1839 vor der Küste Kubas: 53 afrikanische Sklaven bringen das Deportations-Schiff 'La Amistad' unter ihre Kontrolle. Auf der Flucht werden sie von einem US-Kriegsschiff abgefangen und kurz darauf wegen Mordes vor ein Gericht gestellt. In den Sklaverei-Gegnern Theodore Joadson, Lewis Tappan und dem jungen Anwalt Roger Baldwin finden die Schwarzen drei wortgewaltige Fürsprecher. Angeführt von dem kämpferischen Cinque beginnt für die Aufständischen ein langwieriger Kampf gegen das amerikanische Rechtssystem.
So Mitte der 90er schien Steven Spielberg seine politische Anprangerphase gehabt zu haben. Nach der Aufarbeitung des zweiten Weltkriegs mit Schindlers Liste, legte er das Sklavendrama Amistad nach. Das ganze beruht auf einen realen Fall und zeigt recht eindrücklich, das die amerikanische Geschichte auch ihre dunklen Kapitel enthält und nicht nur eben mal ein paar Europäer mit der Mayflower rübergeschippert kamen und alles Happy und problemlos ablief.
Spielberg nutzt dabei das Stilmittel der Gerichtsverhandlung. Die meiste Zeit verbringen wir im Saal, wo ein ambitionierter Junganwalt sich des Schicksals der Verteidigung der entführten Männer annimmt. Dummerweise wächst der Fall zu einem Politikum aus. Spanien beantragt die Herausgabe ihrer "Handelsware", während in den USA selbst, je nach Urteilssprechung sogar ein Bürgerkrieg droht. Das führt sogar zum Wechsel des freundlich gesonnenen Richters bis hin zur Entfernung der Jury.
Mit 2,5 Stunden dauert die gefilmte Auseinandersetzung mit den Menschenrechten ziemlich lang und stellenweise etwas trocken. Nach der Anfangssequenz, als die Männer die Ketten los werden und die Besatzung bis auf zwei Matrosen hinmeucheln, gibt es in Sachen Action kaum noch Aktionen, sondern eher gepflegte Winkeladvokaterei und das schachern um politische Folgen, bei den die Judikative in den Hintergrund tritt und die Legislative über die Gerichtsbarkeit übernimmt.
Die Darsteller wirken dabei recht glaubwürdig, auch wenn die Story eher wirkt, als hätte man die "wahren Begebenheiten" zugunsten der Dramaturgie doch ein wenig gedehnt. Bleibt für mich ein solider Film, der handwerklich toll gemacht ist, aber einfach ein wenig zu lang ausgefallen ist. Irgendwann wird man der ständigen schwarz/weiß Malerei ein wenig überdrüssig, zumal Spielberg seine Meinung recht schnell deutlich macht. Zumindest sollte man als kleine Geschichtslektion mal reingeschaut haben.
6/10