger Betrachtung vieles an Witz und Pointe verloren, weil man sich außerhalb der damaligen politischen Zusammenhänge befindet, und einiges wirkt auch ein wenig überzogen, albern und schrill - die zu jeder Hurra-Sendung gehörigen Lieder zum Beispiel. Nichtsdestominder sind die Charaktere und die Selbstdarstellung der jeweiligen Politiker hervorragend karikiert - und manche Satire wird im Hinblick auf die Nachfolgerschaft des verzerrt Dargestellten (man vergleiche nur Richard von Weizsäckers Kunst des schönen Redens mit dem praxisbezogenen Einwirken Horst Köhlers auf die politische Landschaft) noch einmal verstärkt und gewinnt dadurch wieder an Aktualität.
Im Vergleich zu modernen Polit-Sketchen à la 1Live u.a. bleibt HD oberhalb der Gürtellinie und erhält sich somit die Glaubwürdigkeit, die gute Zerrspiegeleien auszeichnet und rezipierungswürdig macht.
Die Bissigkeit der Sketche ist jedoch mitunter enorm, und man wundert sich, wieviel Meinungs- und Redefreiheit dem Einzelnen vor gut 15 Jahren noch zugestanden wurde - und wie wenig davon verblieben ist.
Treue Anhänger Friedrich Küppersbuschs und seiner Sendung ZAK dürften nach wie vor ihre Freude an Hurra Deutschland haben. Die jüngere Generation und jene, die sich in globaler Vernetzung heimischer fühlen als im Existentialismus der grauen Vorzeit, werden mit HD nicht viel anfangen können, wenn nicht gar entsetzt sein. Schade.