Ein düsterer DTV-Rächer
Ich liebe Seagals erste Jahre, das muss ich immer wieder sagen. Highlights wie „Marked For Death“ oder „Nico“ gehen eigentlich immer. Doch spätestens ab der Jahrtausendwende wird’s natürlich eng, selbst für Fans. Doch auch in dieser (noch immer andauernden, wahrscheinlich bleibenden) heftigen Dürreperiode des steifen Aikodoakrobaten gibt es Perlen zu entdecken - zumindest wenn man Seagal zugeneigt ist, weiß was einen in etwa erwartet und man die Erwartungen nicht zu hoch hängt. „Urban Justice“ ist eine solche Perle im Schweineschlamm seiner persönlichen Videothekenretortenhölle. Es wird sich wunderbar zurückbesonnen auf seine Stärken und Tugenden: seine Sohn wird im verdeckten Polizeidienst erschossen - und nun schwört Seagal als lebensüberdrüssiger Racheengel und Vater die Mörder zur Strecke zu bringen…
Hip Shot Hood
Die Story ist simpel und effektiv. Die Einschusslöcher sind massiv und die Blutfontänen jubelwürdig gigantisch. Die Bösewichte sind austauschbar und Seagals Figur ist böser, erbarmungsloser und ernüchterter denn je. Das Ende ist sogar nicht weniger als spektakulär in seiner Bitterkeit. Das zieht eigentlich alles an einem Strang und funktioniert. Leider leidet „Urban Justice“ dermaßen unter seiner schattig-flachen Optik, seiner DTV-Hässlichkeit, kaum visuellen Kniffen oder Ideen, einem viertklassigen Urban-Score und einem viel zu flotten Danny Trejo Auftritt. Aber immerhin ist er kurz mit dabei. Seagal zeigt ein paar seiner schauspielerisch besten Momente und im Gegensatz zu anderen Rohrkrepierern von ihm und seinen Kumpels zu der Zeit kann „Urban Justice“ durchgängig unterhalten, überzeugen, packen. Ohne echte Löcher und Längen. Guckt man jedoch vorher „Hard To Kill“ oder „Under Siege“ wird dieser Lichtpartikel schnell relativiert und eingeordnet. Dennoch überraschend kohärent und kompromisslos.
Fazit: von Seagals DTV-Actionern wohl einer der besseren, konsequenteren, dunkleren. Das erinnert teils an seine alten Zeiten. Das Ende ist groß. Die hässliche Optik, der austauschbare Score und allgemein eine sehr graue Berechenbarkeit halten „Urban Justice“ für mich aber von Höherem fern. Für Seagal-Fans dennoch klare Empfehlung.