Review

Die Eröffnungsszene von "Passwort: Swordfish" war schon ein Knaller. Da saß John Travolta und erklärte uns, dass heutzutage nur noch Mistfilme aus Hollywood kämen. Unschärfen, Zooms und andere optische Kinkerlitzchen steigerten unsere Neugier, schürten die Hoffnung, dass wir es hier eben nicht mit Mist zu tun hätten. Doch der Film enttäuschte in dieser Hinsicht, und verflachte nach seiner großartigen Eröffnung, die auch eine atemberaubende Explosion enthielt, zusehends. Es war kein schlechter Film, dieser "Swordfish", aber das Versprechen, dass uns sein Einstieg unterschwellig gab, konnte er nicht einhalten.

Und nun schaut man sich "Weißt, was geil wär" an, der mit einem Gespräch der Freunde Tommy und Heinz beginnt, die gerade das Ende eines Films im Fernsehen anschauen. Ein Moped fährt eine Landstraße hinunter, "The End" wird eingeblendet. Sofort stößt Heinz diese peinliche Anbiederung an amerikanische Filme sauer auf, denn der begutachtete Film kommt aus Deutschland. Es entspinnt sich ein kleines Gespräch über die Schwächen des modernen deutschen Kinos, an dessen Ende der Plan der beiden steht, selbst einen Film zu drehen. Qualität habe schließlich nichts mit Budget zu tun. Und mit einem Mal ist er wieder da, der Schwertfisch. Möchte es wieder einmal besser machen. Hat einen Anspruch.

Der, um es kurz zu machen, im weiteren Verlauf nicht im Geringsten eingelöst wird. Die Grundidee ist vielversprechend, keine Frage. Aber alles, was der grob umrissenen Idee der Freunde, die gleichzeitig die des Films ist, folgt, ist einfach nur langweilig, nervtötend und unglaublich vorhersehbar. Selbstverständlich bekommen die beiden nichts auf die Reihe. Selbstverständlich gibt es diverse Frauenprobleme. Und selbstverständlich tritt die Frau der Träume auf den Plan, um das Leben der beiden tüchtig durchzuwirbeln.

Dieses Mädel namens Lisa muss im Verlaufe des Films sämtliche Klischees des lebensfrohen Quirlie-Girlies bedienen, dass es einen nur so schüttelt: Tanzt bei jeder Gelegenheit, ist patent bis in die Haarwurzeln und springt in einer Szene sogar in ihrem Zimmer auf einem Trampolin herum. Himmelherrgott.
Und da von Beginn an überdeutlich darauf hingewiesen wird, was für ein schönes Paar sie und Tommy abgeben würden, überspringt der Film den lästigen sich-näher-kennenlernen-und-Gefühle-füreinander-entwickeln-Teil einfach. Plötzlich liebt man sich, weil: muss ja. Soll ja.

Bezeichnend für den gesamten Film: Verbindet keine Szenen, erschafft kein Gefühl. Im Gegenteil, das planlose Verhalten der Protagonisten nervt ausschließlich. Insbesondere zum Finale, wenn der Traum vom eigenen Film für Tommy und Heinz wahr wird (so effektiv kann Nichtstun sein), die nie dem Luftschlossbau verhaftete Lisa hingegen eine Niederlage einstecken muss. Hätte der Film je Stellung zu den Lebensentwürfen seiner Charaktere bezogen, könnte man sich vielleicht seinen Teil dazu denken. So bleibt nur: Wieso, weshalb, warum.

"Weißt, was geil wär?" hat nichts zu erzählen, möchte keine lebendigen Charaktere abbilden, glaubt, dass alleine das beständige Verweisen aufs "Slackertum" ein sympathiebildender Akt fürs Publikum sei. Pizza! Playstation! Kiffen! Irgendwie kultig, oder? Welch Irrtum. Da kann man über die grobkörnige Optik noch so sehr Deutschlands Indierocker drüber- und drunterlegen: Sympathisch und authentisch ist das alles nicht.

Muss es aber auch nicht, wenn es etwas zu lachen gäbe. Humor. Der wäre die Rettung.
Hierzu möchte ich gerne drei Szenen beschreiben, die sehr gut das Humorverständnis dieses Streifens umreißen.

Da wäre zunächst folgende: Unsere beiden Protagonisten unterhalten sich über die Möglichkeit, ihren Film dokumentarisch aufzuziehen. Da Tommy in einer Videothek arbeitet, schwebt ihnen eine Doku über die Laufkundschaft der Pornoabteilung vor. Heinz gerät ins Träumen, man könne den Film doch "Das Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" nennen. Doch Tommy verweist darauf, dass es diesen Film (einen typischen Vertreter der "Bewegter Mann"-Welle) schon gäbe, und hält ihm zum Beweis die DVD unter die Nase. Und diese fischt er dazu aus... dem Pornoregal! Nun kann man sich fragen, weshalb diese mehr als brave Komödie im Erwachsenensegment ihr Dasein fristet.
Antwort: Das wurde vom Film so arrangiert, damit just in diesem Moment die holde Lisa hereinplatzen und unsere beiden Helden vorm Bumsfilm-Regal erwischen darf. Peinlich, peinlich.

Mindestens ebenso stark eine Szene, in welcher Lisa vor Heinz kniet und dem Zuschauer dabei den Rücken zuwendet. Wir sehen nicht, was sie da mit Heinz tut, aber dieser ist mächtig am Stöhnen. Plötzlich steht Lisa auf... sie hat ihm den Finger verbunden!

Einen hab' ich noch, einen hab ich noch... Tommy, generell immer ein wenig ob Heinz' bombiger Wirkung auf die holde Weiblichkeit auf Neid gepolt, kommt in die WG und hört Lisa und Heinz lustvoll stöhnen. Tommy ist wie vom Donner gerührt. Seine Lisa! Er flieht aus der Wohnung. Emotionaler Tiefpunkt des Films, die Freundschaft droht zu zerreißen. Doch der Zuschauer ist Tommy voraus, weiß er doch, dass die beiden nur die berühmte "Harry und Sally"-Orgasmus-Szene nachspielten! Soviel zu peinlicher Anbiederung ans amerikanische Kino.

Übrig bleiben nur Fragen.
Wo bleibt der zuerst behauptete Anspruch? Was soll hier erzählt werden? Was ist das Anliegen?

Das einzig mögliche deutet sich am Schluss an:

Der Film endet, wie er begann, mit der Einstellung des davonbrausenden Mopeds. Es wird klar, dass der Film einen Bogen schlagen, bei sich selbst ankommen möchte. Vielleicht doch noch etwas zu sagen hat. Zum Schlussbild rückt die Kamera von der Leinwand ab, hinein in einen Kinosaal, in welchem sich zwei junge Männer "Weißt, was geil wär?" angesehen haben und sich nun inspiriert fühlen, ebenfalls einen Film auf die Beine zu stellen. Keine schlechte Idee, die beste des Films, leider zu spät.

Aber man stelle sich nur mal vor, am Ende käme aufgrund dieser Idee tatsächlich ein neuer, junger Film heraus, der so authentisch, melancholisch und herzerfrischend ist, wie es dieser gerne wäre.

Wär' doch geil, oder?

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