Franz und Polina
(Savoy Film/ Sunfilm Entertainment)
Dass das russische Kino auf dem Vormarsch ist, beweist die Fülle an zum Teil wirklich sehr guten Veröffentlichungen der letzten Monate. Mit dem vorliegenden Franz und Polina beweist Regisseur Mikhail Segal in seinem Debüt, dass er ein fesselndes Thema anspruchsvoll präsentieren kann.
Die Geschichte handelt von einem jungen SS-Soldaten Franz (Adrian Topol), der sich, stationiert in einem weißrussischen Dorf, in die junge Polina (Svetlana Ivanova) verliebt. Seine Kameraden und er genießen die Ruhe, und gehen im Dorfleben auf. Plötzlich jedoch wird der Befehl überbracht, die gesamte Dorfbevölkerung zu liquidieren, was einige der Kameraden auch machen. Als Franz den Befehl seines Vorgesetzten ausführen soll, Polina vor ihrer Erschießung zu vergewaltigen, flieht dieser mit ihr. Da er als Deserteur nicht zu den Partisanen gehen kann, verstecken sich beide im Wald, nun auf der Flucht vor den Partisanen und den deutschen Soldaten.
Die literarische Vorlage stammt aus der Feder des weißrussischen Autoren Ales Adamovich. Franz und Polina besticht durch gute Dialoge (er gewann dort 2006 dafür einen Preis auf dem Cottbuser Festival des Osteuropäischen Films), und wundervolle Bilder, welche dem düsteren Drama eine sehr künstlerische Note geben. Auch wenn einige Charakterisierungen meiner Meinung nach zu oberflächlich geraten (zum Beispiel ist der Protagonist Franz kaum greifbar, da zu wenig auf seine Vorgeschichte eingegangen wird), bleibt ein Film, der intensiv ist und aufrüttelt.
Im Bonussektor befinden sich ein Making of, der Originaltrailer und eine Programmschau.Mit dem russischen Film Franz und Polina hat der Zuschauer einen anspruchsvollen, aufrüttelnden und bewegenden Beitrag, der weder Kriegs- noch Antikriegsfilm ist. Vielmehr beschreibt er den Zustand des Krieges als eine Art Epidemie, die Völkerübergreifend die Menschen in einen kritischen und mörderischen Ausnahmezustand versetzt. Ein Film, der auf der einen Seite sehr ästhetisch, auf der anderen Seite sehr drastisch wirkt (die FSK 12 Freigabe überrascht streckenweise), und dabei Vergleiche mit Filmen wie Der schmale Grat nicht zu scheuen braucht (ohne allerdings dessen Epik zu haben). Jedenfalls ein Film, den man so schnell nicht vergessen wird.
CFS