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Mit sattem Budget und allerhand Prominenz im Gepäck, wagt sich Kevin Reynolds (187, Bestie Krieg, Rapa Nui) an die bereits 18. Verfilmung der bekannten Geschichte. Hauptdarsteller Kevin Costner war durch "Die Unbestechlichen, No Way Out" und ganz besonders durch "Der mit dem Wolf tanzt" in aller Munde und auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Reynolds und Costner arbeiteten schon zuvor in "Fandango" und vier Jahre nach "Robin Hood - König der Diebe" waren sie in "Waterworld" nochmal ein Team. Die Produzenten Pen Densham und John Watson versuchten sich auch als Drehbuchautoren und machten aus der Story 1A Popcornunterhaltung, viele Veränderungen mit inbegriffen. Wer sich "Robin Hood" zu Gemüte führen will, sollte an dieser opulenten Verfilmung festhalten, auch wenn sie mit ihren zweieinhalb Stunden ein wenig Überlänge hat.

Endlich kann Robin von Locksley (Kevin Costner) sich aus der Gefangenschaft in Jerusalem befreien. Mit dem Mauren Azeem (Morgen Freeman) an seiner Seite, macht er sich auf nach England, zum Schloss seines Vaters. Doch der Sheriff von Nottingham (Alan Rickman) hat das Land übernommen und Robins Vater ermordet. Ausserdem will er Marian Dubois (Mary Elizabeth Mastrantonio) zu seiner Frau nehmen und den Thron von England besteigen. Doch Robin schart immer mehr Verbündete um sich, beklaut den Sheriff um seine Reichtümer und verteilt es an die Armen.

Reynolds kurbelt nicht die übliche Geschichte herunter, sondern beginnt wirklich ganz am Anfang. So befindet sich Robin zu Beginn in einem Kerker in Jerusalem und rettet dort dem Mauren Azeem das Leben. Dieser steht nun in Robins Schuld und fungiert als eine Art Bodyguard, den Robin in vielen Situationen auch bitter nötig hat. So bietet die erste halbe Stunde völlig neues Material, welches in keiner "Robin Hood" Verfilmung zu sehen war. Natürlich alles frei erfunden, aber dennoch unterhaltsam ist auch so für einen rasanten Auftakt gesorgt. Den Rest hingegen kennen wir schon, doch den Figuren kann Reynolds viele neue Facetten abgewinnen. Der Sheriff von Nottingham ermordet Robins Vater und beschimpft ihn der Teufelsanbetung und Robin muss sich im Wald verstecken und formt aus armen Bauern eine Kampftruppe. Sie überfallen viele wertvolle Transporte des Sheriffs, verteilen es auch an die Armen.

Vor allem der Sheriff von Nottingham wird hier völlig anders dargestellt. Von der Hexe Mortianna (Geraldine McEwan) lässt er sich die Zukunft vorhersagen, hat gerne schöne Frauen um sich, tötet sogar seinen eigenen Cousin (Michael Wincott) und ist so fies wie noch nie. In manchen Szenen mag Alan Rickman ein wenig overacten, aber seine gehässigen Onliner sind eine Klasse für sich und sein Schauspiel rundum süffisant. Und überhaupt ist "Robin Hood - König der Diebe" granatenmäßig besetzt. Kevin Costner als Robin Hood ist ein ganz großer Wurf, der jedoch nicht der alleinige Held ist. Auch der Maure Azeem, brillant verkörpert von Morgan Freeman, ist stets im Rampenlicht. Nur mit Mary Elizabeth Mastrantonio bin ich nicht ganz einverstanden. Ihr anfangs starker Charakter schwächelt zunehmend, im Finale ist sie nur dazu da, um von Robin gerettet zu werden, ständiges Gekreische mit inbegriffen. Hier hätte man auch eine andere Darstellerin wählen können. Michael Wincott als Fiesling Guy segnet zu früh das Zeitliche, gibt aber eine ähnlich gute Vorstellung wie in "Die Drei Musketiere", der zwei Jahre später entstand. Christian Slater als unsympathischer Will Scarlett und Nick Brimble als Little John sind hervorragend. Michael McShane als trinkender Mönch Tuck sorgt für jede Menge Humor.

Überhaupt punktet dieses actionstarke Abenteuer mit viel Humor und einer tollen Kulisse. Authentische Bauten, düstere Verließe, das verregnete England und tolle Kostüme. Man fühlt sich sofort wie im Mittelalter, die Story spielt ja auch im Jahre 1194. Die Set Designer haben brillante Arbeit geleistet, auch Robins Versteck im Wald macht einiges her. Und wenn Michael Kamen sich dem Score annimmt, kann eigentlich nichts schiefgehen. Die rein instrumentalen Melodien sind eine Wucht, wenn auch manchmal etwas triefig. Natürlich hat Reynolds auch die Actionszenen nicht vergessen. Besonders die Schlacht im Wald mit den Kelten ist ein Knaller, aber auch die restlichen Actionsequenzen sind Höhepunkte. Verfolgungsjagden mit Pferden, jede Menge Zweikämpfe und zwei lange Schlachten sorgen für lückenlose Unterhaltung. Die vielen Stunts sind weltklasse, zum Beispiel wenn eine Kutsche des Sheriffs überfallen wird, oder Robin und Azeem sich mit dem Katapult über die Mauer schleudern lassen. Die Kamera von Doug Milsome sorgt für den Rest, seine spektakulären Kamerafahrten verleihen dem Film den letzten Schliff.

Das ist pures Popcornkino mit ein wenig Überlänge. Aber die Besetzung ist überragend, ausser Mastrantonio, Sean Connery soll für einen kleinen Cameo eine Rekordgage erhalten haben. Die authentische Kulisse, neu definierte Charaktere und tolle Kampfszenen machen diese 18. Verfilmung zum absoluten Höhepunkt. Ein Erlebnis für Jung und Alt.

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