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Jackie Chans Liebe für bunte Abenteuerfilme und historische Stoffe konnte jüngst in den zwei beliebten Hollywood Ablegern „Shanghai Noon“ und „Shanghai Knights“ bewundert werden. Die beiden international recht erfolgreichen Buddymovies waren aber keineswegs seine ersten Filme dieser Machart. Schon zu Beginn seiner Karriere zeigte Chan mit „Project A“ und „Project B“ wie sehr ihm die Vergangenheit am Herzen liegt.

Es dauerte eine Weile bis der bekennende Buster Keaton Fan seine Wunschvorstellungen erstmals auf Zelluloid bannen konnten. Erst durch den anhaltenden Erfolg seiner Kung Fu Flicks an den Kinokassen Asiens, waren Produzenten geneigt  auch eher unkonventionelle Ideen zu realisieren. Im Fall von „Project A“ bedeutete dies eine extra Portion Überzeugungsarbeit, denn der zur Jahrhundertwende spielende Streifen unterschied sich maßgeblich von seinen vorherigen Filmen. Mimte Chan doch bisher immer irgendeine Art von Kampfkunstmeister oder Schüler, der sich durch die Ausbildung schinden oder in anderer Weise seine Kung Fu Fähigkeiten verbessern musste. Gerade diese Bestandteile waren essentiell für Jackies Filme und bildeeten das inhaltliche Grundgerüst. Vielleicht ist es ja gerade Jackies Wandlungsfähigkeit zu verdanken, dass er nicht bis in alle Ewigkeit auf einen Charaktertypus festgeschrieben wurde.

„Project A“ spielt im China des frühen 19. Jahrhunderts. Hongkong ist Teil des britischen Commonwealth und wird von einem mehr oder weniger schlagkräftigen Marineverband beschützt. Doch eine Gruppe Piraten macht den Militärs das Leben schwer und versenkt nahezu die gesamte Flotte. Die Küstenwache wird kurzerhand aufgelöst, Sergeant Dragon Ma (Jackie Chan) und sein ganzer Trupp wird zur Polizei abkommandiert. Als die Piraten schließlich Zivilisten verschleppen ist die Stunde von Projekt A gekommen, ein halsbrecherisches Himmelfahrtskommando um die Piraten zu verjagen und die Geiseln zu befreien…

Sieht man von einigen Subplots ab, die Jackies Probleme mit der Polizeibefehlshierarchie und einer Bande Waffenschmugglern zeigt, lässt sich die Handlung relativ kompakt zusammenfassen. Auch wenn die Story als simpel zu bezeichnen ist, passiert auf der Erzählebene einiges. Was „Project A“ aber von den meisten anderen Chan Filme made in Hongkong unterscheidet, ist die vergleichsweise üppige Ausstattung. In kaum einen anderen Abenteuerfilm wird so viel Wert auf abwechslungsreiche Kulissen, Kostüme und Requisiten gelegt. Es wird eigentlich nie langweilig und immer gibt es etwas zu entdecken, sei es nun an Land oder auf hoher See.
Auch in Sachen Handlung macht dieser Film gegenüber den Chanschen Frühwerken einen deutlichen Schritt nach vorn. Zwar passt auch hier die Story locker auf einen Bierdeckel, verzichtet aber glücklicherweise auf das 08/15 Handlungsgerüst und klischeebehaftete Stereotypen. Da es sich im Fall von „Project A“ um eine waschechte Komödie handelt, darf natürlich auch eine gewisse Portion Slapstickhumor nicht fehlen. Der ist zwar wie so oft bei Jackie Geschmackssache, ist aber selten peinlich oder unpassend. Weniger gelungen ist aber mal wieder die deutsche Synchro, die den Piratenanführer (Bill Tung) ins Plattdeutsche übersetzt. Ziemlich bescheuert, auch wenns für ein gewisses Maß an Erheiterung sorgt.

Was diesen Film in erster Linie auszeichnet sind die furiosen Stunts die Chan hier vom Stapel lässt. Besonders eine Szene ist bis in die Gegenwart referenzverdächtig – Chans halsbrecherische Flucht auf einem wackeligen Drahtesel vor einer Meute Ganoven. Keine andere Szenen bindet Jackies Körperbeherrschung so gekonnt in die Geschichte ein und glänzt gleichzeitig durch treffsicheren Witz. Chan kann auch aus einem Alltagsgegenstand eine tödliche Waffe machen und gleichzeitig leichtfüssig auf dem Rad durch die engen Gassen  tänzeln als hätte er nie etwas anderes gemacht. Sahnestück dieser Verfolgungsjagd ist der Sturz vom Dach eines Hauses durch mehrere Markissen, die ziemlich hart auf dem Boden der Tatsachen endet. Wie lebensmüde dieser Stunt wirklich ist zeigen die Credits, in denen Chan mit schmerzverzerrtem Gesicht zu sehen ist.

Leider ist nach diesem spektakulären Abgang der Zenit erreicht und wird auch nie wieder erklommen. Nur der finale Showdown in der Piratenhöhle bietet nochmal etwas Action, nämlich dann wenn die Three Brothers gegen den Oberpiraten antreten. Dies ist dann auch die einzig nennenswerte Kampfszene im ganzen Film, da sonst vorrangig auf stupide Klopperei gesetzt wird. Zwar machen die spektakulären Stunts einiges wett, können das Ruder aber auch nicht herum reißen. Es handelt sich bei „Project A“ um eine reine Abenteuerkomödie und nicht wirklich um einen Martial Arts Film, dessen sollte man sich bewusst sein. Immerhin sorgen die Co-Stars und Sympathieträger Yuen Biao und Sammo Hung für gute Unterhaltung, Es handelt sich ja immer um eine Art Familientreffen wenn die drei zusammen vor der Kamera zu sehen sind. Leider ist von Hung & Biao in punkto Action nicht allzu viel zu sehen, da die Handlung sehr auf Jackie zugeschnitten ist und er so ziemlich alle Stunts und Fights im Alleingang erledigt.

Fazit:
„Project A“ genießt unter Fans zwar einen gewissen Kultstatus, konnte mich aber nicht vollends überzeugen. Zwar erzählt Jackie seinen Marinefilm in schönen Bildern, die für seine Filme so essentielle Actionkomponente bleibt aber etwas auf der Strecke. Lediglich der Fahrradverfolgung und der Clocktower-Stunt bleib dauerhaft in Erinnerung, ansonsten gibt es wenig Zählbares zu verbuchen. Dumpfe Kloppereien wie die Kneipenschlägerei am Anfang hinterlassen doch einen etwas gedämpften Eindruck und erinnern eher an die Bud Spencer & Terence Hill Schinken, also an hochwertig choreographierte Action aus Fernost.

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