"Polycarp - der Thriller des Jahres! 'Sieben' meets 'The Davinci Code' " wird da überhaupt nicht schüchtern auf dem DVD-Backcover behauptet. Brutale Morde, geheimnisvolle, biblische Prophezeihungen und eine Suspens geladene Story wird dem geneigten Zuschauer ebendort in Aussicht gestellt. Und kein Indiz, das mich davon hätte abhalten können, dieses Film-Desaster auf bloßen Verdacht hin zu erwerben.
Kurz gesprochen: Ich fühle mich um anderthalb Stunden meiner Lebenszeit geprellt und der einzige Grund weitere Zeit an "Polycarp" zu verschwenden ist der, andere vor dieser Zeitverschwendung zu bewahren. Die läppische Story um einen mysteriösen Serienkiller, der seine Opfer verstümmelt und tätowiert zurücklässt zeichnet sich meist durch die fehlende Relevanz der dargestellten Ereignisse innerhalb der ohnehin unsinnigen, unbedeutenden und unlogischen Story aus. Für die völlig Unerschrockenen soll der einzige (jedoch völlig absehbare) Twist der absolut hanebüchenen Geschichte hier dennoch nicht gespoilert werden.
Mögen daher die folgenden Gedanken den Verantwortlichen dieses Machwerks für künftige Großtaten eine Anregung sein, dem ahnungslosen Freund des phantastischen Films jedoch bei der Entscheidungsfindung helfen, sich für oder gegen diesen Streifen zu entscheiden:
1. Ein paar vage Verweise auf irgendwelche (angeblichen?) Bibelstellen schaffen noch lange keine okkulte Atmosphäre.
2. Ein blubbernder Hexenkessel mit Trockeneisnebel wirkt in diesem Zusammenhang vielleicht reichlich albern, aber keine Spur mystisch.
3. Es wirkt nicht gerade glaubwürdig, wenn die Ausübung der Profession aller Beteiligten in erster Linie darin besteht, den Beischlaf zu vollziehen, oder aber zumindest darüber zu reden.
4. Das Gitarrengeschrammel der Band zerrt zwar ganz ordentlich (vor allem an den Nerven), aber rockt nicht im geringsten.
5. Ein Thriller ohne Thrill und Spannung rockt ebenfalls nicht.
6. Sex ist eine prima Sache, manchmal auch in Filmen. Leider funktioniert in "Polycarp" in dieser Hinsicht keine einzige Szene, denn für eine erotische Stimmung braucht es dann doch etwas mehr als ein paar entblößte Leiber, die plakativ kopulierende Bewegungen imitieren.
7. Sieben Mörder. Sieben Verdächtige. Sieben Kirchen der Offenbarung. Zugegeben, ich habe aus lauter Desinteresse während des Films nicht mitgezählt, um die Behauptung der Titelunterschrift zu überprüfen. Macht aber auch weiters keinen Unterschied, Hauptsache die Zahl Sieben steht drei mal auf dem Cover. Ganz nebenbei ist die Zahl Sieben die einzige Gemeinsamkeit mit David Finchers "Se7en", die ich feststellen konnte.
8. Wenn man dem Zuschauer angebliche psychologische Zusammenhänge unterjubeln möchte, reicht es nicht aus, ein paar vulgärpsychologische Schlagworte in nichtssagende Phrasen zu verpacken und diese von unglaubwürdigen Darstellern aufsagen zu lassen, in der Hoffnung, dass sich der vermeintlich anspruchslose Zuschauer damit zufrieden gibt.
9. Der hemmungslose und inflationäre Gebrauch des schlimmen "F"-Wortes kompensiert nicht für die im Gegenzug reichlich gehemmt inszenierten, unerotischen und ergo ziemlich misslungenen "Erotikszenen" (siehe 6). Und nein, ein derartiger Sprachstil sorgt per se auch nicht dafür, dass die Sprecher cool und tough rüberkommen.
10. Das Ende eines Films sollte vielleicht nicht unbedingt allein darin begründet sein, dass es keine Charaktere mehr gibt, die man noch nicht unbekleidet gezeigt hat, bzw. die noch als potentielle Opfer herhalten könnten.
Fazit:
7 Mörder.
7 Verdächtige.
7 Kirchen der Offenbarung.
1 / 10 Punkten.