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Dritter, von „Geschichten aus der Gruft“ präsentierter Spielfilm, der im Gegensatz zu den Vorgängern aber nichts mit der Serie zu tun hat.
So dient die Serie auch nicht als Vorlage, sondern der Film ist ein Remake des Uraltstreifens „I walked with a Zombie“. Handlungsort ist Jamaika, wo auf dem Anwesen der Claybourne-Brüder Wesley (Daniel Lapaine) und Paul (Craig Sheffer) einiges im Argen liegt. Nach einer Feier gibt es zwei Tote, was den mäßigen spannenden Auftakt für „Ritual“ markiert. Zwar suppt das Blut überraschend heftig, aber das macht den Einsteig auch nicht aufregender (der übrigens die einzige, etwas härtere Szene bleibt).
Da unter den Toten auch der Hausarzt Wesleys, der unter einer unidentifizierbaren Krankheit leidet, ist, sucht man Ersatz und findet ihn in Form der New Yorker Ärztin Alice Dodgson (Jennifer Grey), die ihre Lizenz verloren hat. Doch auch sie stößt bald auf die merkwürdigen Ereignisse und versucht ihnen auf den Grund zu gehen…

Was die Vorgänger noch auszeichnete, sucht man in „The Ritual“ vergebens: Witz und Grusel. Gags gibt es überhaupt keine, noch nicht mal der Cryptkeeper taucht auf, sodass an sich nur der naive altmodische Charme und die Nennung der gewohnten „Tales from the Crypt“-Produzenten (u.a. Joel Silver, Robert Zemeckis und Richard Donner) darauf verweisen, dass „The Ritual“ etwas mit der Serie zu tun hat. Echten Grusel gibt es auch nicht, zumal „Ritual“ kaum Horrorfilm, sondern eher übernatürlicher Thriller ist – ähnlich wie der deutlich bessere und stimmungsvollere „Die Schlange im Regenbogen“ (Fun Fact: Rob Cohen, der mit Avi Nesher das Drehbuch für „Das Ritual“ schrieb, arbeitete an besagtem Wes-Craven-Film als Produzent mit). Die paar Versuche, den Zuschauer zu erschrecken, verlaufen auch im Sande, denn wenn sich das Ganze stets als Traum erweist, dann kann man nur noch Gähnen. Allenfalls die mauen CGI-Effekte sind hier noch gruselig.
Dieser Stilwechsel wäre ja verzeihlich, wenn „Ritual“ wenigstens spannend wäre, aber auch in dieser Hinsicht enttäuscht der Film: Die Geschichte plätschert vor sich hin und am Verhalten der Charaktere kann man bereits nach spätestens 20 Minuten genau sagen, wer hier ein falscher Freund ist und in Wahrheit zu den Verschwörern gehört. Wird dann mal einer der Fieslinge enttarnt, erfährt man das Motiv fast auf Anhieb, denn die Enttarnten offenbaren ihre Absichten auf Anhieb (besonders lächerlich im Finale). Zudem kann die Story wenig fesseln, sodass es dem Zuschauer auch herzlich egal ist, warum der ganze Terz auf der Insel veranstaltet wird oder ob es irgendeine der Figuren erwischt.

Doch „Ritual“ schrammt noch haarscharf am Totalausfall vorbei und dies liegt an der Inszenierung Avi Neshers, der ja sonst eher für ordentliche B-Action wie „Rache – Söldner des Todes“ oder „Timebomb“ bekannt ist. Nesher lässt stellenweise schon Stimmung aufkommen, sei es bei den wirklichen schönen Landschaftsnahmen oder dem Flair, das der Obea-Kult (das jamaikanische Pendant zu Voodoo) verströmt, der eine wichtige Rolle spielt. „Ritual“ langweilt zwar immer noch, aber so immerhin auf atmosphärisch dichte Weise. Einzig und allein der Schlussgag nach der Hochzeitsszene sowie die musikalische Untermalung kann außer Neshers Inszenierung noch als wirklich gelungen bezeichnen.
Darstellerisch ist Neshers Filmchen leider ziemlich durchwachsen. Jennifer Grey macht als Heldin einen überraschend guten Job, den man ihr gar nicht zutraut, während sich Craig Sheffer und Tim Curry hier weit unter Wert verkaufen und deutlich schwächer als sonst spielen. Die restliche Darstellerriege liefert auch Leistungen von unterschiedlicher Qualität, aber bemerkenswert ist auch keiner von ihnen.

„Ritual“ ist vor allem eines: Ziemlich langweilig. Eine ausgelutschte Geschichte mit kaum Überraschungen, kaum Witz, null Grusel – da rettet nur noch die gelungene Inszenierung ein wenig.

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