Review
von c.funke
Für alle Fälle Fitz Season 4
Für alle Fälle Fitz – Staffel 4
(Koch Media)
Was soll ich hier viele Worte verlieren! Koch Media präsentiert hier die letzten beiden Filme aus der Reihe Für alle Fälle Fitz, beziehungsweise Cracker, wie der Originaltitel lautet. Eigentlich eine überaus erfreuliche Nachricht, bedeutet sie für mich als großer Fan der Serie jedoch, das nun erst mal in absehbarer Zeit kein neuer Fitz über meinen Bildschirm laufen wird.
Doch nun der Reihe nach! Die im Titel erwähnte vierte Staffel ist etwas verwirrend, handelt es sich doch bei beiden Filmen um jeweils alleine stehende Filme, die nach dem Ende der Serie nach der dritten Staffel als Sonderfolgen gedreht wurden. Der erste Film, Weiße Teufel (White Ghost im Original) hatte seine Erstaustrahlung 1996, knapp ein Jahr nach dem offiziellen Ende der Reihe. Das Drehbuch wurde wieder von Paul Abbott geschrieben, der auch für 2/3 der Drehbücher der dritten Staffel verantwortlich war. Regie führte der TV-Serien erfahrene Richard Standeven.
Für Fitz untypisch befand sich der Drehort diesmal jedoch nicht in England, sonder in Hong Kong. Dr. Fitz, wieder durch die Idealbesetzung Robbie Coltrane verkörpert, befindet sich auf einer lustlosen Vortragsreihe, frönt gewohnt dem Glücksspiel und dem übermäßigen Alkoholgenuss. Als ein englischer Geschäftsmann (wir dürfen nicht vergessen, Hong Kong stand 1996 noch vor der Übergabe) seine Firma finanziell ruiniert, und ihn seine Geldgeber unter Druck setzen, läuft er Amok. Er erschlägt seine Geschäftspartner und entführt seine schwangere Verlobte, die ihm mit einer Abtreibung droht. Damit diese Abtreibung nicht vollzogen werden kann, sperrt er sie in einen Frachtcontainer. Fitz wird zu den Ermittlungen als externer Berater hinzugezogen, und kann erneut auf seine unnachahmlich arrogant bissige Weise sein Können unter Beweis stellen.
Weiße Teufel ist bestimmt nicht der beste Fitz, aber alleine durch seine teils humorvoll- zynische Betrachtungsweise der Geschichte, dem immer wieder zu skurrilen Situationen führende Culture Clash, und natürlich durch den intensiven Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche macht diese Episode eine Menge Spaß!
Allerdings war dann erst mal endgültig Schluss! Es lagen keine vernünftigen Drehbücher vor und alle Beteiligten äußerten kein großes Interesse. Dies sollte sich durch eine amüsante Situation ändern.
Erfinder und Hauptdrehbuchverantwortlicher Jimmy McGovern (von ihm stammten die imposantesten Episoden der Fitz – Ära) benötigte Geld für ein von ihm geleitetes Golfturnier, und fragte zum Spaß nach, ob ihm die Verantwortlichen das Geld gegen ein neues Fitz – Drehbuch zur Verfügung stellen würden. So entstand die Idee für Nine Eleven, dem ersten Fitz nach zehn Jahren. Regie sollte die talentierte Antonia Bird (Ravenous, Face, Der Priester) führen, und das Thema war die aktuelle Terrorparanoia. Fitz kehrt nach zehn Jahren Aufenthalt in Australien zur Hochzeit seiner Tochter nach England zurück, um direkt in einen Fall gezogen zu werden, in welchem ein traumatisierter Ex – Soldat des Nordirland – Konfliktes Menschen ermordet, um auf die Situation von ehemaligen Soldaten aufmerksam zu machen. Politisch aktuell, bissig, spannend und modern inszeniert erwies sich Nine Eleven nicht als später Nachzügler, sondern als einer der besten Fitz – Folgen, die je gedreht wurden!Der größte Coup jedoch war, einen großen Teil der alten Crew wieder mit an Bord zu haben. So trifft man die komplette Kernfamilie Fitzgerald wieder, die einem mit ihren Macken und Marotten sofort wieder vertraut erscheint.
Hier wird wirklich großes Kino präsentiert.Wie die Reihe begonnen wurde, so wird sie auch durch die Firma Koch Media liebevoll zu Ende geführt. Eine ansprechende Verpackung, die im Stil der anderen Fitz-Veröffentlichungen gehalten ist macht die Collection komplett, diesmal präsentiert man als Bonus noch ein fast 50 minütiges Making of, wo alle Beteiligten über ihre Erfahrung mit dieser Serie in den letzten 13 Jahren Revue passieren lassen. Dies ist extrem interessant, informativ und spannend, bietet es doch einen guten Einblick in die Geschichte hinter der Serie.
Somit bleibt mir nur zu sagen, dass es traurig ist, dass eine hervorragende Serie ihr Ende gefunden hat, allerdings bleibt einem durch die vorliegende sehr gute Collection ein Meilenstein des britischen Thrillergenres erhalten.
Möge Jimmy McGovern noch oft Geld für Golftuniere brauchen!!!
CFS