Spoiler inside!
Ich neige ja dazu, Slasherbeiträge aus der goldenen Zeit der 70er/80er Jahre höher einzustufen als viele der Nachzieher aus der Screamwelle, doch mit "Prom Night" hat sich Regisseur Paul Lynch eine Nummer geleistet, die an Dummheit und Langeweile schwer zu übertreffen ist.
Obwohl ich Kinder in Horrorfilmen stets für überflüssig halte, muß ich doch hier sagen, daß die ersten achteinhalb Minuten, in denen ein Mädchen durch das Verschulden von vier anderen, die es erschrecken, tödlich aus einem Fenster stürzt, zu den atmosphärischsten und spannendsten des ganzen Films gehören. Dann aber geht's ab in die Kiste, denn wer jetzt noch auf Blut und Gemetzel hofft, kann erst mal Pizza bestellen gehen.
Mittels eines Sechsjahressprungs befinden wir uns nämlich am Tage des Highschool-Ausstands und die heißt, richtig, Prom Night. Warum unser Killer bis zu diesem Tage gewartet hat, um die vier ordentlich aufs Horn zu nehmen, weiß keiner, macht aber auch nichts. Aber erst mal ruft er alle an und ruft dezent die Erinnerungen ab. Doch gucke da, keiner der vier ehemaligen Bratzen interessiert sich für den alten Käse. Die haben nämlich was ganz anderes im Kopf: vögeln und gevögelt werden ist das höchste Glück auf Erden und bevor man Student, Tankwart oder Hausfrau wird, muß logo noch die Unschuld weg. Und ein Joint fällt vielleicht auch noch ab, whoohoo...
Ergo gehen des Schlitzers Bemühungen ins Leere. Ist aber auch schwer, wenn man derart obszöne Anrufe seinem Freund beichtet und der dazu meint: "Macht dich geil, was?"
Damit wäre auch der IQ-Level für die nächste Dreiviertelstunde in etwa vorgegeben und besser wird's danach auch nicht. Währenddessen reicht uns Regie-Paule den roten Hering, denn Onkel Polizist muß gar dringlich nach einem entflohenen Ex-Sex-Täter Ausschau halten, weil alle aus unerklärlichen Gründen davon ausgehen, daß die Kleine damals mißbraucht worden ist? Obduktion vergessen? Den bösen Mann hatte man damals schon auf dem Kieker, weswegen er auch seinen Wagen zerlegte und darob aussah wie Pizza the Hut. Nun macht er eine Krankenschwester alle und könnte natürlich der Maskenmann sein...wenn es nicht doch der scheinbar geistesschwache Schulgärtner ist, der in jeder Einstellung ein mögliches Mordinstrument in der Hand hat, weil er hier der einzige ist, der arbeitet. Wir können also zwischen Gärtner, unbekanntem Zeugen und entstelltem Sextäter wählen...brr, knifflig...
Derweil gibt's aber weiter Teenienöte aus der untersten Schublade, die der Autor mal flugs aus Carrie entlehnt hat, weil ja auch hier eine Ballkönigin gewählt wird, nur daß Jamie Leigh weiß, was eine Periode ist. Die hat nämlich der Zicken-Wendy den Knuddel-Nick ausgespannt (beide beim Prager Fenstersturz dabeigewesen), woraufhin sich Wendy (nicht die aus den Comicheften) den Schulgrunzo Lou greift, der wegen Grenzdebilität eigentlich seit acht Jahren in der Vorschule schmoren müßte. Jamie Leigh will sich ihr Krönchen aber nicht mehr nehmen lassen und hat ordentlich vortrainiert.
Bis der Killer aus seinem Nickerchen wieder aufwacht, gibt's natürlich noch ein paar Drohhinweise wie ausgerissene Fotos mit scharfen Spiegelscherben, was die Mädels aber auch wieder nicht ausreichend stört, da sie den IQ einer Haarspraydose haben. Erst als böse ein Spiegel beschädigt wird, bricht geordnete Panik aus: "Können wir nicht um Hilfe schreien?" (Originalzitat!). Das ist so wohlerzogen, da rufen WIR um Hilfe.
