North Carolina im Jahr der Unabhängigkeitserklärung: Es herrscht Krieg in Amerika, die Bürger lehnen sich gegen die englische Kolonialmacht auf. Der Farmer Benjamin Martin (Mel Gibson) ist zunächst gegen den Krieg, als jedoch einer seiner Söhne von einem englischen General getötet wird, gründet er eine Miliz, die bald Anhänger findet. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gelingt es den Rebellen dank Guerilla-Taktik die britischen Truppen zu dezimieren, doch die Sache gerät ins Wanken, als Engländer planen, Benjamins Familie entführen...
Bei diesem Inhalt müssten eigentlich bei jedem die Alarmglocken ertönen: Der gute alte Roland Emmerich aus dem Schwabenländle, nicht unbedingt für US-kritische Filme bekannt, inszeniert ein Schlachtenepos, das während der Unabhängigkeitserklärung spielt und den vielsagenden Titel "Der Patriot" hat. Und genau das, was man erwartet hat, trifft ein, doch es muss ja nicht unbedingt schlecht sein.
Die Story ist dünn wie ein Faden, bis auf ein paar politische Gespräche zu Beginn gibt es kaum historische Informationen, Background-Wissen ist also nicht nötig, danach wird man aber auch nicht schlauer als vorher sein. Das war jedoch nie Emmerichs Absicht, sondern er serviert uns wie nicht anders erwartet eine simple Rachegeschichte mit unübersehbarem Hang zum Patriotismus. Wer für das gelobte Vaterland kämpft, wird am Ende siegen, wer stirbt ist ein Held.
Um die Handlung voranzubringen, greift Emmerich ganz tief in die Klischeekiste. Wir bekommen am Anfang eine amerikanische Familie zu sehen mit Herrn Gibson als Oberhaupt, der in Zeiten der Sklaverei zwar schwarze Arbeiter hat, aber natürlich ganz freundlich zu ihnen ist. Die Kinder achten und lieben ihn über alles und allen scheint die Sonne aus dem Arsch. Bis die bösen Soldaten aus dem Königreich kommen und die komplette Idylle zerstören. Nach und nach muss einer nach dem anderen aus Benjamins Familie dran glauben, um seinen Patriotismus zu rechtfertigen. Das ist jedoch alles ein bisschen zu durchschaubar.
Doch dank perfekter Ausstattung gelingt es Emmerich, den Zuschauer die ganze Laufzeit über zu fesseln. Mag die Story noch so abgedroschen sein, die Bilder sind über jeden Zweifel erhaben und bieten genau das, was man von so einem Monsterbudget erwarten darf. Man fühlt sich mittendrin im Amerika des 18.Jahrhunderts, die Schlachten sind gewaltig und bleiben dabei trotzdem übersichtlich, nicht etwa wie beim meiner Meinung nach etwas zu schnell geschnittenen "Gladiator". Die Landschaften und Kostüme sind ein toller Blickfang, werden allerdings häufig mit Blut getränkt. Zimperlich geht es wahrlich nicht zu, von abgehackten Beinen und Köpfen bis hin zu blutigsten Schlachtengetümmel gibt es so einige Fiesheiten zu sehen.
Mel Gibson ist glücklicherweise in der Lage dazu, den kompletten Film zu tragen, obwohl seine Mimik nicht immer glaubwürdig ist, doch seine Ausstrahlung reißt alles raus. Und wenn er am Ende in Zeitlupe blutverschmiert, mit US-Flagge in der Hand, unterlegt von pompöser John Williams-Musik in die feindlichen Reihen läuft, gibt es eh kein Halten mehr. So eine derart übertriebene Szene hat man selten zuvor gesehen, bei mir hat sie wahre Lachanfälle ausgelöst.
Der Titel ist hier also Programm, was zu erwarten war. Wer sich einen Dreck um historische und politische Korrektheit schert, bekommt ein zweieinhalbstündiges Fest für die Augen geboten, dass sich in die Reihen der epischen Unterhaltungsfilme Hollywoods der letzten Jahre (u.a. "Braveheart", "Gladiator") einreiht. Hirn weg und einfach nur genießen!