Singapur, Staat der unbegrenzten Gesetze und Regeln, ist nicht nur Kulisse für die Satire Just Follow Law sondern auch gleich noch das zentrale Thema. Denn der Film nimmt mit lockerem Erzählstil all das aufs Korn, wofür Singapur bekannt ist—alberne Gesetze, die es Schwarz auf Weiß nachzulesen gibt, unnötig verkomplizierter Papierkrieg, eine Bevölkerung, die sich lieber strikt an die Regeln hält, aus Angst sonst bestraft zu werden, und eine Hierarchie in der Arbeitswelt, die niemals durchbrochen werden kann.
Als Leitfiguren treten hier der einfache Techniker und alleinerziehende Vater Lim Teng Zui (Gurmit Singh) und die Karrierefrau und harsche Abteilungsleiterin Tanya Chew (Fann Wong) auf den Plan. Als bei einem Autounfall ihre Seelen in den jeweils anderen Körper wandern, lernen sie endlich zu verstehen, welche Rolle der andere in der Gesellschaft bzw. im Arbeitsalltag tatsächlich spielt.
Die Bosse sind natürlich nicht sonderlich angetan von dem frischen inkompetenten Wind, den Tanya dank Teng Zuis Geist in ihre Firma bringt. Sie beschließen deshalb, Tanyas Stelle zu streichen, was Tanya und Teng Zui gemeinsam verhindern wollen. Die großangelegte Jobmesse, die von ihrer Firma ausgerichtet werden soll, scheint hierfür mehr als geeignet—was die obersten Bosse wiederum ganz anders sehen.
Nach lässiger Charaktereinführung beginnt Just Follow Law wie eine Büro-Komödie à la The Office oder Stromberg. Festgefahrene Hierarchien definieren genau, wer zu entscheiden und wer zu gehorchen hat—und wird ein Fehler gemacht, will es hinterher niemand gewesen sein. Am allerwenigsten der Chef. Die überspitzt gezeichnete Entrümpelungsaktion eines vollgemüllten Großraumbüros und die anschließende Deponierung des ganzen Plunders auf dem Parkplatz, weil hoher Besuch vom Minister ansteht, ist wunderbar anzusehen—noch viel mehr, als man das ganze hinter schön angestrichenen Holzwänden zu verbergen sucht. Wer hat erlaubt zu streichen? Wer hat angeordnet, den Krempel auf dem Parkplatz zu deponieren? Und was tun, wenn einem mitten drin die Nägel ausgehen?
Nach einiger Zeit mutiert das Ganze dann zeitweise zur Bodyswitch-Komödie. Mann gefangen im Körper einer Frau und Frau gefangen im Körper eines Mannes—das Thema ist ja an sich nicht neu und wird hier rein der Form halber abgehandelt, da der Schwerpunkt definitiv auf etwas anderem liegt. Trotzdem ist das Treiben lustig mitanzusehen. Bald schon verwandelt sich Just Follow Law zurück zur Satire rund ums System, das trotz ausgefeilter Gesetze ziemlich hinkt. Wie zynisch ist es da, dass Lim Teng Zuis Tochter ausgerechnet dann in einen Unfall verwickelt wird, als sie sich an das Gesetz hält und bei Rot nicht über die Straße geht. Und steht ein Gesetz oder eine Regel nicht irgendwo zum Nachlesen bereit, weiß plötzlich keiner mehr, was zu tun ist. Wie weit darf man gehen, wenn man improvisieren will? Ist es denn nun okay, wenn ein Feuerwehreinsatzfahrzeug auf den VIP-Parkplätzen hält, die nur für bestimmte Gäste vorgesehen sind, oder nicht? Und wen kann man zur Not verantwortlich machen? Und wer ist denn überhaupt für irgendetwas verantwortlich? Kein Wunder, dass der sympathische, indische Sicherheitsbeauftragte der Firma zum Schluss lamentiert: "Wenn ich das Gesetz breche, werde ich geschimpft. Wenn ich mich ans Gesetz halte, werde ich auch geschimpft. Am besten gehe ich nach Indien zurück!" Und das alles auf Englisch mit niedlichem Akzent—wie übrigens alle, die im Film Englisch sprechen.
Obwohl Just Follow Law in einer Tour Kritik übt, ist der Film mit frechem bis schwarzem Humor überaus sympathisch und witzig geworden. Mit den Figuren und den Situationen in der Arbeit kann sich wohl ein jeder Bürger einer Industrienation identifizieren, egal, ob man nun um Mitternacht vor der Bank herumlungern muss, weil in einer Minute der Tag anbricht, an dem man wieder ein Gehalt bezahlt bekommt oder ob man sich einen flachen Breitbildfernseher in die Luxuswohnung stellt.
Das Fazit und die somit dargereichte Aussage des Films mag für uns ein wenig gekünstelt wirken, trifft für singapurische Verhältnisse aber genau den Kern: Regeln dürfen auch mal gebrochen werden. Solange man es im richtigen Moment tut. Just Follow Law ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert, trifft es doch auf äußerst unterhaltsame und amüsante Weise den (nicht nur singapurschen) Puls der Zeit.