Die Isländer zeigen immer öfter, dass in ihnen wahre Künstler stecken. Nicht nur in Sachen Musik, wo mich Sigur Ros und Hilmar Örn Hillmarson auf ihre Art und Weise faszinieren, nein auch Filme können die Isländer drehen. Nach "Angels of the Universe" ist "Cold Fever" die zweite Regiearbeit von Fridriksson binnen kürzester Zeit und beide haben mich mehr als nur überzeugt. Hillmarson lieferte zu beiden Werken den Soundtrack und "Cold Fever" unterscheidet sich kaum von dessen Musikuntermalung, da den ganzen Film über fast schon stoische Ruhe herrscht. Daher ist er auch nur Leuten zu empfehlen, die sich hin und wieder mit Independent-Filmen auseinandersetzen, denn zur Sache geht es in "Cold Fever" kaum. Der junge Japaner Hirata nimmt sich bei seinem Arbeitgeber frei und unternimmt eine Reise nach Island. Seine verstorbenen Eltern sind ihm nämlich kurz zuvor über den Fernseher erschienen und nun möchte er sie in Island besuchen, da sie dort nahe eines Flusses gestorben sind. Auf seinem Weg zu diesem Fluss geschehen jedoch ein paar wirklich seltsame Dinge.
Der Film wird von seinen fantastischen Naturaufnahmen und Kamerafahrten- bzw. einstellungen beherrscht, es ist ein Traum, mitansehen zu können, ja fast schon zu dürfen, wie unglaublich schön Island beim Sonnenuntergang erscheint. Das wird dem Zuschauer aber erst gegen Ende des Films offenbart, doch auch schon vorher gibt es traumhafte Bilder, Island-Fans kommen voll auf ihre Kosten, aber auch Leute, die sich vorher nicht so mit dem skandinavischen Land beschäfigt haben, können sich mit "Cold Fever" davon überzeugen, wie wunderschön Island ist. Ein weiterer Pluspunkt ist die Hauptperson Hirata, der sich von Nichts und Niemandem aus der Ruhe bringen lässt. Er will nur seine Eltern nahe des Flusses besuchen und das macht er mit solch einer Ruhe, dass es ihm selbst egal zu sein scheint, wenn er von einem kriminellen Tramperpaar, das Hirata mitten in Island mitnimmt, mit Pistole und Messer bedroht wird. Durch die wunderbare Musik, den traumhaften Bildern und der ganzen Ruhe und Entschlossenheit, mit der Hirata vorgeht, wirkt „Cold Fever" seht märchenhaft und poetisch, selten habe ich ein besseres Schlussbild gesehen als in diesem isländlichen Meisterwerk, das mit kleinen Mitteln Großes bewirkt oder bewirken kann, sofern der Zuschauer offen genug für solche Independent-Werke ist.
Jedem Filmfan, der es liebt, wenn wenig, aber dennoch irgendwie viel passiert, ist „Cold Fever" ans Herz zu legen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist das Kunst. Poetisch, teils düster und teils naiv. Wie gesagt, die Isländer verstehen was von Musik und Film. 9/10 Punkte