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Mit „New Police Story“ hatte Regisseur Benny Chan bereits einen großen Kracher gedreht, doch mit „Invisible Target“ kann er sogar noch einen draufsetzen.
Tien Yeng Seng (Wu Jing) ist der wohl gefährlichste Gangster, der sich auf Hongkongs Straßen herumtreibt und gleich alle drei Hauptfiguren haben eine Verbindung zu ihm. Chan Chun (Nicholas Tse) verlor seine Verlobte bei einem Überfall, den Tiens Leute begingen. Carson Fong Yik Wei (Shawn Yue) wird von Tien gedemütigt, als dieser ihn bei einer Verkehrskontrolle stellt und verhaften will. Und Nachwuchspolizist Wai King Ho (Jaycee Chan) hat einen verschwundenen Bruder, der bei einem Undercovereinsatz Tiens Bande nachspürte.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen die drei Cops sich dann auch tatsächlich zusammen, um gemeinsam nach dem Verbrecher zu fahnden. Der sucht nämlich emsig die Beute aus einem Raubüberfall, um die man ihn betrog...

„Invisible Target“ ist trotz einer Lauflänge von rund 130 Minuten ein wirklich spannender, temporeicher Actionthriller geworden, der wirklich feines Hongkongkino bietet. Vor allem die erste Hälfte ist von unglaublichem Drive: Charaktereinführungen und Kloppereien wechseln sich ab, das Trio schließt sich gar erst bei einer Massenschlägerei in einer Bar wirklich zusammen und trotzdem kommt bei all der Action die Story nicht zu kurz. Die Figuren und ihre Motive werden wunderbar ausgelotet ohne dass „Invisible Target“ zuviel Zeit vergeudet, gleichzeitig etabliert man Tiens Suche nach der verschwundenen Beute.
Durchweg gelungen ist die furiose Inszenierung durch Benny Chan- Die moderne Optik weiß zu gefallen, setzt aber nie zu sehr auf Kameratricks und sonstige Mätzchen, sondern bietet einen stylischen, leicht düsteren Look an. In Hälfte zwei kann „Invisible Target“ auch noch mit einigen Plottwists aufwarten, wenn sich die Hatz nach der Beute doch noch etwas vertrackter gestaltet als man anfangs erwartet und weitere Hintermänner ins Spiel kommen.
Leider drosselt Chan in besagter zweiter Hälfte das Tempo auf einmal, versucht hier und da unnötigerweise den einen oder anderen Charakter noch weiter auszuloten, was aber nur auf Kosten der Spannung geht. Damit raubt „Invisible Target“ in Hälfte zwei leider von dem Potential, das der Anfang so wunderbar aufgebaut hatte, zumal der Film auch noch erfreulich durch weitestgehenden Verzicht auf den üblichen HK-Humor positiv auffällt; einzelne deplazierte Szenen wie den Gag beim Versorgen der Verletzungen verzeiht man da.

Actiontechnisch bietet „Invisible Target“ eine Mischung aus Verfolgungsjagden, Gunplay und vor allem Nahkämpfen. Werden die ersten beiden Punkte qualitativ sehr gut, quantitativ aber vergleichsweise wenig bedient, so sind die Fights mal wieder eine echte Augenweide. Mit angenehm moderatem Drahtseileinsatz getrickst und furios choreographiert ergeben sich Kampfszenen, die man ganz klar zu den besten des aktuellen HK-Kinos zählen kann. Die Moves sind spektakulär, die Kämpfe wunderbar ausführlich und der Endkampf noch mal extralang, so muss das sein. Gelegentlich kommen auch die Pyrotechniker zum Zuge, wenn es um Explosionen und Brände geht; mit Kollege Computer wurde dabei leider etwas offensichtlich nachgeholfen, aber das schmälert den Spaß nur gering.
Auch schauspielerisch ist „Invisible Target“ auf erfrischend hohem Niveau. Gerade Nicholas Tse als trauernder Cop in „Lethal Weapon“-Marnier überzeugt auf voller Linie, doch auch Shawn Yue macht einen wirklich guten Job, wenngleich seine harter Cop Nummer weitaus weniger nuanciert als Tses Spiel ist. Jaycee Chan vervollständigt das Trio und kann mit seinen Kollegen mithalten, auf fieser Seite kommen mit Wu Jing und Andy On zwei sowohl kämpferisch als auch mimisch ordentlich begabte Konterparts ins Spiel.

So hat „Invisible Target“ in Hälfte zwei leider ein paar unschöne kleine Hänger, doch sonst bietet er alles, was man sich von einem modernen HK-Actionthriller wünschen kann: Schicke Optik, furiose Schauwerte und eine durchgehend spannende Geschichte – damit übertrifft er selbst aktuelle Highlights wie „SPL“, „Dragon Squad“ und „Flashpoint“ noch ein wenig.

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