Hier haben wir es mit einem bedeutenden Frühwerk des Maestros zu tun. Der Film der die Marke "Jackie Chan" nach Drunken Master und/oder Young Master neu definierte, auf dem alle weitern Chan Filme aufbauten und mit Police Story seinen Höhepunkt erlangte.
Ich spreche von der Mixtur aus furiosen Fights und halsbrecherischen Stunts, die voll und ganz überzeugen können. Die Old-School Chan Filme davor krankten daran, dass die Fights ziemlich einstudiert, unbeholfen und relativ lahm aussahen. Sie liefen etwas ruckelig ab, da jeder Schlag/Tritt durch eine kurze Verzögerung unterbrochen wurde, bis der nächste Angriff folgte.
Deswegen war Project A also in vielerlei Hinsicht revolutionär für das Hong Kong Kino, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass hier mal kein Shaolin Kloster oder Kung-Fu Schule das Gerüst darstellt.
Hier geht es um Dragon Ma (Jackie Chan), der als Matrose bei der Küste die Aufgabe hat Piraten zu jagen. Doch da die Pläne des Admirals von bösen Halunken sabotiert werden, sieht der Collonel keinen Sinn mehr darin weiterhin Geld in die erfolglose Piratenjagd zu investieren weshalb die Küstenwache schließlich zu Polizisten degradiert wird.
Doch das hindert Dragon Ma nicht daran die Piratenjagd fortzuführen. Er schafft es alle Polizeieinheiten inklusive Inspektor Tzu (Yuen Biao) und einen etwas schlitzohrigen Spieler Fei (Samo Hung) für den vom Admiral ausgedachten Plan "Project A" zu gewinnen, um den Piraten das Handwerk zu legen.
Zwar ist die Story ziemlich durchschnittlich ausgefallen, dafür aber reißen es die Locations wieder aus. Keine Shaolinkloster mehr, bergige Landschaften, oder weite Wiesen im Übefluss. Jackie Chan hat hier hier Orte und Kulissen gezeigt, die man vorher noch nicht gewohnt war (hab ich zumindest in den früheren Filmen noch nicht gesehen!). Chans vierte Regiearbeit zeigt uns laute Bars, exquisite Clubs, hübsche Gassen und großartige Schiff-Szenen.
Das alles unterlegt mit Ohrwurm verdächtiger Matrosen-Musik macht Project A bis dato zweifellos zu Jackie Chans bester Regiearbeit (mit Miracles ist Chan an seinem Regiehöhepunkt angelangt).
Jedoch sollte auch erwähnt werden, dass sein alter Kumpel Samo Hung ihm an einigen Stellen unter die Arme packen musste, damit der Film so aussieht, wie er aussehen sollte. Denn nur durch die Zusammenarbeit mit Samo Hung und Yuen Biao konnte sich Jackie Chan in Sachen Action weiterentwickeln und lieferte uns somit in den nachfolgenden Jahre seine berühmten Klassiker, die durch Fights und Stunts an die Spitze des (Martial-Arts)Action-Kinos gelangen konnten.
So auch hier. Es geht mit einer gewaltigen Massen-Prügelei in einer Kneipe zwischen Polizisten und Matrosen los, die sicher nicht einfach zu Filmen war. Die Stuntman werfen sich in alle möglichen Richtungen, und genau dasselbe passiert mit Stühlen, Tischen und Flaschen.
Weiter gehts mit einer ähnlichen Kampfszene in einem Club, der aber härtemäßig nochmal eins draufsetzt und noch knalligere Ideen hat, als der Fight davor.
Nach weiteren kleinen Prügeleien kommt dann die große berühmte Fahrradverfolgungsjagd, die ganz zu Recht ihren Ruf als eine von Chans besten Arbeiten wahren kann.
Auch wenn es heute weitaus spektakulärere Verfolgungsjagden alà Michael Bay gibt, überzeugt diese Fahrradszene voll und ganz durch ihre 100%ige Handarbeit, wie man es damals in den USA sicher nicht so gut hinbekommen hätte.
Tatsächlich wollte Jackie Chan die komplette Fahrradszene auf den Müll schmeißen, da er erfahren hatte, dass Steven Spielberg zeitgleich in E.T. auch eine Fahrradszene gefilmt hatte. Glücklicherweise entpuppte sich diese jedoch als ganz anders (und weitaus unspektakulärer), sodass Chan die Szene doch noch beibehielt und nun unter Fans Kultstatus genießt.
Einfach genial wie Chan durch die engen Gassen fährt, einen Verfolger nach dem anderen durch pfiffige Ideen ausschaltet und durch akrobatische Einlagen entkommen kann (Stichwort: Leiter).
Natürlich ist das alles humorvoll gehalten, sodass man über jeden Stunt (im positiven Sinne) lachen kann. Zwar ist der Humor an einigen Stellen auch etwas zu albern geraten, denn einige Gags sind nicht ganz so witzig, wie sie es sein sollten (z.B. Spaghetti ins Gesicht; dieser Gag ist schon ziemlich ausgelutscht), dafür gibt es aber auch umso bessere, wenn Dragon und und seine Eiheit vom Ausbilder Yuen Biao sarkastisch behandelt wird, und diese sich dann später bei ihm rächen.
