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Die 2 Filme im Werk von Robert Rodriquez welche am meisten Anerkennung genießen sind, so lautet der allgemeine Tenor jedenfalls, ziemlich eindeutig From Dusk till Dawn und Sin City. Doch bei beiden war er klar im Schatten von Quentin Tarantino bzw. Frank Miller, denen der Löwenanteil an der Klasse der Filme zugesprochen worden ist. Gerade ersterer, mit dem Rodriquez mittlerweile eine lange Freundschaft pflegt, war laut Kritik und Publikum für ihn uneinholbar. Dies habe ich selbst auch immer so gesehen, doch mit Planet Terror hat er meiner Meinung nach zum 1. Mal Tarantino übertroffen.
Warum? Ganz einfach sein Film ist dem ursprünglichen Grindhouse Kino deutlich näher als der von Tarantino.

Das ist aber laut den meisten Kritikern das Hauptproblem von Planet Terror. Während Tarantino sich an einer originellen Version der Grindhouse Filme versucht hat, kopiert Rodriquez nur ohne dem Genre etwas neues abzugewinnen. So in etwa lautet die Quintessenz der meisten Kritiken. Sie haben Recht, Rodriquez kann so etwas nicht.

Das ist auch der einzige Kritikpunkt. Die Virus-Zombie ( pardon Sickos) Geschichte ist tatsächlich schon sehr ausgelutscht und manchmal glaubt man sich in einem der zahlreichen Zombiefilme wiederzufinden, die in den letzten 5 Jahren über die große Leinwand flimmerten.

Doch nun zum eigentlichen Film:
Es beginnt gleich mit einem Donnerschlag. Das Logo der Produktionsfirma "Troublemaker" erscheint mit einem Feuerball, dann R.I.P ( Rodriquez International Productions). Der Schriftzug "Grindhouse" läuft vertikal durch das Bild, während das großartige Grindhouse Theme erklingt und man Rose McGowan tanzen sieht. Und wie geil sie tanzt. Meine Fresse was für ein Einstieg, der deutlich Lust auf mehr Macht.

Dann geht es klassisch weiter. Wie gesagt, die Story ist alt, doch Rodriquez holt das beste aus ihr heraus. Die Exposition ist gekonnt, die Atmosphäre stimmig und die Locations ausgezeichnet.

Das was die ca 70. Minuten danach folgt, ist ein weitgehendst überraschungsloses, dafür zu keiner Sekunde langweiliges Splatterfest bei dem Rodriquez keine halben Sachen macht und die Special Effects Crew Überstunden machen lässt. Hier fliegen ganz schön die Fetzen. Nach einer Geschmacklosigkeit folgt schon die nächste. Ernst nehmen tut die Chose sowieso kein Mensch und wer das tut verdirbt sich eine Menge Spaß. Auch wenn ich verstehen kann, dass manche die Witzchen des Regisseurs für zu infantil halten, so finde ich z.B. die Idee mit dem Maschinengewehr als Bein schlichtweg brillant.

Was ich, vor allem bei so einer Art Film, wirklich klasse finde sind die Darsteller. Fast jede noch so kleine Rolle wurde mit ( zumindest für Filmfans) bekannten Gesichtern besetzt. Der wahre Star des Filmes ist wohl unumstritten Rose McGowan. Unglaublich hot ( und das mit nur einem Bein), schlagfertig und an manchen Stellen doch gefühlvoll. Newcomer Freddy Rodriquez ( Nein nicht mit dem Regisseur verwandt) bietet auch eine klasse Performance und wirkt zu keiner Zeit unglaubwürdig. Marley Shelton ist unglaublich süß, bringt aber auch ihre Stärke und Verzweiflung sehr gut zum Ausdruck. Josh Brolin als Dr.Block ist einfach höllisch gut. Dabei sind noch Michael Biehn ( The Rock, Aliens, Terminator), Jeff Fahey, Tom "Sex Machine" Savini, Carlos "El Mariachi" Gallardo und Quentin Tarantino. 
Am Eindrucksvollsten bzw. witzigsten sind jedoch Bruce Willis in seinem Gastauftritt (gewohnt charismatisch)  und Michael Parks in seiner Rolle als Kultfigur Earl McGraw ( From Dusk till Dawn, Kill Bill, Death Proof).

Die Inszenierung ist top, auf diesem Gebiet hatte Robert ja noch nie Kritiker und auch die Musik ist klasse. Das Grindhouse Theme ist ein unglaublicher Ohrwurm und für mich jetzt schon Kult. Auch der Rest vom Score ist gut und errinnert ein wenig an die Filme von John Carpenter ( Laut Rodriquez soll ja Planet Terror wie ein Film sein, den Carpenter zwischen Die Klapperschlange und The Thing gedreht haben könnte).

Fazit: Planet Terror ist kein Meisterwerk und auch kein Film an den man sich ewig errinnern wird. Aber er ist eine verdammt unterhaltsame Achterbahnfahrt, die einige Szenen zum Abfeiern zu bieten hat. Pures Entertainment für Freunde des schlechten Geschmacks. Grindhouse eben. Beinahe im Alleingang (Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Schnitt, Musik) hat Rodriquez somit sein Ziel erreicht. Mehr wollte er doch gar nicht und mehr können wir auch (fast) nicht erwarten, oder?
9/10

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