„Ich habe diese coole Idee für einen Zombiefilm. Ich weiß noch nicht
genau, was darin wirklich passieren wird, aber er soll von einem
Arzt-Ehepaar in einem Krankenhaus handeln.“ (Robert Rodriguez, 1998)
Don't shoot yourself. Don't shoot each other. And especially... don't shoot me.
"Give him the gun. Give him all the guns"
Planet Terror ist ein Teil der zweiteiligen Hommage an die
Grindhouse-Filme der 60er und 70er jahre des letzten Jahrhunderts.
Grindhouse-Filme waren schäbige kleine B-Movies, die in kleinen
Nebenkinos von morgens bis abends heruntergenudelt wurden, wohl
meistesns im Double-Feature, wobei beide Filme relativ kurz gehalten
waren.
Neben der billigen Machart (sehr häufig Filmfehler,
Belichtungsfehler, fehlende Szenen, unzusammenhängender Story)
zeichneten sich Grindhouse-Movies durch eine fast durchgängig schlechte
schauspilerische Riege, und vor allem sehr viel Gore und Sex aus, ohne
dabei jedoch großartig die Grenzen zu strapazieren, schließlich waren
es weder Hardcorepornos noch brutalste Zombiefilme, sondern lediglich
billig zusammengeschusterte B-Movies. Unter diese Kategorie fallen auf
jeden Fall alle frühen Russ Meyer, Roger Corman und alle möglichen
Highway-Verfolgungsjagdfilme. Doch auch solche Filme wie die ganzen
Shaw-Brothers Filme oder einige John Carpenter-Filme könnte man in
diese Kategorie pressen.
Das sollte den Begriff Grindhouse erklärt haben.
"No more dead bodies for daddy tonight."
Nach dem vergnüglichen Death Proof von Quentin Tarantino schickt
sich nun auch Robert Rodriguez Beitrag Planet Terror an das
Grindhouse-Double-Feature in Deutschland komplett zu machen, dank einer
bundesweiten Preview sogar relativ zeitnah zum "ersten Teil".
Military base - two miles away
Nach einem schniecken Vorspann in der Rose McGowan ihre Hüften
schwingen darf schwenkt die Story auch schon in einen Militärkomplex
um, wo mysteriöse, maskentragende Marines sich mit einem, die Hoden
seiner Feinde sammelnden (kein Scherz!) Biochemiker treffen. Chaos,
geheimes Kampfstoffgemisch in die Luft und tadaa, wir haben unser
kleines Zombieproblem.
Der mysteriöse El Wray trifft wieder auf seine Freundin Cherry
(McGowan) und es werden einige witzige Nebenfiguren eingeführt wie der
Polizeichef (Michael Biehn), der von seinem Bruder konsequent dessen
perfektes BBQ-Rezept haben will, der durchgeknallte Arzt und seine
untreue Ehefrau, und und und, so dass bereits nach kurzer Zeit absolute
Arche-Typen von B-Horrorstreifen die Szenerie überfluten. Cherry
verliert dann infolge von Zombies ihr rechtes Bein und ab jetzt dreht
alles nur noch mehr ab.
"Where's... the... shit? "
Das Problem bei einem Planet Terror Review ist ganz klar das man
nicht zuviel über die eigentliche Handlung verlieren darf, da gerade in
den vielen unmöglichen Wendungen und trashigen Handlungsanflügen der
Spaß an der ganzen Sache verbirgt. Genial dann auch von Rodriguez
eingesetzt die "fehlende Filmrolle", die mal eben einen riesigen
Handlungssprung suggeriert wird, inklusive eines Darstellers der auch
noch meint: "Danke, dass was du mir vorhin erzählt hast werde ich nie
wieder vergessen. Und nie wieder erzählen!" und solche Elemente folgen
in ziemlich großer Geschwindigkeit.
"Hier nimm die Waffe und denk dran: Immer auf den Kopf zielen. Das ist eigentlich genauso wie eines deiner Videospiele!"
