"The Zombie Diaries" ist eine ausgesprochen niedrig budgetierte Independet Produktion, die - wie es der Titel eigentlich schon verrät - einen Beitrag im Genre des Zombiefilms im pseudo-dokumentarischen Stil darstellt. So war es seit dem zumindest meistzitiertesten Referenzfilm aller fiktionalen Dokumentationen "Blair Witch Projekt" natürlich nur eine Frage der Zeit, bis auch das Zombiegenre einen entsprechenden Vertreter vorweisen konnte. Das Ergebnis ist insgesamt etwas zwiespältig ausgefallen.
Zunächst zum Inhalt: Zu Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich ein unbekanntes Virus innerhalb von Wochen über die ganze Erde verbreitet und dabei den Großteil der Menschen in Zombies verwandelt. Die verbliebenen Nichtinfizierten müssen sich in einem verzweifelten Kampf ums Überleben den Untoten stellen.
Wem dieses Szenario als originell erscheint, der ist zu beneiden - bedeutet dies doch , dass der oder die Glückliche wohl noch das Vergnügen vor sich hat, die großen Klassiker des Zombiefilms zum allerersten Mal ansehen zu können. Eine Abweichung von diesem inhaltlichen Hintergrund könnte man als Purist geradezu als Stilbruch werten, ergo ist der geneigte Zuschauer wohl am besten beraten, sich völlig unvoreingenommen auf den Film einzulassen.
"The Zombie Diaries" ist in drei Episoden unterteilt, welche vom Ausbruch der Seuche ("The Outbreak") über deren Verlauf ("The Scavengers") bis hin zum vorläufigen Höhepunkt ("The Survivors") verläuft, wobei jede Episode einen unahängigen Handlungsstrang darstellt und erst am Ende von "The Survivors" die Geschichte der Protagonisten aus der ersten Episode wieder aufgenommen wird. Das making of und der Audiokommentar der beiden Regisseure sind recht aufschlussreich, was die Produktion und Entstehungsbedingungen des Films angeht, worauf im Folgenden auch Bezug genommen wird.
Zunächst einmal sei darauf hingewiesen, dass das DVD-Cover einen echten Verlader darstellt, denn die hier suggerierten Massen an Untoten sind im Verlauf des Films niemals zu sehen. Die Zombies sehen zwar schon recht cool aus, wenn man sie denn erst einmal sieht, denn es vergeht eine ganze Weile, bis die ersten von ihnen auftauchen. So muss man sich schon fast ein Drittel der Spielzeit um die Ohren schlagen, bis die Untoten endlich auftauchen und selbst dann sieht man erst einmal wenig (und vor allem wenige!) von ihnen. Mehr als etwa ein knappes Dutzend gleichzeitig ist nicht geboten und die sieht man dann meist auch nur aus größerer Entfernung. Ein paar close-ups sind natürlich auch vorhanden, in erster Linie aber von bereits ausgeschalteten Zombies. Diese wurden dann dafür umso liebevoller "drapiert".
Für nicht wenige wird sich in diesem Kontext auch die Frage nach dem "blood & gore" Gehalt stellen. Hierzu gilt im Grunde dasselbe, wie für die Anzahl der Zombies im Films. Das Budget hat wohl auch hier klare Grenzen gesetzt, so dass man sich auf einige wenige Szenen beschränkt hat und die dafür versucht hat so gut wie möglich hinzubekommen. Für die Zombies wurden dann auch in erster Linie Freunde und Bekannte verpflichtet, für die Innenszenen mußte auch schon mal das heimische Schlafzimmer herhalten, nur um ein Beispiel zu nennen. Diese Beschränkungen haben dem Film jedoch nicht wirklich geschadet, da die meisten Szenen ohnehin aus der Perspektive der Protagonisten gedreht wurden, womit der Rahmen des Darstellbaren klar abgesteckt ist. Was die globale Katastrophe angeht, so kann man anhand der tatsächlich gezeigten Szenen und locations jedoch allenfalls die eigene Phantasie spielen lassen.
Ferner empfand ich den Einsatz der obligatorischen Handkamera als etwas zu viel des Guten. Zwar wird seitens der Regisseure betont, dass man im Vergleich zu anderen Horrorfilmen im Dokumentationsstil gerade eben diese technischen Aspekte (mit allen damit verbundenen Defiziten) absichtlich nicht verbergen, sondern sogar betonen wollte, jedoch ist für meine Geschmack irgendeinmal das Maß einfach überschritten - spätestens, wenn die Augen aufgrund der ständigen, verwackelten, hektischen Bilder zu schmerzen anfangen und das Anschauen zu einer echten Belastungsprobe wird.
