Review

Nach der sehr erfolgreichen und Quotenstarken Mini Serie "Afrika,Mon Amour" drehte nicht mal 4 Wochen später Iris Berben wieder fürs ZDF.
Nämlich diesen Hollywood Film Noir angehauchten TV Thriller.
Der ungewöhnliche Thriller, mit Iris Berben und Jürgen Vogel in den Hauptrollen, erzählt von einem wendungsreichen Verhör-Duell in einer
einzigen langen Nacht inmitten des Frankfurter Bankenviertels.

Plot:
Eine Nacht - eigentlich genug Zeit, um dem vorbestraften Kriminellen Wolfram Ernst eine Tat nachzuweisen, die er der Indizienlage nach zweifellos begangen hat. Doch für Birke ist ein Verdächtiger erst dann schuldig, wenn alle Zweifel ausgeräumt sind. Und Zweifel, die hat Birke genug: Mettich war kurz davor, gegen Korruption bei der Polizei auszusagen. Zahlreiche hohe Tiere aus Wirtschaft und Polizei hätte seine Aussage die Karriere gekostet. Deshalb erscheint ihm das mutmaßliche Motiv von Ernst, nämlich Rache für eine frühere Verhaftung, als zweitrangig. Der Auftrag kam von ganz weit oben. Und
der kleine Mann ganz weit unten soll den Kopf dafür hinhalten. Birkes Ehrgeiz ist geweckt. Zumal Ernst die Tat vehement bestreitet.

Die Klarheit in der Struktur ist beeindruckend: Ein redlicher Gesetzesvertreter verhört eine arrogante Millionärin, die den Hauptverdächtigen in jenem Mordfall entlasten könnte. Der Polizeichef hat seinem Angestellten den Ablauf genau vorgekaut, am Morgen möchte er in dem 'klaren Fall' ein unterschriebenes Geständnis. Doch Birke glaubt, der vorbestrafte Verdächtige (Uwe Kockisch) soll nur den Kopf hinhalten.

Der Film ist eine weitere Zusammenarbeit des Autors Daniel Nocke ('Sie haben Knut', 'Familienkreise', 'Sommer 04') und des Regisseurs Matti Geschonneck ('Die Nachrichten', 'Mord am Meer'). Daneben spielen Uwe Kockisch ('Donna Leon'), Thomas Thieme ('Das Leben der Anderen'), Ina Weisse und Peter Lerchbaumer.
Die Kameraarbeit an diesem nächtlichen Kammerspiel vor der Frankfurter Großstadt-Skyline hat Martin Langer ('Sophie Scholl', 'Die weiße Massai') übernommen.

Wirklich nur ganz kurz, als Kommissar Birke (Jürgen Vogel) die Leiche des Ex-Polizisten entdeckt, kommt etwas Hektik auf, die wackelige Kamera schubst sich durch das hektische Treiben am Tatort. Doch mit dieser Art der Authentizität hält sich Geschonneck nicht auf. Als er mal gefragt wurde, wieso er Fernsehen macht, nicht zum Kino wechsle, antwortete er sinngemäß, weil er arbeiten will. Doch hinter dieser Antwort steckt bei ihm kein Pragmatismus, sondern Leidenschaft.

Die Kulisse bleibt vorwiegend das geräumige Hotelzimmer. Der Parcours hingegen verläuft im Zickzack, verheddert sich aber nicht in Albernheiten, nur um der Wendung willen.
Es ist schon mutig, eine epische Verhörsituation als Zentrum eines Films zu wählen. Doch die sich peu à peu verschiebenden Machtverhältnisse und immer neuen Wendungen halten die Spannung aufrecht, zumal sich immer wieder neue Duelle auftun. Etwa zwischen Vogel und seiner von Ina Weisse mit bemerkenswerter Kühle gespielten Kollegin, die sich während des Verhörs gegenseitig torpedieren. Selbst die beiden Frauen duellieren sich auf rein zwischenmenschlicher Ebene. Wer mit wem paktiert, wer gut und wer böse ist, das setzt sich wie in einem Puzzle nur ganz allmählich zusammen. Kontrahenten werden zu Mitstreitern und umgekehrt. Was den Film noch sympathischer macht: er zieht keinen Schlussstrich - das Böse lässt sich nicht in Gänze besiegen.Darüber hinaus zeugen Bildgestaltung (Kamera: Martin Langer) und Produktionsdesign einerseits von hohem Stilbewusstsein, ganz unverblümt wird aber auch zur Schau gestellt, dass "Duell in der Nacht" mehr sein will, darf und auch kann: Die geschmeidigen Kamerafahrten über die nächtliche Frankfurter Skyline, die als Interluden die verschiedenen Handlungsakte umrahmen und die mondäne Hotelsuite als Schauplatz des zentralen Verhörs erinnern eher an "Lost in Translation" als an ein deutsches TV-Movie.

Fazit :
Matti Geschonneck und Autor Daniel Nocke zetteln mit diesem Kammerspielthriller das reinste Verwirrspiel an und haben dabei ein
großartiges Ensemble zur Hand welches man gut als "TV Besetzung des
Jahres 2008" betitlen könnte.Als kleine Boshaftigkeit des ZDF könnte man werten, dass Peter Lerchbaumer in der Rolle des Mordkommission-Leiters als kompletter Gegenentwurf zu seiner Polizeichef-Rolle im HR-"Tatort" angelegt wurde. Man sollte nicht unerwähnt lassen dass sich Parallelenstränge auftun was den Film ZEUGIN DER ANKLAGE und dem Serie-Noir-Klassiker "Das Verhör" mit Lino Ventura betrifft. Was mich aber nicht im gerigsten störte.Das spannende Kammerspiel von Regisseur Matti Geschonneck porträtiert eine
machthungrige, korrupte, selbstherrliche Gesellschaft, in der sich scheinbar nur die Skrupellosen durchsetzen. Idealismus scheint zunächst keine Chance zu haben. Dass es in dieser Wand aus Intrigen schließlich doch Risse gibt, ist dem Eifer des Kommissars zu verdanken. Dass das Ganze glaubwürdig wirkt, liegt an den herausragenden Leistungen der Schauspieler: Jürgen Vogel spielt den idealistischen, bodenständigen Polizisten, Iris Berben die wohlhabende Industriellengattin, die listig ihr Doppelspiel betreibt.

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