Review

Hach ja, „Prom Night IV“ oder „Prom Night – Deliver Us From Evil“ wie ich ihn bevorzugt nenne – der verflüchtigt sich ja wirklich allzu gerne aus meinem Gedächtnis …und das auch aus gutem Grunde.
Mit den Vorgängern und der mordenden Abschlussballkönigin Mary Lou hat Teil 4 jedenfalls rein gar nichts mehr am Hut.
Hier geht ein fanatischer Killer-Pfarrer um, der gerne das Messer schwingt und sexhungrigen Teenies die letzte Ölung mit ihrem eigenen Blut verpasst…

Zur Story wäre somit eigentlich bereits fast alles gesagt:
„Father Jonas“ – so der Name unseres Messerjockels – erteilt erstmals in den 50er Jahren zwei sich auf dem Rücksitz eines Wagens vergnügenden Teenagern die definitiv letzte Absolution und wird dann von der Kirche aus dem Verkehr gezogen und eingekerkert.
„Strenge Isolation, Medikamente und Exorzismus sind die einzigen Mittel ihn unter Kontrolle zu halten!!!“ wird Jonas neuem Wärter noch eingetrichtert.
Als dieser jedoch die Beruhigungstropfen verpennt, erwacht der Slasher-Bischof aus seinem Koma und stattet einer kleinen Gruppe Teenies, die sich nach ihrem Abschlussball in ein abgelegenes Sommerhäuschen zum unzüchtigen Beisammensein zurückgezogen haben, einen Besuch ab…

Eine Slasher-Story wie aus dem Lehrbuch also. Addiert man nun noch viel gehirnamputierte Jungdarsteller, einen Spannungsbogen in der Form eines geplätteten Igels und viel Sinn-, Logik- und Unterhaltungslöcher hinzu,
dann ergibt das eben diesen sang- und klanglosen B-Slasher der alten Schule, den ich, als er damals auf RTL2 lief, stinklangweilig fand, den ich heute, nachdem mich die Sehnsucht nach diesem Mistding zwang, mir das „Splendid“-Tape zuzulegen (DVD gibt’s ja noch nicht…), eigentlich doch recht gern hab’.
Zugegeben: Das Ding ist wirklich so spannend wie Opa beim Pennen und durchstößt damit fast schon die Schmerzgrenze. Einen gewissen Scharm, den jedoch gewiss nicht jedermann wahrnehmen wird, kann man dem Killer-Priester, der mit einem Klingen besetzten Kruzifix zu Werke geht, aber definitiv nicht streitig machen…

So, was hat „Prom Night IV“ neben einer schnarchigen Story und viel Dämlichkeit und Unvermögen also noch so zu bieten?
….Hmmm, …tja, mal überlegen: Der Body Count kann’s schon mal nicht sein. Der bleibt auf „Kindergarten Cop“-Niveau (Am Anfang werden die beiden Fummler gekillt und ins Sommerhaus fahren genau zwei Pärchen, und da am Ende nach alter Slasher-Manier ja immer ein Opfer überleben muss, kann sich wohl jeder selbst die Zahl ausrechnen, die der Leichenzähler gegen Ende zeigt…)
und die Morde an sich sind auch nicht wirklich hart. Gut, zwei Teenies werden ans Kreuz genagelt und verbrannt, …ansonsten bleibt’s aber im Stech- und Schlitzbereich.

Jetzt sind wir immer noch nicht schlauer: Was macht diesen unterirdischen B-Slasher denn nun zu etwas Besonderem???
Hm, ich könnt jetzt sagen, dass der Streifen trotz seines zutiefst einschläfernden und unspektakulären Vorgeplänkels (Die ersten 50 Minuten kann man getrost Kippen holen gehen. Hier tut sich, bis auf den kurzen Auftakt mit den Fummlern rein gar nichts!) eine düstere, ernste und stetig dichte Atmosphäre aufweisen kann…
…was zwar durchaus stimmt, aber irgendwie dennoch an des Pudels Kern vorbeizischt.

Fakt ist einfach, dass unser bibeltreuer Black Metal-Christ, Father Jonas, mit seiner Kruzifix-Machete, seinen Stigmata und seiner rigorosen Einstellung zum Thema „vorehelicher Sex“ einen wirklich coolen, wenn auch nicht sonderlich trickreichen oder gewieften Killer abgibt,
und dass „Prom Night – Deliver Us From Evil“ einer der Horrorstreifen ist, die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin: ein körperliches und geistiges Wrack! …Ne, Schmarn: Ein Filmfan, dessen Liebe zum phantastischen Low-Budget-Kino kaum größer sein könnte!

Filme, wie „Prom Night“, „Freitag, der 13.“, „Todesparty“, „Shakma“, „Das Böse“, „Nachts kommt Charlie“, „Der Killer im System“ oder die „Reitenden Leichen“-Streifen sind vielleicht nicht unbedingt als ernsthaft „gute Filme“ einzustufen, aber sie haben mich in meiner Entwicklung als Filmfan maßgeblich geprägt und beeinflusst (... oder beeinträchtigt? ;-). Ohne diese Filme gesehen zu haben, könnte ich heute gewiss nicht beurteilen, wie mies der neueste Teenie-Slasher aus dem gelobten Hollywood wirklich ist…
Aber Nostalgie und wehmütiges Herz hin oder her…, ich sage laut:
DANKE, PROM NIGHT!!!
Ohne Filme wie dich hätte es gewiss nie ein "High Tension", nie einen "The Descent" und nie einen "Scream“ gegeben und Wes Craven würde wohl mittlerweile von der Wohlfahrt leben müssen…

So, bevor ich jetzt noch mehr Scheiße verzapf und vom Thema abkomme, hier das Fazit:
„My Name is Jonas! I’m carrying the Wheel…“
“Prom Night IV” ist ein netter, kleiner, zugegebenermaßen nicht gerade mordsmäßig spannender, dafür aber atmosphärisch dichter und ziemlich fieser Low-Budget-Slasher mit leichtem Kultpotenzial.
Fans von verstaubten, schludrigen Oldschool-Slashern, ergo: Feinde des modernen, schnörkel- und seelenlosen Popcorn-Horrors können getrost zugreifen…

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