John Ich komme einfach nicht von meiner Einbildung weg, dass "Narc", ein guter Cop-Thriller, der vor kurzem die Videotheken erreichte, dass Remake zu diesem Klassiker von Orson Welles ist. Hier auf der OFDb-Seite steht davon aber Nichts. Gut, natürlich gibt es mal zwei oder mehrere Filme, die sich in der Story sehr ähneln, aber bei "Narc" und "Im Zeichen des Bösen" ist das ja schon fast detailgetreu. Was in "Narc" Ray Liotta war, ist hier Orson Welles und Jason Patric wird hier von Charlton Heston ersetzt. Auch das Ende und der Verlauf des Films, sowohl der Eindruck, den Vargas von Quinlan hat, sind 1:1 von "Narc" übernommen worden, lediglich minimale Abweichungen gibt es, z.B. die Nebenhandlung mit Vargas entführter und unter Drogen gesetzte Frau.
Vargas ist Drogenfahnder und mit seiner Frau gerade im Urlaub, als wenige Meter von ihnen entfernt an der US-mexikanischen Grenze ein Ehepaar Opfer eines Bombenattentats wird. Vargas nimmt sich natürlich sofort dem Fall an und bekommt den ortsansässigen dickleibigen Cop Quinlan, mehr oder weniger, zugeteilt. In den Ermittlungen unterscheiden sich die beiden Polizisten jedoch sehr, Vargas mimt eher den Kumpel-Typ und die Vertrauensperson, die sehr engagiert, aber zurückhaltend recherchiert, wohingegen Quinlan jede Methode Recht ist, ein Geständnis aus einer ihm verdächtigen Person zu locken. Bald fällt der Name Gangi und der Täter ist vermeintlich ausgemacht, wenn da nicht ein paar Sachen wären, die Quinlan ebenfalls ein wenig suspekt machen...
Einen kurzweiligeren Film aus dieser Zeit habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Nicht, dass ich keine Schwarz-Weiß-Filme mag, ab und zu verstecken sich in ihnen einfach mal ein paar Längen, die aufgrund der damals noch eher begrenzten Mitteln zwangsläufig entstehen müssen, was ja auch nicht weiter schlimm ist. "Im Zeichen des Bösen" fesselt den Zuschauer aber von der ersten Sekunde an, ist doch gleich zu Beginn eine für mich geschichteschreibende Kamerafahrt zu bewundern, als ein halbes Stadtviertel am Stück abgefilmt wird und gleichzeitig die Hauptpersonen vorgestellt werden, alles innerhalb dieser einen Kamerafahrt. Muss man gesehen haben, um zu verstehen, was ich meine und um so stauen zu können, wie ich es tat.
Auch die Handlung schreitet recht schnell voran, es gibt keine langen Vorgeschichten oder sonst was, gleich zu Beginn weiß der Kinogänger, was Sache ist, und um was es im Rest des Films gehen wird. Dass es einen Konflikt zwischen Vargas und Quinlan, der auch recht schnell in das Geschehen eingeführt wird, entsteht, liegt teilweise in der Luft, man spürt es eigentlich schon beim ersten Auftritt Quinlans.
Der Film hat auch seine surrealen Seiten, die sich vor allem im Autohotel bemerkbar machen, als der völlig gestörte und überdrehte Nachtwächter seinen großen Einsatz hat und Vargas Frau ziemlich auf die Nerven geht. Das Ganze wird mit einer dementsprechenden Musik unterlegt und schon hat man eine Szene, die von der Atmosphäre her eigentlich nicht in den Film passen würde, doch es gibt auch mehrere Dialoge, die fast schon lakonisch, aber zumindest sehr naiv herkommen. Das nicht, weil das Drehbuch schlecht ist, sondern ganz einfach, weil das so beabsichtigt war.
Dem geschickten Aufbau der Handlung ist es zu verdanken, dass der Zuschauer stets mehr weiß als Vargas, der ja die Person darstellt, mit der sich ein jeder identifiziert. So verfügt der Zuschauer über das Wissen über manche Vorfälle, die für Vargas für enorme Bedeutung sind, er selber tappt aber noch im Dunkeln, hat noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung und ein gewisses Gefühl der Überlegenheit Gangis oder Quinlans macht sich breit, sowohl dann im Umkehrschluss die Hilflosigkeit eines Vargas, der zwar dann letztendlich doch immer auf das Geschehene stößt, aber weitaus später als der Konsument, der ja sozusagen "live" dabei ist.
Die Schauspieler machen ihre Sache großartig, natürlich wird "Im Zeichen des Bösen" von Charlton Heston und Orson Welles getragen und was von ihnen erwartet wird, setzen sie perfekt in die Tat um. Man braucht nicht viel Zeit, um sich mit Vargas zu identifizieren und ihm gegenüber Sympathien zu entwickeln und Quinlan ist sofort der etwas undurchsichtige, mysteriöse Cop, dem man irgendwie alles zutrauen würde, aufgrund seines öfteren Handelns, das nicht dem eines eigentlichen Polizisten gleicht. Das Ende verrate ich natürlich nicht, aber für Leute, die z.B. "Narc" gesehen haben (wie ich), die wissen das auch schon im Verlauf des Films, wie es kommen wird.
Alles in allem ein sehr guter Film, der perfekt den Konflikt zwischen zweier Polizisten ausleuchtet und dazu noch sehr spannende Nebenhandlungen aufweist. Ein rundum gelungener Copthriller, der trotz oder gerade wegen seines Alters über die volle Länge unterhalten kann und sein Remake (ich nenne es jetzt einfach so) "Narc" noch übertrifft, auch wenn dieses sehr gelungen war. Es gibt nur ein paar Schwächen, wie z.B. der nervende Nachtwächter im Autohotel. Insgesamt 8,5/10 Punkte