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„Anaconda“ ist unterhaltsames Monsterkino, auch wenn man keinen echten Gänsehautfilm zum Fürchten erwarten darf.
Natürlich muss man sein Monster erstmal als besonders gefährlich etablieren, dass weiß auch Regisseur Louis Llosa. So informiert uns Infotafel mit anzweifelbarem Wahrheitsgehalt, dass Anacondas die perfekten Tötungsmaschinen sind, anschließend wird noch ein Hausbootbewohner (Danny Trejo) von einem der Biester gemampft. Natürlich sieht man das Biest nicht, da es alte Regel des Monsterkinos ist, das Vieh bloß nicht zu früh in voller Größe zu offenbaren.
Dann braucht man noch ein paar Idioten, die den Biestern vor die Futterluken latschen, und das sind in diesem Falle die Regisseurin Terri Florres (Jennifer Lopez) und ihr Filmteam. Man will einen zurückgezogen lebenden Indianerstamm filmen, was Terris Durchbruch werden soll. Dabei findet sich die übliche Meute aus Sidekicks, potentiellem Schlangenfutter und potentiellen Helden, die aus heutiger Sicht überraschend prominent besetzt ist (damals warteten Leute wie Jennifer Lopez und Owen Wilson noch auf ihren Durchbruch).

Auf der Bootsfahrt über den Amazonas trifft das Filmteam auf den schiffbrüchigen Schlangenfänger Paul Sarone (Jon Voight), der sich zwar als guter Führer durch die Wildnis erweist, aber auch suspekt erscheint. Tatsächlich will der Lump mit dem Boot des Teams eine besonders große Anaconda fangen, doch das ist gefährlicher als angenommen und bald wird munter verknurpst…
Als waschechten Horrorfilm sieht man „Anaconda“ besser nicht, da man danach wohl kaum Angst haben dürfte, im Badezimmer von einer Riesenschlange gefrühstückt zu werden. Doch auch wenn sein Film keine große Angst erzeugt, so versteht Llosa es doch einige ordentliche Spannungsmomente zu zaubern, wenn die Besetzung durch den Amazonas planscht und die Gefahr besteht, dass Anacondas nach ihren Badehosen schnappen. Leider beschränken sich die Angriffe der Biester vornehmlich auf die zweite Hälfte, da die Einführung doch etwas sehr lang braucht, ehe der Film dann vollends in Fahrt kommt. So mangelt es anfangs auch etwas an Spannung, obwohl Llosa auch die Bootsfahrt halbwegs kurzweilig inszeniert und vor allem Gespür für schicke Bilder beweist. Der Dschungel kommt nämlich wirklich sehr atmosphärisch rüber und tröstet über die wenig tiefgründigen Dialoge hinweg.
Interessant ist auch der Bereich Charaktere in „Anaconda“: Zwar kriegt man wie üblich den patenten schwarzen Kameramann sowie das profitsüchtige Ekel, aber doch kann sich „Anaconda“ von der Formel etwas entfernen. So wird der anfangs komplett unausstehliche Sprecher nachher sogar richtig sympathisch und darf sogar mal den Helden spielen, während der locker-leichte Tonmann bald dem Reiz des Geldes erliegt. Allerdings überleben nicht nur besonders sympathische Figuren; z.B. ist gerade Terri, die uns der Film von Anfang an als Heldin präsentiert, ziemlich nervig und verhält sich ziemlich doof (kreischt, wenn alle ruhig sein sollen usw.).

In Hälfte zwei gibt es dann auch eine ordentliche Ladung Action zu sehen. Zwar sind die Schlangen nicht unbedingt State of the Art, aber es gibt schlimmeres (vor allem wenn man B-Nachzügler wie „Python“ bedenkt). Mit einer guten Mischung aus Puppeneffekten und CGI-Tricks fällt die schlängelnde Bedrohung über die Figuren her und das sieht auch nur selten richtig scheiße, sondern meist ganz gut aus. So kämpfen die Charaktere recht aufwendig um ihr Leben, es wird verfolgt, was einige Stunts bietet und es geht auch noch einiges recht aufwendig zu Bruch.
Jennifer Lopez ist hier recht blass und auch Jon Voight agiert ziemlich klischeehaft, aber dafür sieht es in den Nebenrollen gut aus. Ice Cube beweist, dass er mehr als nur Rapper im Filmgeschäft ist, sondern auch gut spielen kann, Jonathan Hyde gibt einen herrlichen Snob ab und Kari Wuhrer ist sympathischer als Leading Lady Lopez.

Zwar keine Sternstunde des Monsterkinos, aber actionreiches und vor allem sehr schick abgefilmtes Abenteuerkino mit spannend inszenierten Schlangenangriffen. Alles in allem gut, wenn auch anspruchs- wie innovationslose Unterhaltung.

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