Aber lustig, lustig, tralalalala, endlich ist Prom Nights Abend da. Schon nähern wir uns dem großen Carrie-Plot, doch vorher gibt's noch reichlich Disco-Hotte, weil die ja gerade so angesagt war. Leslie Nielsen, der hier sowohl Rektor als auch Jamie Leighs Papa als auch Papa des Mordopfers gibt, weswegen er immer schön verdächtig ist, obwohl man ihn nur viermal kurz sieht, tanzt sich einen zurecht, als hätte er zwei künstliche Hüften in Übergröße. Doch das ist noch nichts gegen die Nummer die Jamie Leigh mit Nick hinlegt, weil Wendy gerade so böse schaut. Für die Musik hätte Gloria Gaynor bestimmt ihre Primanerblase verpfändet, doch was wirklich Bombentrichter hinterläßt, ist die durchgestylte Tanznummer, die in bester "Saturday-Night-Fever"-Kopie so abhottet, daß man schreiend aus dem Haus laufen möchte, um den nächsten Stacheldraht zu umarmen.
Doch endlich erreichen wir auf der Recorderanzeige die Einstundenmarke, als der Mörder endlich in die Pötte kommt. Und hey, jetzt wird geradezu ungewollt ironisch: Opfer Nr.1 kann sich nicht zur endgültigen Defloration entscheiden, woraufhin ihr Freund sich was anderes zum Vögeln sucht (echt grob!) und sie die Halsschlagader ventiliert bekommt. Die Zweite poppt mit dem Schulmoppel und will den Tag nie vergessen, was auch klappt, weils ja der letzte ist. Vorher aber noch mein Lieblingszitat für alle, die sich noch nicht pro Drogen entschieden haben: "Auf zum Joint!" - Ja, solche Zitate machen einen Film wertvoll!
Für Opfer Nr.3, die fiese Wendy nehmen wir uns noch mehr Zeit und hetzen sie nach allen Regeln des Klischees durch die Schule. Wer jetzt auf Dolles spekuliert, kann sitzenbleiben. Der halbe Film ist im Dreivierteldunkel inszeniert, im rechten Moment wird ausgeblendet und nur das Ergebnis gezeigt. Übrigens steht des öfteren zu lesen, der Mörder würde sich doch mehr wahllos durch das Fest hacken, was gar nicht stimmt. Gerade mal fünf Tote, davon drei der vier Übeltäter, ein unliebsamer Zeuge und Grunzo der Große, dessen Racheaktion voll in ein Beil läuft. Ach ja, der Gärtner wars übrigens nicht...
Kurz darauf folgt dann noch ein gar schneller Showdown und da zeigt sich, daß es dann doch der war, auf den man schon die ganze Zeit gesetzt hatte, weil er ja damals u.a. vor Ort war. Leider zieht ihm Jamie Leigh mittels Hackebeil einen frischen Scheitel, weswegen er dann auch seinen Abschied einreicht.
Leider entschädigen die Standard-Slasher-25-Minuten nicht für eine absolut hirnrissige erste Stunde, in der man die Freude des Umschaltens entdeckt hat. Auch ist die ganze Inszenierung recht billig und bieder geraten und daß man immer wie blöden spähen muß, wo man sich nun eigentlich befindet, macht die Sache nicht besser. Die Chose ist übrigens kanadischer Herkunft, was die Sache noch trauriger macht, denn mit "Ab in die Ewigkeit" und "Monster im Nachtexpress" kamen von dort gerade die wirklich angenehmen Sachen. Aber vielleicht haut euch ja Jamies Tanzstil um, die beachtlichste Leistung im ganzen Film.
Und jetzt noch den Refrain mitsingen: "Prom Night, Prom Night, everything is alright..."
Also, ich muß jetzt weg...
(2/10)