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Jetzt weiß ich auch, wodurch der Begriff Einöde seine Bedeutung erfährt. Durch eben eine solche hetzt in "Naked Fear" nämlich ein durchgeknallter Jäger seine menschliche Beute und das Mastermind im Regiestuhl Thom Eberhardt schafft es tatsächlich, die gut 100 Filmminuten derart öde und langweilig zu gestalten, dass mich selbst der Anblick der einigermaßen knusprigen Hauptdarstellerin nicht aus meiner Duldungsstarre reissen konnte, um den Mist einfach vorzeitig auszuschalten. Zugegeben, der Titel, die Inhaltsangabe und  das DVD-Cover lassen durchaus gewagte Erwartungen im Hinblick auf deftige Exploitation oder aber zumindest einen temporeichen Thriller aufkommen, die sich aber rasch als vollkommen unbegründet erweisen. Nach gut 40 Minuten ist der Film endlich an der Stelle angekommen, an dem die Inhaltsangabe des DVD-Covers endet und alles was die Handlung bis dahin hergibt lässt sich in einem Satz als oberflächlich erzähltes Drama um eine junge Ausreißerin zusammenfassen, die sich mit den falschen Leuten einlässt und in Folge in einem schmierigen Stripclub strandet. Sämtliche kontextbezogene Klischees inklusive.

Schließlich gerät sie in die Gewalt des soziopathischen Serienkillers vor Ort, der seinen Jagdtrieb nur mit menschlicher (weiblich, nackt) Beute stillen kann. Dieser setzt Madame daher kurzerhand nackig in der Wildnis aus, gibt ihr eine Viertelstunde Vorsprung und bläst anschließend zum fröhlichen Halali. Entgegen meiner Gepflogenheiten werde ich die beiden absoluten Höhepunkte der nun folgenden gnadenlosen Hatz spoilern, die darin bestehen, dass Fräulein auf der Flucht beinahe barfuß auf eine (vermutlich tödlich giftige) Schlange tritt und beim erklimmen einer Felswand um ein Haar in eine Vogelspinne greift. Nervenkitzel pur! Dabei ist der Begriff  Hatz eine maßlose Übertreibung, da das Opfer (verständlicherweise) reichlich unbeholfen durch die Gegend stolpert und der Verfolger sich (unverständlicherweise) meist nur im Schneckentempo fortbewegt. Überhaupt verhält sich der Meisterschütz reichlich ungeschickt und man mag ihm die Rolle des passionierten, erfahrenen Jägers, dessen Wohnung mit ungefähr einer Million Jagdtrophäen vollgestopft ist und der es einmal gar auf das Titelblatt seiner Waidmannspostille geschafft hat überhaupt gar nicht abkaufen. So unbeholfen wie der Freischütz agiert, das vermittelt fast den Eindruck einer Parodie auf Pfadfinderfilme.

Wer meint, dass die Schauwerte in Hinblick auf die Hauptdarstellerin für diese Spektakel an unfreiwilliger Komik Kompensation leisten, dem sei ersatzweise die TV-Erotikwerbung im Nachtprogramm empfohlen. Die bietet im Wesentlichen die gleichen anatomischen Einblicke und hat den Vorteil, dass sie nix kostet (vor allen Dingen keine verschwendeten 100 Filmminuten an Zeit). Der Schmuddel taugt ergo kaum als Geschmacksverstärker für ein entsprechend geneigtes Publikum und in punkto Spannung und Dramatik schlägt jede Folge von "Lassie" das krude inszenierte Wildnisabenteuer um Längen. Nicht nur über die Blöße der Hauptdarstellerin, sondern viel eher über die überwiegend jämmerliche Schauspielkunst des Ensembles sollte man tunlichst einen Mantel (des Schweigens) ausbreiten, wobei man fairerweise erwähnen muss, dass bereits der Entwurf der Rollen keinerlei Potential hinsichtlich einer überzeugenden Umsetzung birgt und gegen ein wirklich mieses Drehbuch nun einmal schlichtweg kein Kraut gewachsen ist. Insbesondere die Nebenrollen sind entsetzlich einfaltslos skizziert und furchtbar dämliche Einzeiler lassen das Niveau dann vollends in Gefilde abrutschen, die eigentlich für die Alibihandlung drittklassiger Erotikfilmchen reserviert sind.

Der Gipfel der Lächerlichkeit ist aber der krampfhafte Versuch(!) das armselige Drama am Ende noch mit etwas schwarzem Humor zu garnieren, indem man noch flugs zwei alberne Kiffertypen aus dem Hut zieht und schließlich als ultimativen Storytwist eine völlig hinrissige psychologische Wandlung der Hauptdarstellerin in Folge der Traumatisierung präsentiert. Gott, ist das bescheuert!

Fazit: Fürchterlich anödende Fleischbeschau in der Einöde ohne Sinn und Verstand.

Und jetzt mit einem Wort:

Rohstoffverschwendung!

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