Review

Eine Review zu einem Film wie "Zug des Lebens" zu schreiben ist nicht gerade leicht, bewegt man sich doch auf einem Erzählfeld, das auf unvergleichliche Weise vorbelastet ist. Ich versuche trotzdem, den Film unabhängig von den wahren Begebenheiten zu kritisieren.

Einmal vorneweg: Die Gesamtidee, die hinter diesem Machwerk steckt, ist eigentlich nicht verkehrt. Vergleiche zu "Das Leben ist schön" halte ich zwar aufgrund der eindeutig verschiedenen Ligen, in denen diese beiden Filme spielen, für etwas weit hergeholt. Trotzdem versucht "Train de la vie" im Prinzip das selbe.
Leider scheitert er in meinen Augen gleich an mehreren Faktoren.
1. Die Geschichte verläuft im großen und ganzen ohne besondere Höhepunkte und bewegt sich auf einem sehr geradlinigem Spannungslevel. Das führt dazu, dass einem beim Zusehen mitunter die Frage in den Sinn kommt, was das ganze eigentlich soll. Ein kleines Dorf, deren jüdische Bewohner die drohende Gefahr durch die Nazis kommen sehen, beschließt, sich einen Zug zu kaufen und in diesem, als Deportationszug getarnten Gefährt, in Richtung Russland zu entkommen. Das ganze natürlich weitestgehend unbemerkt von den Nazis. Das funktioniert auch relativ problemlos, ebenso wie die gesamte Fahrt.
Ein paar Zwischenfälle können nicht so recht packen. Ein Gefühl der realen Bedrohung kommt zu keiner Zeit auf.
Ähnlich verhält es sich mit den Sidestorys, die allesamt aufgesetzt wirken und so eher als "Füllmaterial" fungieren, denn als Teil der Geschichte.

2. Die schauspielerische Leistung bewegt sich auf durchschnittlichem Niveau, wobei man hier den jüdischen Nazioberst mal außen vor lassen muss (der überzeugt durchgehend). Das ganze geht so weit, dass man zeitweise von Schlomo (dem Dorftrottel) richtig genervt ist. Sowas nimmt dem Film teilweise seine ganze Atmosphäre.

3. Das Ende des Films ist ein richtiger Knaller. Es wird einem mit einem Mal klar warum vorher alles so ist wie es ist. Es kommt einem ein ungutes Gefühl in die Magengegend und beinahe kommt schlechtes Gewissen auf, den Film vorher so mittelmäßig gefunden, und Schlomo vom Bildschirm gewünscht zu haben. Aber nüchtern betrachtet ändert das berührende und wirklich gute Ende nichts an den eineinhalb Stunden Langeweile und Schlomo-Generve die davor kamen. Das hat "Das Leben ist schön" viel viel besser und vor allem eindringlicher gelöst. Wo ich bei Begninis Meisterwerk erschüttert, erleichtert, gerührt und berührt in einem war, habe ich mich bei "Zug des Lebens" nur gefragt, warum man eine gute Idee in so eine leblose Umsetzung packen muss.

Schade, 3/10

Details
Ähnliche Filme