Die große Menge an Zitaten, In-Jokes, Gastauftritten (herrlich wie
immer: Tom Savini!) und Querverweisen die da aufgefahren wird dürfte
besonders bei den richtigen Fans einschlagen. Die Zombies sehen sehr
"italienisch" aus, die "Holzsplitter"-Szene aus Woodoo wird zitiert und
es gibt einige sehr gemeine Witze und Aktionen die den gesamten Film
durchziehen.
Interessant dabei war auch, dass anscheinend im Preview-Kino eine
sehr "ausgewogene" Mischung von Zuschauern, von Fans bis Friedliebende
alles im Publikum vertreten war und man so auch teilweise krass gemerkt
hat, wenn einem Zuschauer das "Viel zu blutig!" ist. Viel zu
durchgeknallt und bei manchen Sachen (Kindermotorrad!) auch manchmal
komplett auf Blödeleien setzt.
"Never did like that son of a bitch. About as useless as a pecker on a pope."
Wo wir auch gerade mal beim Gore-Faktor und dem leidigen Thema
waren: Jupp, was Rodriguez hier abseit kann sich sehen lassen und lässt
teilweise den Funsplatter wieder in die Filmtheather einzug halten.
Unmengen an Zombies werden über den Haufen geknallt, es werden riesige
Bloodpacks bei den Effekten benutzt und auch vor kruden Effekten wurde
nicht zurückgeschreckt, als auch die große Anzahl an CGI-unterstützten Splattereffekten oder solchen die hauptsächlich aus dem Computer kamen. Dies existiert aber gleichwertig zu den auch zahlreich auftretenden, handgemachten Effekten.
"Er war da unten in den Tunneln in Afghanistan. Er und ich."
Wir unterbrechen die laufende Vorstellung ...
Why don´t you lay back and enjoy being inferior?
(aus "The Last House on the Left")
Funk Break
(Prince And The Revolution - Anotherloverholenyohead)
"U need another lover like U need a hole in yo´ head", sang Prince
Rogers Nelson, der große kleine Mann aus Minneapolis, bereits vor mehr
als 20 Jahren. Und er hat es zwar sicher nicht so gemeint, wie wir das
jetzt verstehen, aber trotzdem: "Du brauchst einen anderen Geliebten so
dringend wie ein Loch im Kopf." Und das heißt auch: Wenn du auf den
Falschen (oder die Falsche) triffst, könnte dich deine Geilheit oder
gar das bißchen zuviel Gefühl das Leben kosten. Weil dir die
großbusigen Mädels aus den Russ-Meyer-Hinterwäldlerfilmen, der
verführerische Anhalter an der staubigen Landstraße im Wilden Westen
oder auch der betrogene Ehepartner ein Loch in den Kopf schießen
werden. Und das brauchst du ja wirklich nicht - aber wenn du´s kriegst,
hast du es wahrscheinlich verdient ...
Shut up before I cut your face and nobody's gonna want to fuck your ugly cunt!
(aus "Liquid Sky")
Chicks with Guns im Terrorland
(Robert Rodriguezs "Planet Terror")
Man kann von Tarantino als Filmemacher halten, was man will, seine
Soundtrack-Zusammenstellungen verankern sich felsenfest im Gehör.
Robert Rodriguez steht dem keinswegs nach, macht aber wie gewohnt
(fast) alles selbst. Und weil sich der "El Mariachi"-Regisseur nicht
mehr damit zufriedengibt, einem mit der Tex-Mex-Formation Chingon (an
den Gitarren unterstützt durch die Gebrüder Del Castillo) feinste
Burrito-Tunes in die Ohren zu rocken, komponiert er auch schon die
längste Zeit seine eigenen Scores. Als würden ihm Drehbuch, Kamera,
Schnitt und Regie nicht reichen ...