Am lustigsten sind jedoch immernoch die irrsinnigen Stunts, wobei der Höhepunkt da eine kleine Ausnahme macht. Der große Clock-Tower Stunt!! Halb so lustig, dafür umso schmerzhafter anzusehen.
Jackie Chan hat sich von Harold Lloyd und dessen Film "Safety Last" inspirieren lassen, und "kopierte" die Szene in der die sich Figur am Zeiger einer großen Turm-Uhr festhält, und zum Schluss in die Tiefe stürzt. Mit dem kleinen Unterschied, dass Harold Lloyd den Sturz durch Spiegel- und Schnitt-Tricks vortäuschte, und JC sich dagegen tatsächlich in die Tiefe stürzte. Knappe 10 Meter freier Fall auf hartem Boden. Zwei weiter unten angebrachte Markissen sollten den Sturz etwas lindern, denn sonst hätte der arme Jackie das wohl echt nicht überlebt. Ohne einen Zwischenschnitt, steht Jackie auf, dem man die Schmerzen deutlich anmerkt. Und so verrückt wie er ist, wollte er den Stunt auch noch wiederholen, um ihn aus einer anderen Perspektive zeigen zu können...Und dabei hatte es ihn eine Woche Überwindung gekostet den Stunt erstmalig zu durchzuführen.
Das ist zwar so verrückt wie respektabel (Respekt Jackie!!) aber filmtechnisch leider nicht zu gebrauchen.
Der Sturz wurde in zwei verschiedenen Varianten gezeigt (sowie auch ein drittes mal in den Credits). Das beweist zwar, das Jackie chan diesen Stunt mehrmals durchführte, jedoch passt es nicht zwei verschiedene Stürze derselben Figur zu sehen, obendrein ist diese "Wiederholung" ruckelig, zeitlupenmäßig abgefilmt worden, was dieser Szene etwas an Attraktivität raubt. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen. Soll heißen, den zweiten Sturz hätte er zusammen mit dem dritten in den Credits zeigen lassen können.
Und da bin ich auch schon bei meinem zweiten Kritikpunkt. Nach diesem überaus beeindruckenden klasse Stunt, hat man auch schon so ziemlich das beste im Film gesehen, und dabei befindet sich der Film erst am Anfang seiner zweiten Hälfte. Nach der Fahrradszene und dem eben besprochenen Superstunt, kommt nichts mehr, was diesen Teil des Filmes toppen kann. Ist ja in diesem Fall auch sehr schwer, denn irgendwo hat auch Jackie Chan seine Grenzen, doch in einem Action/Martial-Arts Film sollte gerade das Finale den Höhepunkt darstellen. Und das ist eigentlich auch in jedem Jackie Chan Film der Fall, nur eben nicht hier.
Das Finale bietet einen großen Fight "Project A"-Matrosen vs. Piraten. Obwohl der Showdown gerade durch seine Abwechslung punkten kann, da es nicht nur reine akrobatische Martial-Arts Kämpfe gibt, sondern auch Shootouts und "Explosionen", kann das Finale deswegen nicht so ganz überzeugen, da man hier deutlich dem Film sein Alter ansieht. Einige Piraten, die mit dem Messer erstochen werden, scheinen eine Brust aus Holz zu haben, und genau darauf hat wohl auch Yuen Biao zugestochen. Hätte man diese Nahaufnahmen damals in Hong Kong nicht realistischer gestalten können?
Ähnliches trifft auf die Granaten zu, deren "Explosionen" nichts weiter als eine Staubwolke sind, die im rechten Moment in den Film geschnitten werden und ein "BOOM" die Szene begleitet. War kein Geld für teure Pyrotechnik da?
Diesen Budget-Rahmen hätte Jackie ruhig sprengen können (wie er es ohnehin des öfteren tat), damit würde das Finale deutlich besser aussehen.
Darstellerisch müsste ich eigentlich nicht viel sagen. Es ist ein alter Jackie Chan Film. Chan spielt mehr oder weniger sich selbst, den symphatischen Helden, der sich durch den Film fightet, stürzt und albert; seine Kollegen liefern je nach Rolle und Character eine ähnliche Performance ab. Yuen Biao und Samo Hung sind erstmal zusammen mit Jackie in großen Hauptrollen zu sehen (obwohl Hung für ne gewisse Zeit abwesend ist).
Wer hier jedoch darstellerisch herausragen kann, ist Dick Wei, der den Piraten "Sarm Pa" mimt. Der wurde ziemlich bösartig aufgestylt, und spielt das chinesische Piratenoberhaupt verdammt gut. Eine ziemlich einmalig coole Darstellung eines Piraten, und die deutsche Synchro mit norddeutschem Dialekt gibt dem noch den Rest. Der Kerl sieht böse aus, hört sich aber verdammt ulkig an.
Project A ist somit ein weitestgehend gelungener Chan Streifen, der voll und ganz unterhalten kann. Chan zeigt hier zwar nicht seine besten Kämpfe (aber immernoch sehr ansehnlich) dafür aber einige seiner besten Stunts. Vorzeige-Szenen sind zweifellos die Fahrradverfolgungsjagd und der der Clocktower stunt, die bis heute noch spass machen und beeindrucken können. Das Finale krankt wie gesagt an einigen technischen Mängel, doch welcher Film ist schon perfekt?
Auf jeden fall einer der bedeutendsten Klassiker des Meisters, den man sich ruhig mal zu Gemüte führen lassen kann^^