Deutsche Fernsehkost war schon immer was anderes. Sie ist zwar nicht so actionreich inzeniert wie die amerikanischen Streifen, punktet aber meist anders als diese mit einer geradelinigen Bodenständigkeit. Man verzichtet auf Übertreibung im eigentlichen Sinne.
"Das Millionenspiel" ist nun ein deutscher Actionfilm Anfang der 70er. Es geht um den Spielshow-Kandidaten Lotz, der sich in eben jener angemeldet hat, um das mögliche Preisgeld von immerhin einer Million Mark zu knacken. Um die zu kriegen muss er nur von einem Punkt aus in Deutschland ins Studio der Show flitzen, was natürlich nicht gerade nebenan ist. Dabei wird er von drei Profikillern gejagd, die, wenn sie ihn töten, ebenfalls eine Geldsumme ausgehändigt bekommen. Nun, für umgerechnet eine halbe Million Euro und die Gefahr, getötet zu werden, würde wahrscheinlich jeder nicht mehr als ein lockeres "Is'n das für'n Scheiß!?" loslassen. Aber damals war eine Million Mark halt noch die größte Summe, die man sich wahrscheinlich vorstellen konnte. Auf jeden Fall muss Lotz nun fliehen, die drei Killer sind ihm immer auf dem Fersen. Dabei wird das ganze live übertragen, sowohl im Studio als auch zuhause. Das Publikum fiebert mit und jodelt.
Das ist alles recht realitätnah erzählt, die Show kommt wirklich rüber wie eine Samstagabendshow, selbst Werbung, die zum Film gehört, versüßt diesen Effekt. So ist der Film auch beinahe so realistisch angekommen wie das Hörspiel "Krieg der Welten" zu seiner Zeit. Es haben sich nach dem Film wirklich Kandidaten angeworben. Wer so lebensmüde ist will ich gar nicht erst wissen.
Die Schauspieler machen ihre Sache auch gut, selbst Dieter Hallervorden in einer für ihn verdammt ungewohnten Rolle als Profikiller. Auf dem Wege wirkt er auch manchmal wie die Karikatur eines Killers, das ist halt unvermeidlich wenn man später als Comedian seine Schrippen verdient hat. Dieter Thomas Heck als Moderator muss natürlich eigentlich nur das tun, was er immer tut: moderieren. So macht das zuschauen hier auch Spaß. Der Film wird auch nie langweilig, tatsächlich schafft er es, über beinahe die ganze Länge des Films einwandfrei zu unterhalten. Der Film ist halt warnend vor einer möglichen Fernsehzukunft, genau wie Stephen Kings Roman "Menschenjagd" und die Verfilmung "Running Man". Übrigens haben Kings Roman und der Film nichts weiteres mit diesem deutschen Streifen zu tun, obwohl man schon Parallelen zieht.
Fazit
Ungeheuer unterhaltsam und nicht übertreibend, schafft es dieser deutsche Film, einer der besten seiner Art zu sein. Die liebevolle Umsetzung und die Realität tun ihr übriges zur fast einwandfreien Unterhaltung.
8/10