„Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt, und läßt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will, denn er wird kämpfen für die Sache des Feindes, wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat.“ - Berthold Brecht
Hank Deerfield würde dieses Zitat von Brecht vermutlich mögen, denn er ist Patriot. Ein ganz toller Patriot sogar. Er hat auch für sein Land gedient. Hurra. Und zwei Soldaten gezeugt. Ein Haus hat er garantiert auch gebaut, ebenso wie er höchstwahrscheinlich auch einen Baum gepflanzt hat und somit ein erfülltes Leben sein Eigen nennen darf.
Nun hat Hank Deerfield aber ein Problem: Sein Sohn ist, frisch aus dem Irak zurückgekehrt, schwups, über Nacht verschwunden. Man denkt an Fahnenflucht. Aber doch nicht Hank Deerfields Sohn! Das geht nun wirklich nicht. Also macht Hank sich auf den Weg zur Kaserne. Die jungen Bengels da haben eh keine Ahnung. Da muß erst ein alter Haudegen her. Klären, was los ist. Das tut er dann auch.
Was nach dümmstem Patriotismuspathos klingt, der dem wirren Geiste eines John Milius entsprungen sein könnte, entpuppt sich nach kurzer Zeit als übergroße Moralkeule von Paul Haggis, momentaner ZeigefingerKitschMeister Nummer Eins in Hollywood – das könnte ja doch noch gut werden, könnte man denken, wird es aber nicht.
Dabei mag es sogar relativ interessant zu sehen sein, wie die Figur des Hank im Laufe des Filmes immer mehr demontiert wird; anfangs als strahlender Held gezeigt, der auch mal rechts ran fährt, um dem aus südlicheren Gefilden eingewanderten Hausmeister einer Schule zu zeigen, wie man einen ordentlichen Fahnenappell durchführt, fängt das Bild relativ schnell an zu bröckeln.
Hank ist ein Alkoholiker, selten sieht man ihn ohne eine Flasche in der Hand, genaugenommen scheint Trinken seine einzige Freizeitbeschäftigung zu sein, immerhin lassen sich zwei tote Söhne nicht einfach so verdrängen.
Hank hat es sich nebenbei auch mit seiner Frau verscherzt, sie gibt ihm glatt die Schuld am Tod beider Buben, schließlich traten sie in der nun schon 87. Generation in die Fußstapfen ihrer Vorfahren, die Worte „Dulce et Decorum est pro patria morte” dürften Mama dabei nur wenig Trost spenden.
Hank wird auf seiner Reise auf viele Soldaten treffen: einer ertränkt erst seinen Hund, dann seine Frau, einer hängt sich auf, einer popelt gerne mit seinen Fingern in den Wunden von Verletzten rum, und einer ersticht einen Kameraden, weil der ihm grade auf die Nerven geht.
Die „Entschuldigung“ ist für alle die gleiche: der Krieg!
Unschuldige Jungen werden dabei zu emotionslosen Bestien, tickende Zeitbomben, die jeden Moment hochgehen können, um sich danach völlig ungezwungen in einem Fast Food Schuppen ein paar Chicken Wings reinzuziehen.
Am Ende des Filmes wird Hank ein gebrochener Mann sein, zu schockierend sind die Dinge die er erfährt, aber in Ermangelung der Erkenntnis seiner eigenen Probleme, wird er die Schuld umlenken, und so wedelt in der letzten Einstellung ein umgedrehtes Star-Spangled-Banner – There’s something rotten in the State of Amerikkka.
Für den ein oder anderen dürfte diese biedere Moralpredigt auf offene Ohren stoßen, für andere wiederum ist sie einfach zu platt und undifferenziert, um wirklich ein objektives Bild zu liefern, vielleicht muß man bei Scientology einfach noch lernen, dass es neben Schwarz und Weiß ganz viele Graustufen gibt – Vizepräsident Travolta müsste es eigentlich wissen, er hat es bei Malick aus erster Hand gezeigt bekommen.
„Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ - Man verpasst zumindest einen geilen Sound.
Wenn es doch nur so einfach wäre...
2,5/10
Ps: Hank wird auf seiner Reise auch auf Charlize Theron treffen, die hat sich aber mal wieder entschieden, so richtig Scheiße auszusehen, weswegen sie hier einfach unter den Teppich gekehrt wurde.
Pps: Ist hier noch jemandem aufgefallen, dass der Text sich gar nicht mit dem titelgebenden Kampf von David gegen Goliath befasst? Eine Unverschämtheit! Grade wo diese Metapher mit 2-3 Sätzen abgehakt werden könnte! Von Crumb lese ich nie wieder was. So ein Arsch!