Review

"The Cold Hour" ist leider alles andere als eine runde Sache und ich kann die teils sehr guten Reviews in der ofdb leider nicht nachvollziehen. Dass man sich um eine interessante Endzeit-Story bemüht hat ist anerkennenswert, doch leider hilft das dem Film in keiner Weise über seine grundlegenden Schwächen hinweg.

Der Film beginnt mit einigen verwackelten Einstellungen, die ein Kleinkind mit einer Handkamera macht. Man ahnt es schon - dies wird sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film ziehen, um der Handlung und ihrem Ende diesen inzwischen nicht mehr ganz so originellen Touch einer (gefakten) Dokumentation zu geben. Dabei interviewt der Knirps sukzessiv die übrige Belegschaft eines Bunkers (optisch gar nicht mal so weit von einem beliebigen, schnöden Heizungskeller entfernt) und macht den Zuschauer auf diese Weise mit den Akteuren und deren Beziehungen untereinander bekannt. Diese Szenen wiederholen sich und sind rein inhaltlich relativ belanglos. Hätte man doch nur ein paar Euro für einen anständigen Dialogschreiber springen lassen! So haben die Befragten jedoch nur gar wenig Interessantes über sich und die Mitbewohner zu sagen und wirken wie Füllmaterial in einer Geschichte, die inhaltlich nur wenig zu bieten hat und daher viel eher für einen Kurzfilm getaugt hätte.

Auch das Gelabere der Bunkerbewohner untereinander ist ziemlich seicht und weckt Erinnerung an bekannte Grundsatzdiskussionen aus etlichen anderen Filmen, in denen es meist lediglich darum geht, das weitere Vorgehen zu besprechen ("Wir brauchen Vorräte." - "Aber es ist zu gefährlich draußen." "Wir haben keine andere Wahl." "Hmmm... na gut." ect.). Über weite Strecken passiert einfach nichts Bedeutsames in "The Cold Hour" und als Charakterstudie oder als Untersuchung von zwischenmenschlichen Beziehungen, bzw. von Verhaltensweisen innerhalb einer Schicksalsgemeinschaft in einer existentiellen Notlage dafür fehlt es der Handlung an allen Ecken und Enden an Substanz. Zu oberflächlich oder aber auch undifferenziert sind die Charaktere gezeichnet, zu wenig geben deren Motive und Beweggründe her, als dass sich daraus ein interessanter, dynamischer Subplot entwickeln könnte. Ein wenig Eifersuchtsdrama hier, ein paar Erwachsenen-Kind-Konflikte da - insgesamt einfach zu wenig, als dass der Zuschauer sich für das Schicksal der Akteure nachhaltig interessieren könnte.

Dass man sich trotz des sichtlich niedrigen Budgets um Atmosphäre bemüht hat ist unverkennbar. Spätestens wenn in der Nacht die fremdartige Bedrohung durch die Gänge schleicht und an den Türen der Bunkerbewohner rüttelt, kommt schon ein klein wenig Stimmung auf. Leider unterbrechen die uninspirierten (und insgesamt einfach unverhältnismäßig lang geratenen) Dialogszenen die Handlung immer dann, wenn diese auch nur ein wenig in Fahrt kommt, etwa in den wenigen, durchaus unheimlichen Szenen in denen die Menschen auf die virulenten Mutanten treffen. Von diesen sieht man nur recht wenig, da auch hier das Budget wohl klare Grenzen gesetzt hat - was dem Film an sich aber nicht wirklich schadet. Enttäuscht sein wird nur, wer Detailaufnahmen und aufwändige Masken erwartet.

Am Ende bleibt ein unbefriedigendes Gefühl zurück, weil weder der Verlauf der Handlung inhaltlich überzeugt, noch die Darstellungsweise und auch die finale Entwicklung ist gewiss keine Auflösung, welche den Zuschauer die vorausgegangenen Längen vergessen lässt. Möglicherweise relativiert auch die recht dominierende Präsenz der Kinder den Eindruck des gewollt desperaten, harten Endzeitszenarios irgendwo unvorteilhaft in Richtung eines gruseligen Abenteuerfilms für Jugendliche. Auch die TV-Einspielungen hinsichtlich des Kriegsverlaufs und entsprechender Kommentare der Regierung sind reichlich plakativ geraten, wenn sie als Kritik an Politik und Gesellschaft verstanden werden möchten. Als Backdrop für die Handlung sind sie schlicht überdimensioniert.

Diese Unverhältnismäßigkeit ist das Hauptproblem des Films. Zu wenig Spannung, zu wenig Drive, zu wenig Handlung an sich, dafür zu viel (oft unbedeutsames) Drumherum, das die ganze Geschichte (die man auch in der Hälfte der Zeit hätte erzählen können) irgendwie bis zum Ende zusammenhält. So steht im Ergebnis ein doch ziemlich unterdurchschnittlicher Eindruck, insbesondere da mich der Film auch zu quasi keinem Zeitpunkt emotionalisieren konnte.

Ersatzweise empfehle ich das Endzeitdrama "Briefe eines Toten" von Konstantin Lopushansky - das bietet zwar keinen Splatter, aber dafür den ganzen Horror.

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