Alle paar Jahre muß man sich durch den neuesten Teenager-wollen-Sex-Film durcharbeiten, der in den prüden Staaten gerade die Kassen hat klingeln lassen und obwohl es sich meistens nur um ein etwas drastischeres Neuarrangement bekannter Elemente handelt, ist man schon froh, wenn es leidlich amüsant ist (für Erwachsene).
„Superbad“ hat nun den elementaren Vorteil für die Zielgruppe, daß Seth Rogen und Evan Goldberg dieses Skript über drei Loser schon mit 13 Jahren anfingen, als ersten Versuch, insofern kennen sie, ähnlich wie John Hughes in den 80ern, die Materie. Mit dem kleinen Unterschied, daß Hughes seine pubertären Gefühle schon hinter sich gebracht hatte und nach Substanz aus war – was hier erst nach und nach einfließt.
Ein wenig mehr Überarbeitung wünscht man sich nämlich bei der Geschichte dreier eher unspektakulärer Mitschüler, die man mit den Umschreibungen „Shy Boy“, „Fatso“ und „Supernerd“ wohl ganz gut trifft.
Da es neben Suff und Partys vor allem um Sex (den ersten oder zweiten) geht, muß sich der geneigte Zuschauer in der ersten halben Stunde erst mal durch eine endlose Flut von „Schwanz“ und „Muschi“ quälen, die vor allem der gewichtige Jonah Hill im Stakkato absondert, während Michael Cera (Arrested Development, Juno, Nick and Norah) als schüchterne Vernunft sekundiert.
Die beiden Freunde samt dem ungewünschten Vierauge Fogell wünschen sich einen guten Abgang aus der High School und natürlich Mädels samt Party und Fogell hat sich einen gefälschten Ausweis machen lassen, der zum Alkoholkauf berechtigt, was eine ganze Chaoschose an seltsamen und irren Abenteuern eines Abends in Gang setzt, ehe alles auf der Party kulminiert.
Daß es dabei auch um Freundschaften, Duldungen, Verzicht und etwas innere Fragilität geht, kommt leider viel zu selten zum Vorschein, zuvor feiern die Autoren erstmal reichlich Party, wenn Fogell etwa als sein Ausweis-Ego „McLovin“ an zwei spaßsüchtige Polizisten gerät, die mit ihm einen „Coming-of-Age“-Trip durch die Nacht machen oder die Alkoholbeschaffung die anderen beiden auf eine „Erwachsenen“-Party verschlägt, die viel schlimmer ist, als alle bisher erzählten Lügengeschichten.
Daß im Kern alle drei einfach nur „gut“ sind, braucht uns niemand sonst zu erzählen, Ceras moralisiert-vergeistigte Schüchternheit stellt lange vorher klar, daß er seine Angebetete, die ihm unter Alk mehr als zu Willen sein will, nicht ausnützen will und Hills sensible Seite hat auch schon überall und nirgends durchgeschaut – so endet der Film dann auch auf einer nachdenklichen Note, einem Ritus des Übergangs, als sich die Protagonisten samt neuer Freundin auf einer Rolltreppe voneinander entfernen, wie sie es im College tun werden, nicht sehr subtil, aber wirksam.
Nebenbei kann man aber, wenn ein paar Ausfälle wie Menstruationsblut auf der Hose oder Spuckereien wegläßt, durchaus eine Menge Spaß haben, obwohl die extrem tollen Mädchen, die hier zu unseren Held beinahe oder ganz ins Bett steigen, wohl in der Realität eher anderen Partner gewählt hätten, aber ein bißchen Fantasie darf ja ruhig sein.
Den meisten Fun haben wohl Seth Rogen und Bill Hader als nicht sattelfeste Polizisten mit einer etwas seltsamen Berufsauffassung, wo endlich auch mal der Verbalhumor und das Zusammenspiel etwas witziger ausfällt, als zwischen den Protagonisten, die eben nebeneinander eher jeweils ein Klischee runterspielen.
Kein Wunder, daß als Partyfilm „Superbad“ (mit einem schön auf altmodisch gemachten 70‘s Sound) reichlich Schotter eingespielt hat, obwohl er auf Möpse verzichtet (dafür leider nicht auf Kotze) und den Suff auf ein überschaubares (und unrealistisches) Level runterdreht.
Für Teenager sicher ein Vergnügen, für Erwachsene aber jetzt nicht der Film, der ihre Aufmerksamkeit noch fixieren kann, dafür gibt’s einfach nicht genug Frisches oder Neues. (6/10)