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Es sind die Toten, die von den Lebenden träumen, nicht umgekehrt. Dieses ist ein häufig erwähntes Zitat innerhalb des Films. Was soll und dieses sagen? Ist all das, was uns in Rollins vorherigen Werken gezeigt wurde und für Rätsel sorgte, wirklich nur Einbildung? Eine Aussage innerhalb „Die Nacht der Uhren“ teilt dieses zumindest mit. Bedeutet also Alles vorher in der Zweitwelt Lebende: ist scheinbar nicht existent. Sei es nicht so, so würde nicht auf das Träumen der Toten hingewiesen, sondern auf den für uns Lebende existierenden Traum von den Rätseln einer Scheinwelt.

Der Film befasst sich mit der Suche nach dem Regisseur und Literaten, Michael Jean. Es ist nicht schwierig, zu kombinieren, dass hinter dem Pseudonym Jean Rollin selbst verborgen ist. Auf der Suche begleitet den Zuschauer, die Hauptdarstellerin Ovidie. Sie wird zum Auge des Zuschauers, stellt seine Fragen und sucht nach deren Lösungen. Auf einer Zeitreise durch Rollins Filme, begegnen uns u.a. Francoise Blanchard (La Morte Vivante) und Maurice Lemaitre (Lèvres de sang). Es werden Ausschnitte aus Rollins Filmen gezeigt und versucht deren Bedeutung darzulegen. Alles scheint hinter der Tür der Schrankuhr zu warten, doch irgendwie wartet dort doch nur die Illusion. Ovidie erkennt die Situation, die sich hinter den Spiegeln birgt und entflieht dieser. Ovidie ist nicht bereit mit der Illusion eins zu werden und verwehrt im Folgeverlauf des Films ein weiteres Eintreten in die Schrankuhr. Ihr ist bewusst geworden, dass sie in ihre eigene Welt gehört, doch gehört sie nun wirklich dorthin? Ovidie hat die Grenzen in die andere nicht existierende Welt überschritten und sie ist ein Teil der Illusion geworden. Ihr späteres Verbrennen der Wanduhr, sorgt auch dafür, dass ihre Erinnerungen erloschen sind. Sie ist zwar in ihrer eigenen Welt, allerdings wird sie zur eigenen Illusion, die zum Ende des Films erinnerungslos über einen Friedhof schreitet und ihre Suche fortsetzt. Eine Suche, dessen Ziel ihr mittlerweile unbekannt ist.

Mit dem Verbrennen der Wanduhr werden unsere Illusionen gänzlich zerstört und Ovidie ist ein Teil von ihr… oder ist jegliche verbrannte Illusion nun einzig in Ovidie zu finden? Denn lt. Filmzitat heißt es: Zeit ist relativ, aber unsterblich. Sie verschlingt uns und wir verschlingen sie.

Rollins letzter Film ist nur Kennern seiner Werke zu empfehlen. Nur diese werden das, was „Die Nacht der Uhren“ zeigt und vermittelt verstehen können. Nur diese werden in der Lage sein, den Film vor ihren Augen ablaufen zu lassen und mit, auf die Reise durch Rollins Schein/Welten zu gehen. Niemand anderes wird sonst dazu in der Lage sein.

„Die Nacht der Uhren“ ist das Vermächtnis eines großartigen Regisseurs, welches sein Schaffen resümiert. Ein Resümee das traurig macht, da es leider Rollins letzter Film ist.

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