Das Ensemble aus mutmaßlich überwiegend, ähem, Nicht-Schauspielern(?), macht seine Sache jedoch innerhalb der gegebenen Verhältnismäßigkeit recht gut, schließlich müssen die Protagonisten nicht viel mehr tun, als sich selbst zu spielen. Größere emotionale Regungen bleiben den Beteiligten somit auch weitgehend erspart. Ist dann doch einmal schauspielerisches Talent gefragt (z.B. um Angst oder andere Gefühle auszudrücken) haben mich die Mitwirkenden nicht immer überzeugt. Ausgebügelt wird dies an anderer Stelle durch recht originelle Ideen seitens der Regisseure, wie etwa die Schauspieler in ein abgedunkeltes Haus zu schicken, in dem sich ein Zombie aufhält, ohne jedoch zu verraten, in welchem Zimmer sich der Untote befindet. So wurde stellenweise gar echtes live Rollenspiel zelebriert, was durchaus im Ergebnis eine authentische Wirkung hatte.
Die Regisseure betonen, das sie Klischees bewußt vermeiden wollten, dennoch wird der Zuschauer hin und wieder mit diversen Standardsituationen konfrontiert, wie sie im Horrorfilm generell und in entsprechenden fiktionalen Dokus, oder Zombiefilmen im speziellen geradezu typisch sind. Bewertungstechnisch sind daher Abstriche zu machen, weil die Regisseure das eigens gesteckte Ziel somit nicht erreicht haben und eine Szene wie beispielsweise die Autopanne in der Episode "The Outbreak" somit auch nicht mehr unter satirischen Gesichtspunkten abgehakt werden kann.
"The Zombie Diaries" ist von Anfang bis Ende sehr ernst, düster und irgendwo auch hoffnungslos geraten. Erwähnenswert etwa die anfänglichen Interviews von zum Teil echten Passanten, die vor laufender Kamera eine Stellungnahme zu dem "Virus" abgeben sollten (ohne Verweis auf den Inhalt des Films) und dann - je nachdem welche Assoziationen das Schlagwort geweckt haben muss - ohne lange nachzudenken mit entsprechend filmisch verwertbaren Statements reagierten. Reaktionen, welche eine natürliche Qualität besitzen und die man ergo erst gar nicht nachstellen brauchte. Scheint wohl, dass jahrelange Medienberichterstattung über SARS, HIV, BSE, Ebola, usw. usf. sich tief ins Unterbewußtsein der Bevölkerung eingegraben hat...
Gegen Ende wartet die Handlung mit einem kleinen Plot-twist auf. Hier sei aufgrund der Spoilerwirkung nur darauf verwiesen, dass sich einmal mehr der Mensch (und eben nicht der Zombie) als die für den Menschen größere Bedrohung herausstellt. Homo homini lupus eben. Diese Szenen verstärken den pessimistischen Gesamteindruck noch einmal und können durch den leichten Hoffnungsschimmer am Ende auch nicht wirklich relativiert werden. Die Atmosphäre ist somit recht apokalyptisch und düster geraten und dies kann der Film klar auf der Habenseite verbuchen.
Fazit: Die Schwächen von "The Zombie Diaries" - läßt man einfach einmal das niedrige Budget zur Seite - liegen m.E. ganz klar in der fast völlig fehlenden Handlung. Lediglich der Episodencharakter des Films kann ein klein wenig darüber hinwegtäuschen, dass dem Film einfach keine überzeugende Geschichte zugrunde liegt, mit spannungstechnisch relevanter, dramaturgischer Entwicklung der Handlung und der Protagonisten. Auch ist "The Zombie Diaries" kein Splatterfilm (was er auch gar nicht sein will), sondern am ehesten noch ein Horrodrama, wodurch der Mangel an inhaltlicher Substanz umso schwerer wiegt.
Für einen puristischen Zombiefilm mangelt es dem Film an Eigenständigkeit. Geboten sind überwiegend Standardsituationen, wie man sie bereits aus anderen Zombiefilmen kennt. Als fiktionale Dokumentation hat mich der übertriebene Einsatz der entsprechenden technischen Mittel sehr genervt. Bin mal gespannt, wann der erste Film erscheint, der aus Realismusgründen damit wirbt, dass er ausschließlich mit Handy-Kamera gefilmt wurde und den man sich nur mit einer halben Packung Kopfwehtabletten ansehen kann.
Ich vergebe 6,66 / 10 Punkten, unter Berücksichtigung der Möglichkeiten einer Indieproduktion im Verhältnis zum Resultat. "The Zombie Diaries" weist leider diverse Schwächen auf, die eine uneingeschränkte Empfehlung leider verhindern. Genrefreunde oder Zuschauer, die sich an den genannten Mankos nicht allzusehr reiben, könnten dennoch auf ihre Kosten kommen. Für einen Grusel zwischendurch auf jeden Fall geeignet.