Nachdem Adam Sandler erst in diversen Nebenrollen zu sehen war, und seine erste Hauptrolle in dem trashigen "Billy Madison" bekam, wurde er durch "Happy Gilmore" über Nacht berühmt. Ein Jahr später durfte er sich in dieser erstklassigen Buddy-Komödie an Seite von Damon Wayans austoben, um erneut sein zynisches Plappermaul unter Beweis stellen zu können.
Archie Moses (Adam Sandler) und Rock Keats (Damon Wayans) kennen sich mittlerweile seit einem Jahr, sind wie Brüder und ihre Hobbies bestehen aus Autos knacken und das verdiente Geld in Kneipen auszugeben. Zu dumm, dass Keats in Wirklichkeit ein Cop namens Jack Carter ist, der Undercover arbeitet, um den Drogenbaron Frank Colton (James Caan) dingfest zu machen, für den natürlich auch Moses arbeitet. Irgendwann schleust Moses seinen "Freund" in das Syndikat ein. Als der Tag der Verhaftung naht, fliegt Carter´s Identität auf und der Cop fängt sich im Gefecht durch einen Unfall einen Kopfschuss durch Moses´ Pistole ein.
Monate später: Carter hat überlebt und ist mittlerweile mit seiner Therapeutin liiert, als er erfährt, dass Moses auf dem Weg nach Mexiko, völlig sturzbetrunken, am Straßenrand von einer Polizeistreife aufgegabelt worden ist. Dieser soll nun als Kronzeuge gegen Colton aussagen und stellt dabei nur eine Bedingung für den Deal: Sein ehemaliger Kumpel muss ihn zum Gericht eskotieren. Carter, der Moses am liebsten tot sehen würde (er geht von purer Absicht aus, denkt nicht, dass der Schuss nur ein Unfall war), willigt nach langen Überlegen ein. Nachdem die beiden einen Anschlag auf dem Flughafen überleben und eine Bruchlandung mit dem Flugzeug mitten in der Pampas hinlegen, sind sie auf gegenseitige Hilfe angewiesen und erkennen, dass Colton mächtiger ist, als beide angenommen haben. Colton hat bei CIA, FBI, Polizei, überall bestochene Leute sitzen. Keinem können die beiden mehr vertrauen. Moses und Carter müssen sich zusammenraufen, um diese Odyssey lebend zu überstehen.
Regiesseur Dickerson verleiht den Charakteren ungemeine Tiefe, von denen jeder selbst seine eigenen Idealen des perfekt, moralisch agierenden Menschen hat, und so hat Dickerson díe Rollen mit Adam Sandler und Damon Wayans perfekt besetzt ("Bulletproof" ist auf beide zugeschnitten und sie spielen sich praktisch selbst). Moses (Sandler) verkörpert den liebenswerten Auto-Dieb, der irgendwie auf die schiefe Bahn im Leben geraten ist und nix anderes gelernt hat, als Autos zu knacken. Sachen wie Freundschaft kannte er vor seinem neuen "Kumpel" auch nicht. Umso verbitterter ist er, nachdem Carter der einzige Mensch in seinem Leben war, dem er alle Geheimnisse anvertraute, um später dennoch abgrundtief enttäuscht zu werden.
Carter, dem das Gesetz das Wichtigste im Leben zu sein scheint, hat in diesem Jahr trotzdem Moses lieb gewonnen, was sich nach dem Kopfschuss (wie gesagt, er dachte es sei pure Absicht gewesen) aber in grenzenlos Hass verwandelte.
So haben wir die idealen Buddy-Faktoren vereint. Nach dem Aufeinandertreffen verändert sich nicht vieles: Moses, der immer noch an das menschlich Gute in seinem Freund glaubt, will aus dem Cop quasi eine Entschuldigung für das moralischee Verbrechen rausquetschen und ihm dabei natürlich weiß machen, dass der Kopfschuss ein Unfall war. Carter, der am liebsten an Ort und Stelle Moses an die Gurgel springen würde (was er nicht macht, da es sein Auftrag ist, Moses unversehrt im Gerichtssaal abzugeben) glaubt natürlich kein Wort und lässt auch keine Gelegenheit aus, den in Handschellen gelegte Moses zu quälen und schikanieren.
Die Witze sitzen, Carter, der mit den knallharten und "coolen" Witzen punkten kann, und dazu Sandler, der so frei zynisch aufspielen kann ( weil er weiß, dass er zumindest moralisch Recht hat), dass es eine wahre Freude ist, den beiden zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig die Bälle zuschieben und dann doch wieder näherkommen.
Diese beiden Charaktere harmonisieren in den schrägsten Situationen einfach wunderbar miteinander, kombiniert mit weiteren genialen Einfällen (z.B. das Hotel und der Besitzer, Moses Mutter, die permanent besoffen und zugekifft ist), so dass die 81 Minuten wie im Flug vorbeigehen und man sich dabei vor Lachen mehrmals die Hose zustrunzen könnte (Adam Sandler macht es vor.)
Sandler schneidet mit seinem Wortwitz ganz klar besser ab, Wayans setzt eigentlich nur Akzente bei Schlägereien oder Diskriminierung gegenüber Sandler. Mit einem herrlich aufgelegten James Caan hat das Duo einen ebenbürtigen Gegenspieler zur Seite gstellt bekommen.
Man könnte jetzt meinen, man würde sich auf eine Slapstick-Komödie einlassen. Dem ist aber nicht so, denn, "unterbrochen" wird diese Buddy-Komödie ständig durch Action-Sequenzen, die so blutig ausfallen wie schon lange nicht mehr und auch nicht wirklich in den Film reinpassen (auch wenn die Brutalität desöfteren durch Witze aufgelockert wird). Die FSK 16 ist dennoch ein Witz der seinesgleichen sucht.
"Bulletproof" ist auf Sandler zugeschnitten wie "Last Boy Scout" auf Bruce Willis, beide Filme sind genial und bei beiden wirkt Damon Wayans mit. Deswegen kann man die zwei Filme nicht so ganz vergleichen. Natürlich zieht "Bulletproof" den kürzeren (Sprüche von Bruce Willis sind einfach Kult), aber im gesamten ist Bulletproof eine erstklassige, brutale Buddy-Komödie geworden, den man sich immer wieder anschauen kann. Für mich ein Action-Highlight der 90er.
10/10