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Atemlos. So war der Film. Nur ein Moment des Atemholens scheint der Hauptfigur beschieden: Wenn sie mit ihrem Sohn den Action-Horror-Schocker „Dog Soldiers“ im Fernsehen sieht. Aber selbst in diesem einzigen Moment der Ruhe kämpfen vor ihren Augen schwerbewaffnete Soldaten gegen wegelagernde Werwölfe. Hektisches Gemetzel. Symbol!?


Denn die übrige Zeit kämpft sie selbst ums Überleben, ohne Atempause, ohne Reflexion. Sie wird selbst zur Wölfin, ihre dunklen Haare drängen unter hellblonder Färbung nach oben, während sie Menschen, die noch wehrloser sind als sie selbst, scheucht, ausbeutet, verrät, kauft und verkauft.


Ein System von Handelsbeziehungen, das ihr keine Zeit läßt, das menschliche Beziehungen und Mitgefühl als geschäftsschädigend verbietet. Nur ein alter Rentner und ein wenig produktiver Ausländer erinnern an menschliche Werte und Moral – klar, daß sie in der heutigen Geschichte keine Rolle mehr spielen dürfen.


Es sind solche Filme, die unter die Haut gehen. Erst dann fällt wieder auf, wie unsere heutigen Mythen, Märchen, Fiktionen von unverbindlichen Konstruktionen dominiert sind, wie unsere Medien uns an Schmerzvermeidung und Wegsehen gewöhnt haben. Wie uns ihr Überfluss an Bildern („Uns geht’s ja sooo gut!“) den Blick verstellt.


Mein Fazit: Ich muß nicht die vielen anderen lobenden Kritiken wiederholen, die vielen deutschen Tageszeitungen auf „Film-Zeit.de“ zitieren. IT'S A FREE WORLD wird überall gelobt.

So auch von mir: Fesselnde, realitätsnahe Geschichte, charismatische Hauptdarstellerin, vielschichtige Heldin, gründlich recherchiertes Drehbuch, dramatisch, temporeich und bodenständig. Als Film gelungen! Danke, Ken Loach! Doch zur Verbesserung der Welt draussen führt leider immer noch ein weiter Weg.

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