Review

Verwünscht,Verlobt, Verheiratet

oder

Jeder Topf findet seinen Deckel!

Pünktlich zu Weihnachten präsentiert uns Disney mit „VERWÜNSCHT" einen familienfreundlichen Film für Jung und Alt. Wie schon auch bei „Roger Rabbit" oder „Space Jam" hat der Regisseur Kevin Lima nach dem Drehbuch von Bill Kelly bei „VERWÜNSCHT" auf ein bekanntes Mittel zurückgegriffen, indem er märchenhafte (im wahrsten Sinne des Wortes) Zeichentrickelemente mit der harten (hier: New Yorker) Realität vermischt und sie nahtlos ineinander übergehen lässt. Entstanden ist ein netter, wenn auch äußerst kitschig-amerikanischer, kunterbunter Unterhaltungsfilm für Groß und Klein, der abgesehen von manchen Schwachstellen bzw. Längen dem Zielpublikum durchaus gefallen wird. Das zentrale Thema dieser musikalischen Komödie ist, wie könnte es auch anders sein, die Liebe. Dass sich Disney in letzter Zeit glänzend auf derartig herzerwärmende Filme spezialisiert hat, hat der Konzern bereits mit den „High School Musical" - Filmen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Der Anfang des Films beginnt natürlich märchentypisch mit „Es war einmal..." in der fiktiven Zeichentrickwelt und erinnert ein wenig and den Anfang des ersten Teils von „Shrek". Wir befinden uns in der farbenfrohen Disneywelt von Andalasia - einem verzauberten Königreich. In dieser Fantasiewelt lebt die brünette und hoffnungslos naive Prinzessin Giselle (in der realen Welt dargestellt von Amy Adams, bereits bekannt aus „Eiskalte Engel 2" oder „Catch Me if you can"). Sie ist, wie jede anständige Prinzessin, auf der Suche nach der wahren Liebe und ihrem Traumprinzen, in Person des holden Prinz Edward (in der Realität gespielt von James Marsden, bekannt aus den „X-Men" - Filmen oder zuletzt aus „Hairspray"). Was ein vollständiges und allen Klischees entsprechendes Märchen sein will, in dem darf neben einer hübschen Prinzessin und einem tapferen Prinzen auch ein eine böse Hexe nicht fehlen. Diese tritt auch schon bald in Erscheinung in Gestalt von Narissa - großartig gespielt von Susan Sarandon („Alfie", „Elizabethtown") - mit ihrem dümmlich wirkenden, intriganten Gehilfen Nathaniel. Neben einigen sprechenden, putzigen Tierchen, die eher an die ersten Versuche von Bambi erinnern als an Figuren aus einem modernen Zeichentrickfilm (was vermutlich auch an der bewusst etwas altbacken wirkenden und unmodern gehaltenen Animation liegt). Just am Tage ihrer Hochzeit mit Prinz Edward verbannt die böse Königin ihre ungeliebte Schwiegertochter Giselle in die harte, brutale New Yorker Realität, indem sie in einen verwunschenen Brunnen fällt.

Eben noch in einer zauberhaften Märchenwelt von Andalasia, jetzt schon in einem Kanalrohr der harten, kalten und unwirklichen Realität der Gegenwart von Downtown Manhattan. Ist wirkt durchaus komisch und skurril, wenn Giselle mit ihrem schneeweißen, vollkommen überladenen Hochzeitskleid aus der Kanalisation von New York klettert, nicht weiß, wo sie sich befindet und die verdutzten Blicke der Bevölkerung auf sich zieht. Vollkommen orientierungslos irrt sie auf der Suche nach dem Schloss und dem Prinzen umher, bis sie schließlich von dem Scheidungsanwalt Robert (gespielt von Patrick Dempsey; dem deutschen Publikum vor allem bekannt aus der Pro7 Arztserie „Grey´s Anatomy" oder „Seet Home Alabama") und seiner schüchternen Tochter Morgan. Robert ist eigentlich liiert mit Nancy (gespielt von Idina Menzel; vor allem bekannt aus den Musicals „AIDA", „HAIR" oder „WICKED").

