Review
von Leimbacher-Mario
Ein echtes Killergame!
Die 70er sind classic, die 80er Kult - aber was können Genrefilme aus den 90ern? Viel mehr als deren Ruf, so viel ist sicher. "Brainscan" ist ein weiterer Beweis dafür. Hier wird ein junger Zocker und Gorehound von einem neuartigen Videospiel gegen seinen Willen und durch einen teuflischen Digital-Dämon namens Trickster zu einem Killer gemacht... "Brainscan" hätte auch gut 10 Jahre früher entstanden sein können, da er viele harte, kultige Komponenten aus den 80ern mitbringt. Oder auch 10 Jahre später, da sein sozialkritischer Unterton sehr gut in die 00er gepasst hätte. Und genau diese Zeitlosigkeit macht ihn zu etwas Besonderem. Zusammen mit einem in der Popkultur viel zu wenig gewürdigten Bösewicht, der das diabolische Brainchild aus einer wilden Ehe zwischen Beetlejuice und Es sein könnte...
Immer wenn ich "Brainscan" gucke, habe ich zwischendurch Anflüge von Liebe. Edward Furlong noch voll im T2-Modus zieht als Identifikationsfigur, nicht nur für jeden Horrorhund, der Soundtrack und die dichte Atmosphäre machen Eindruck und der Trickster schwenkt faszinierend zwischen Charme und wahrem Angstfaktor. Zudem nahm das Thema "Gewaltgeilheit" viel vorweg und hallt nach, ist leider immer aktuell. Am Ende reicht es durch ärgerliche Kleinigkeiten, wie ein enttäuschendes Finale und ins Leere laufende Nebenplots, dann doch nicht zum Homerun. Um ihn schlechter als "gut" zu bewerten, müsste ich aber verrückt sein. Dafür ist er in jede Pore viel zu sympathisch und stimmig. Ein kleiner Kulti, der, hätte er seine exzellenten Karten besser ausgespielt, das Zeug zum modernen Klassiker gehabt hätte.
Fazit: wie ein poppiger Mix aus "eXistenZ" und "Disturbia" - der Trickster rockt und "Brainscan" macht viel mehr her, von platter Unterhaltung bis cleverer Sozialkritik, als man zuerst meinen könnte. Selbst wenn alles recht oberflächlich bleibt und sich am Ende etwas davongestohlen wird: ein schöner Vertreter der verrufenen 90er!