Für "Sin City" und den nebenbei gedrehten "Die Abenteuer von
Sharkboy und Lavagirl " holte er sich Unterstützung von Graeme Revell
und John Debney. In "Planet Terror" bräuchte er weder noch, hat er doch
die heiße "Charmed"-Schwester Rose McGowan an seiner Seite, die lasziv
mit den Wimpern klimpert und dazu ins Mikro stöhnt. Wer jedoch einmal
vor oder hinter der Kamera an Bord eines der "rebel without a
crew"-Schnellzüge war, kehrt immer wieder zurück - und so hat sich der
künftige Regisseur des "Barbarella"-Remakes für einige Tracks wieder
Revells Unterstützung an den Reglerknöpfen versichert.
Die Musik unterstreicht diesen positiv billigen Eindruck nur noch
mehr: Ist anfangs die ganze Zeit über eine Carpenter-Ähnliche Musik zu
hören, ertönt sobald Michael Biehn das erste Mal die Bühne betritt, ein
Score, der verdächtig ähnlich nach Terminator klingt, wohl gerade so
verändert, dass keine Lizenzgebühren gezahlt werden müßten.
"I'm the horniest motherfucker on the road!"
Natürlich hat das Bild immer mal wieder Kratzer, verschwimmt mal
"aus Versehen", die Farben ändern sich, eine Filmrolle "fehlt", alle
Mädels wirken billig und geil, aber das will man ja genauso, wenn man
in diesen Film geht.
Das Ende ist genauso, wie es sein sollte, genauso billig, wie doof und genauso wie es in italienischen Endzeitfilmchen war.
Ein besonderer Pluspunkt ist natürlich, dass wieder dieser Sheriff
mit dabei ist, der in so ziemlich jedem neueren Tarantino-Film
mitgespielt hat und seinem Sohn Nummer Eins immer was erklären mußte,
erfrischend selbstironisch von Michael Parks verkörpert.
Und diesmal erfährt man noch ein bißchen mehr von seinem familiären Hintergrund.
Der Humor kommt in keinster Weise zu kurz, und peppt den ganzen
Film nur noch weiter auf, wodurch er fast schon in Sphären eines From
Dusk till Dawn kommt, aber eben nur fast, denn dafür ist Planet Terror
einfach nur zu schäbig und weniger cool.
Zwar fast genauso cool oder sexy, aber etwas fehlt da halt noch.
Wenn man jetzt doch noch die rosarote Fanbrille absetzt findet man da einige kleinere Punkte zum kritisieren:
Dabei sei zum Einen Quentin Tarantinos Gastauftritt erwähnt der eine sowohl extrem derbe wie (un)dankbare Rolle hatte.
Der nichtssagende kurzauftritt von BEP zerstörerin Stacy Ferguson
die gottseidak nur kurz unter den lebenden weilt, sich mal kurz nach
vorne bückt um zu zeigen was für boobs sie hat und mich im innerlichen
zu einer La ola Welle überredete nach ihrem abtretungsgesang.
Enttäuscht hat mich das Fehlen einer Rückblende auf die Geschichte
der Armee-Arbeit und besonders auf den von Bruce Willis dargestellten
Lt. Muldoon und dessen Geschehnisse in Afghanistan.
Zusätzlich war für mich als "richtigen Zombie-Fan" zuwenig
"richtiges Zombietum" zu sehen, denn oftmals werden die Gesellen nur
als williges Splatter-Utensiel genutzt. Was hier nicht ganz so sehr
stört, da der Streifen eindeutig mehr hin zum Funsplatter tendiert,
aber einige kurze, witzige Szenen mehr mit den lebenden Toten hätte es
besonders gegen Ende hin mehr geben dürfen.
Wo wir gerade am "Ende" sind: Gerade hier hätte ich mich persönlich einen etwas größeren Knalleffekt gewünscht, aber was solls.
Die vorherigen Minuten waren dafür umso unterhaltsamer.Man denke zum Beispiel an den als Rasenmäher eingesetzten Helikopter
Für Horror-Fans ein absoluter overburner, etwas zarter besaitetere
Kinogänger oder auch *Frauen sollten sich einen Besuch vielleicht
nochmal überlegen. Ansonsten aber: Ein großer Spaß! Unf für mich zählt
Planet Terror zu den gelungensten hommagen seit jahren , dem blutigsten
gesplattere und zu den 5 besten filmen des Jahres 2007