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Die Nymphomanin ist die Geschichte einer Frau Mitte Dreißig, die ihre Scheidung nicht verkraften kann und sich deshalb mit Sex und Alkohol über ihre Einsamkeit hinwegtröstet.

Stephen C. Apostolof, Regisseur einer Vielzahl einschlägiger Sexfilme, die er unter dem Pseudonym A.C. Stephen in Szene setzte, hat für diesen Film auch die Story geschrieben. Apostolofs Filme sind bis auf wenige Ausnahmen stets eine etwas müde Abfilmerei diverser Sexakrobatik. Die Nymphomanin kann jedoch als eine dieser Ausnahmen angesehen werden. Die Story ist glaubhaft umgesetzt worden und die Leistung der Hauptdarstellerin Marsha Jordan kann sich wirklich sehen lassen. Überhaupt ist dieser Film eine "One-Woman-Show", in deren Mittelpunkt Marsha steht. Sie spielt ihre Rolle mit großer Intensität und strahlt dabei eine unglaubliche Erotik aus. Die Sexszenen, an denen es im Film beileibe nicht mangelt, sind sehr dezent in Szene gesetzt worden und finden in aller Regel nur oberhalb der Gürtellinie statt (der Film stammt noch aus den Sechzigern). Aber gerade dies erhöht das erotische Potential.

Filme wie Die Nymphomanin sieht man heute nur noch äußerst selten. Sie gehören zu einer ausgestorbenen Filmgattung. Nachdem der Sexfilm mitte der 70er Jahre durch den Pornofilm abgelöst wurde und sich die Gattung aus den großen Lichtspielhäusern ganz zurückgezogen hatte, kann man Filme dieser Art nur noch vereinzelt antreffen. In den USA nannte man sie "Nudies", die vereinzelt auch etwas Glamour beinhalteten und auch mit ansprechender stimmungsvoller Filmmusik ausgestattet waren. Dieser Film ist ein Paradebeispiel für dieses Genre. Apostolof, der dieses Independent-Produkt drehte, arbeitete des öfteren mit Edward D. Wood  jr. zusammen, deren Drehbücher er verfilmte. Marsha Jordan war, ebenso wie Uschi Digart oder Candy Samples, eine der meistbeschäftigsten Darstellerinnen dieses Genres. Während Candy Samples ins Hardcoregeschäft abwanderte, haben sich Marsha Jordan und Uschi Digart aus dem Filmbusiness zurückgezogen, da sie ja ausschließlich für Erotik standen und für sie im jugendfreien Filmgeschäft kein Bedarf bestand. Dabei war gerade Marsha Jordan eine wirklich gute Schauspielerin, in etwa das laszive Pendant zur damals populären klinisch reinen Doris Day.

Man muss allerdings eine Affinität zu diesem Genre entwickelt haben, um deren Reiz nachvollziehen zu können. Dies dürfte wohl in erster Linie nur denjenigen Leuten vorbehalten bleiben, die Filme wie Die Nymphomanin noch auf der großen Kinoleinwand erleben durften. - Denn fürs Kino waren sie gemacht.

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