Trotz des Fehlens großer Namen (von Jürgen Prochnow mal abgesehen) ist „Codename: Elite“ ein ziemlich gelungenes B-Vehikel.
Dabei ist der Opener noch nicht gerade der große Brüller: Avi (Jürgen Prochnow) und seine Terroristenhorde überfallen ein Waffendepot und klauen einige Raketen. Simpel und bekannt als Auftakt für Actionfilme, aber halbwegs routiniert umgesetzt. Jedoch reißt das bisschen Action zu Beginn noch keinen vom Hocker, denn die Schusswechsel sind schnell vorbei. Immerhin explodiert es an ein, zwei Stellen ganz nett.
Doch dafür dreht Regisseur Terry Cunningham kurz darauf richtig auf, um die titelgebende Elite vorzustellen: Jason (Jason Lewis), Lena (Maxime Bahns), Joel (Joel West), Keith (Keith Brewer) und sein Zwillingsbruder Derek (Derek Brewer), fünf junge und dynamische Agenten. Das ausgelassene Quintett macht sich daran, einen Superverbrecher zu verhaften, der Atomwaffencodes aufkaufen möchte. Leider passiert ihnen eine Panne: Der Schuldige segnet nach Gefechten und einer Verfolgungsjagd leider das Zeitliche. Doch des einen Leid ist des anderen Freud, wobei der andere hier der Zuschauer ist. Denn hier wird ausgiebig geballert, gefightet und verfolgt, dass es eine wahre Freude ist.
Die jungen Eliteagenten existieren offiziell überhaupt nicht, denn sie überlebten in ihrer Kindheit nur knapp einen Flugzeugabsturz bei dem ihre Eltern, allesamt Computergenies und Wirtschaftsbosse, umkamen. Ihr neuester Auftrag lautet Avi ausfindig zu machen und zu verhindern, dass er die gestohlenen Raketen mit Hilfe von Giftgas zu gefährlichen Kampfmitteln macht…
Wirklich neu ist die Geschichte von „Codename: Elite“ sicherlich nicht, aber der Film vermengt Elemente von James Bond und Spezialeinheitsfilm zu einem ziemlich kurzweiligen Mix. Die Wendungen sind zwar nie total überraschend, aber die Geschichte wird mit viel Tempo erzählt und bietet solide Spannung. Zudem sind ein paar Ideen, wie z.B. der Hintergrund der Eliteeinheit, recht einfallsreich und peppen den Standardplot um die Terroristenhatz deutlich auf.
Vor allem aber kann „Codename: Elite“ im Bereich Action punkten, denn hier entfacht Regisseur Terry Cunningham ein echtes Feuerwerk an Fights, Shoot-Outs und Verfolgungsjagden. Die Jagden spielen zwar eine eher untergeordnete Rolle, sind aber flott inszeniert und bieten nette Stunts. Hauptaugenmerk liegt vor allem auf den Schießereien, die mit leichten Anleihen bei John Woo inszeniert sind und ziemlich gut choreographiert daherkommen. Da sieht man über kleinere Schnitzer (einhändiges Ballern mit einer MP, als ob die keinen Rückstoß hätte) schon mal hinweg. Und darüber, dass die Fiesling nur Luftlöcher schießen, während die Helden präzise ballern sowieso. An Martial Arts hätte es etwas mehr sein können, vor allem im Showdown sind die Zweikämpfe zu kurz. Doch das ist eher Geschmackssache, denn die Actionmenge ist auf jeden Fall hoch genug. Nur die beschissenen CGI-Effekte im Finale hätte man weglassen können.
Auch die größtenteils europäischen Schauplätze sind wirklich hübsch und die Regie Cunnighams überzeugend, aber bei „Codename: Elite“ handelt es sich trotzdem nur um einen guten Genrevertreter und nicht um ein Highlight. Das liegt daran, dass die Charaktere stellenweise mit aufgesetzter Coolness nerven, denn ihre Sprüche sind relativ hohl. Da hätten ein paar knackige Oneliner á la Schwarzenegger Wunder gewirkt. Zudem hätte man den Hintergrund der Figuren mehr ausbauen können, denn viele Dinge (z.B. das von Joel und Ashe) werden nur angerissen, bleiben aber etwas schleierhaft.
Doch nimmt man mal die aufgesetzte Coolness, die ja vom Script herrührt, beiseite, dann können die darstellerischen Leistungen mehr als zufrieden stellen. Die jungen Darsteller empfehlen sich für weitere B-Werke und auch Jürgen Prochnow gibt einen guten Schurken ab. Schleierhaft bleibt nur, warum man ihm hierzulande die unpassende Synchronstimme von Robin Williams verpasste, weshalb man die DVD am besten möglichst schnell auf Originalton umschaltet.
Sicherlich gewinnt die Story von „Codename: Elite“ keinen Blumentopf und die Coolness wirkt aufgesetzt, aber trotzdem bekommt man eine fetzige B-Mischung aus James Bond und Spezialeinheitsfilm geboten, die mit einer geballten Ladung schicker Action punkten kann.