Wie es der Zufall so will, kreuzen sich die Wege von Robert und Giselle genau an jenem Tag, als Robert ernsthaft überlegt, Nancy einen Heiratsantrag zu machen. Was danach geschieht ist zum einen allerlei Situationskomik (wenngleich auch oftmals etwas platt und vorhersehbar), vor allem als Prinz Edward in mit Schwert und in prächtigen Mittelalterkleidern gewandet in der realen Welt erscheint, um seiner angebeteten Giselle zur Hilfe zu eilen. Nicht nur das Leben von Robert gerät ordentlich aus den Fugen, sondern auch das von Giselle, Nancy und Prinz Edward. Als dann Nathaniels Versuch, Prinz Edward davon abzuhalten Giselle aufzufinden zu scheitern droht, erscheint schließlich auch noch die böse Königin Narissa auf der realen Bildfläche der Wirklichkeit, um höchstpersönlich, die hochbrisante Angelegenheit zu regeln.

Natürlich findet jeder Topf am Ende des Films seinen passenden Deckel. Das Finale wirkt etwas zu sehr konstruiert und aufgesetzt, als ob die Macher am Ende bewusst noch ein Actionhighlight nach „King Kong" - Manier (ohne hier natürlich zuviel zu verraten) dem Zuschauer präsentieren wollten, um die - ohnehin nur marginal vorhandene Spannung - mit Gewalt aufrecht zu erhalten. Wie auch bereits der Anfang des Films in der Fantasiewelt, so endet auch der Schluss in der selbigen. Leider weisen nicht nur diese beiden Teile ein paar - vor allem musikalische - Längen auf, sondern auch einige Stellen in der Mitte der Komödie.

Der Grund dafür ist, meines Erachtens, derselbe wie schon bei dem Film „High School Musical": die musikalischen Gesangseinlagen der Protagonisten. Nicht nur die Zeichentrickelemente wirken wie von an und dazumal und für heutige Sehgewohnheiten vollkommen „out of date", sondern eben auch die Musikstücke. Man fühlt sich unweigerlich an Victor Fleming und King Vidors kaum erträgliches filmisches Vermächtnis „The Wizard von Oz" mit Judy Garland aus dem Jahr 1939 erinnert. Die Lieder scheinen fast austauschbar und sind auf die 108-minütige Dauer des Streifens kaum auszuhalten. Es ist ja nicht so, dass diese Liedchen wirkliche handlungstragende Elemente darstellen, ohne die das Verstehen kaum möglich ist. Diese Stücke intensivieren das ohnehin schon vorhersehbare Geschehen und nehmen - gepaart mit kaum erträglichen Tanzeinlagen - somit die Fahrt und den Drive aus dem Film. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller, besonders von Robert, Nancy und Prinz Edward, passt sich nahtlos an die Qualität der Filmmusik an. Während Susan Sarandon die böse Königin durchaus eindrucksvoll verkörpert und auch Amy Adams die persönliche Wandlung von Giselle von einer naiven, zuckersüßen Prinzessin zu einer vernünftigen Frau auf der Höhe der Zeit durchaus glaubwürdig darzustellen vermag, so bleiben die restlichen Figuren zu einfach gestrickt und eindimensional.

FAZIT:

Nichtsdestotrotz wird man bei „VERWÜNSCHT" einigermaßen gut unterhalten, wenn man von bereits erwähnten Kritikpunkten absieht. Am Ende ist es doch eine romantische Liebeskomödie, die alle denkbaren Klischees dieses Genres bedient. Es handelt sich mit Sicherheit um keinen filmischen (und musikalischen) Meilenstein der Filmgeschichte, aber durchaus um einen amüsanten Film für die ganze Familie. Die Erwartungen von jemanden, der weiß, um was es in diesem Film geht und auch bereit ist, sich darauf einzulassen, werden auf keinen Fall enttäuscht. Jedoch erfindet Disney mit diesem Film nicht dieses Genre neu, auch wenn die Story schon recht originell ist und man über manch komische Situationen oder Dialoge durchaus Schmunzeln kann.
(4,5 von 5 Punkten)

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