Seagal is back and he kicks ass!
Das kann man wörtlich nehmen! Mehr als sechs Monate Pause haben Steven Seagal sichtlich gut getan. Nach drei Fließbandproduktionen innerhalb kürzester Zeit ("Shadow Man", "Attack Force", "Flight of Fury"), die qualitativ nur minimalste Ansprüche zu befriedigen wussten, sorgt Regisseur Don E. FauntLeRoy für ein furioses DtV-Comeback des ehemaligen Aikido-Meisters. FauntLeRoy leistete schon bei "Mercenary for Justice" gute Arbeit. Damals musste er Alter und Gewicht seines Hauptdarstellers noch mit geschicktem "Abdunkeln" kaschieren und zudem mit unfertigem Material arbeiten. Das Ergebnis bei "Urban Justice" ist insgesamt stimmiger ausgefallen und erweckt von Beginn an den Eindruck eines wirklich fertigen Films.
Ein junger Polizist wird auf offener Straße erschossen. Sein Vater Simon Ballister (Seagal), ein ehemaliger Spezialagent, sieht rot. Als Ein-Mann-Armee im Auftrag der Gerechtigkeit kennt Ballister keine Gnade ...
Knappe zwei Jahre ("Mercenary for Justice" entstand 2005) mussten Fans des bulligen Seagal auf einen weiteren gelungenen Film warten. Doch wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben. Das Warten hat sich ausgezahlt. Keine Osteuropa-Kulissen; gedreht wurde in Albuquerque (New Mexico), kein undurchsichtiges Drehbuch mit etlichen gegnerischen Parteien und keine Doubles. "Urban Justice" bietet genau das, was Seagal Ende der 80er berühmt machte.
Die simple Rachestory von "Death Wish" wird zwar zum x-ten Male aufgewärmt, doch das war bei "Out for Justice" auch nicht anders. Seagal zieht in den Krieg und bekommt alle Hände voll zu tun. Tatsächlich; der Zuschauer erlebt zahlreiche Fights mit Knochenbrüchen und Aikido-Würfen. Eigentlich unvorstellbar, hat sich Steven Seagal in letzter Zeit doch eher durch Bewegungsmangel, zunehmende Leibesfülle sowie geistige und körperliche Abwesenheit am Set ausgezeichnet. Hier erscheint er schlanker (nur das Gesicht wirkt noch etwas aufgedunsen) und ist merklich engagierter bei der Sache.
Die Kampfszenen bewältigt er ohne Doubles, hebt dabei das Bein mehrmals ganz allein bis zum Kinn des Gegners und überrascht mit schnellen Schlagkombinationen und Griffen. Sogar das Genuschel, welches er in den Vorgängern von sich gab (und weswegen er öfters nachsynchronisiert wurde), weicht deutlichen, von bösen "Motherfucker"- und F***-Worten geprägten Onelinern.
Tja, und dann greift der Mann der flinken Fäuste auch noch zu automatischen Waffen und suppt sich blutigst durch eine Horde Angreifer. Das dürfte auch den letzten Zweifler überzeugt haben.
Bleibt zu hoffen, dass Steven Seagal dieses Niveau beibehält. Mit größerem Budget und spannenderer Story ist für den alten Recken (der in einer Szene ne Lesebrille trägt) eventuell doch noch mal eine Kinoauswertung drin. Dann aber bitte ohne nervigen Gangsta-Nigga-Slang! Und Typen wie Eddie Griffin ("Blast") mit Kopftuch könnte man auch gegen richtige Schauspieler austauschen!
"Urban Justice" ist die beste Seagal-Produktion seit langem und damit definitv ihr Geld wert! Ein bisschen mehr Action abseits der Handkantenakrobatik hätte allerdings nicht geschadet. Vielleicht beim nächsten Mal. Ich bin gespannt! 7/10 Punkten.