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<!--StartFragment-->Love will tear us apart 


Der bekannte Fotograf und Regisseur von Videoclips Anton Corbijn legt einen Filmüber den jung verstorbenen Sänger Ian Curtis der legendären britischen Rockband Joy Division vor. Ein Film der es in sich hat, musikalisch und künstlerisch.Und der ohne die elende MTV-Ästhetik des zeitgenössischen Mainstream-Kinos auskommt. Kein gewöhnliches Biopic. 

Kurt Cobain sagte (als er noch unter den Lebenden weilte), dass es das Video von Anton Corbijn zu „HeartshapedBox“ gewesen sei, dass dasjenige Musikvideo der Band gewesen sei, dass seinen künstlerischen Ideen am nächsten gekommen ist. Anton Corbijn, gebürtiger Holländer ist als Fotograf und Regisseur weltberühmt. Er hat das Image zahlreicher Musikstars kreiert und geprägt, insbesondere das von Depeche Mode, U2. Die Liste der Künstler, die Corbijn abgelichtet und in Szene gesetzt hat liest sich wie großes Who is Who der Musikwelt und des Showbiz und reicht bis hin zu Herbert Grönemeyer. Ein besonderes Faible hat Corbijn für Schwarz-Weiß-Ästhetik.

Anton Corbijn war für diesen Stoff der richtige Mann, nicht allein, weil er Kunst und Musik  zu verbinden vermag, sondern auch, weil ihm der Stoff am Herzen lag. Eine Platte von Joy Division war für den jungen Corbijn der Grund Holland zu verlassen und nach England zu ziehen, um die Band zu fotografieren. Es waren seine ersten großen Fotos. Nun schließt sich der Kreis. 

So, zum Film. Der ist in schwarz-weiß und besticht tatsächlich in erster Linie durch seine formale, künstlerische Ausgestaltung. Die Fotografie ist erlesen, eine wunderbar gewählte Einstellung folgt der nächsten. Keine schnellen Schnitte, wenig Kamerabewegung, auf diese Weise kann sich die Ganze Tiefe der Einstellungen entfalten. Corbijn hat natürlich auch ein Händchen für Musik. Der Soundtrack ist exzellent ausgewählt. Neben Joy Division sind einige der besten Artists vertreten, die die ausgehenden 70er Jahre zu bieten hatten, die Bandbreite reicht von Iggy Pop bis Kraftwerk. Eines der besten Stücke bewahrt sich der Film für den Abspann auf, eine Joy-Division-Coverversion, eingespielt von The Killers.

Im Mittelpunkt des Films steht Ian Curtis, Sänger der englischen Post-Punk-Band Joy Divison, die zu den bedeutendsten Bands des Übergangs vom Punk-Rock Ende der 70er hin zum Post-Punk der 80er zählt. Der große Ruhm und kommerzielle Erfolg stellte sich allerdings erst ein, als es die Band nicht mehr gab: der junge, charismatische Ian Curtis hat sich im Mai 1980, im Alter von nur 23 Jahren, zwei Tage vor der geplanten ersten Amerika-Tour, in seinem Haus in Macclesfield bei Manchester erhängt. Die mutmaßlichen Beweggründe für den Suizid liegen zum einen in der sich verschlimmernden Epilepsie, als auch in der sensiblen Persönlichkeit Curtis’ begründet. Hin und hergerissen zwischen dem Wunsch nach einem geordneten, eigentlich eher bürgerlichen Leben, dass er mit Ehefrau, Kind, Reihenhaus und regelmäßigem Job zu führen versuchte und der anarchischen Seite auf Tour mit all ihren Verführungen, wurde Curtis zwischen den unterschiedlichen, widersprüchlichen Wünschen seines Umfelds aufgerieben. Als eine Geliebte ins Spiel kommt ist es endgültig aus mit der Seelenruhe: die damit einhergehenden Konflikte mit seiner Frau, die er mit 19 geheiratet und wenig später geschwängert hat treiben in immer weiter in den Abgrund.

Neben diesen Gewissenskonflikten  in Sachen Liebe ist es auch der wachsende Erfolg der ihm zu schaffen macht. Soerzählt der Film den Lebensweg des Joy-Division-Frontmannes von seinen Teenager-Tagen bis zu seinem Selbstmord durch Strang. Er schildert die innere Zerrissenheit seines Protagonisten sehr authentisch und vermeidet dabei Pathos, Kitsch und Verklärung. Teilweise wirkt er beinahe dokumentarisch. Sam Riley ist hervorragend als Ian Curtis, Alexandra Mara Lara weiß ebenfalls zu gefallen und, kleine Kuriosität am Rande, Herbert Grönemeyer ist 20 Jahre nach „Das Boot“ wieder in einem Film aufgetaucht und spielt eine kleine Cameo-Rolle. 

Kein Biopic. Kein Hollywood-Scheiß. Ein guter Film. 8 von 10 Punkten.

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