Wer "Nacht für Nacht, Paratrooper" und natürlich "Night of the Scarecrow" gesehen hat, kennt die Höhepunkte des Vogelscheuchenhorrors. Gut, dass David Benullos erster Spielfilm wesentlich mehr zu bieten hat, als eine mordende Vogelscheuche.
1896 ließ Pfarrer Jonas Hathaway (Nick Chinlund) einige Anwohner von Hope ans Kreuz nageln, um die Krähen von der Ernte fernzuhalten. Doch die Bewohner des Nachbarortes Liberty kamen dahinter und ließen den Prediger den selben grausamen Tod sterben.
Durch eine Autopanne landet Liz Chambers (Jaimie Alexander) im verschlafenen Hope. Für die Dorfbewohner erfüllt sich somit eine Prophezeiung, denn Hathaways Geist wird nach über einem Jahrhundert wieder lebendig und fährt in eine Vogelscheuche. Und Liz ist die Auserwählte, sie soll ein Kind gebähren, von welchem Hathaway dann Besitz ergreifen kann. Doch Liz ist fest dazu entschlossen, dem Grauen ein Ende zu machen.
Der Plot erinnert zuerst stark an "Night of the Scarecrow", wo auch das Unheil von einem Prediger ausging, der mit dem Bösen im Bunde war. Doch hier ist das gesamte Dorf involviert. Gleich zu Beginn bekommen wir in Rückblenden zu sehen, was für einen bestialischen Tod einige Anwohner von Hope sterben mussten und wie Hathaway das gleiche Schicksal ereilte. Doch er prophezeite den Einwohnern Hopes vorher, dass er zurückkehren werde und auf diesen Moment haben die religiösen Fanatiker nur gewartet. Wer hier einen typischen Scarecrow-Slasher erwartet, ist auf dem Holzweg. Die Vogelscheuche darf hier nur eine Viertelstunde ihr Umwesen treiben und die Frage, warum sie nur hinter Liz her ist, wird auch schnell beantwortet. Benullo lässt sich nicht lumpen und kommt wirklich schnell zu Potte, was auch auf Kosten der Charaktere geht. So verpasst man Liz eine traurige Vergangenheit, sie hat nämlich den Tod ihres kleinen Sohnes zu überwinden, damit sie sympathischer wirkt. Und in Sabrina (Chloe Moretz), deren Eltern von den Dorfbewohnern ermordet wurden, darf Liz einen Tochterersatz finden. Leider ist Jaimie Alexander (Rest Stop, The Other Side) alles andere als eine gute Schauspielerin. Die starke Frau nimmt man ihr zwar ab, aber viel mehr als zwei Gesichtsausdrücke hat die Schönheit nicht zu bieten, während die restlichen Darsteller ihre Rolle solide herunterspulen. Nick Chinlund (Felon, Die Legende des Zorro) ist als Fiesling eine sichere Bank, er hat jedoch zu wenig Screentime.
So kommt "Evil Ground" sein hohes Tempo sehr zu Gute. Liz wird andauernd verfolgt, erst von der Vogelscheuche, dann von den Einwohnern Hopes. Aber es sind auch einige spannende Momente gegeben, besonders die Verfolgungsjagden in den unendlichen Maisfeldern hat Benullo gut hinbekommen. Hope ist nämlich ein kleines Örtchen und ist von Feldern umgeben. Untermalt von einem passenden Score, kann Benullo einige gruselige Momente herauskitzeln, nur der Gorefan wird ein wenig enttäuscht sein. Ein paar Nägel werden durch Hände getrieben, ein Polizist mit der Heugabel aufgespießt und im Finale gibt es noch den einen oder anderen blutigen Einschuss. Auch kann Hathaways Geist in verschiedene Körper von Toten fahren, wo der Zuschauer auch noch eine kleine Überraschung erlebt. Nur die finale Krähenattacke hat man nicht so gut hinbekommen, hier musste man mit schlechtem CGI nachhelfen.
"Evil Ground" ist keine schweisstreibende Angelegenheit, aber dennoch ordentliches Entertainment. Benullo kann das hohe Tempo durchweg halten, zudem ist sein Regiedebüt nicht unspannend.