Wie es so oft der Fall bei Fortsetzungen ist: Irgendwie schneiden im Vergleich zum Original gerade die dritten Teile einer Reihe mit am schlechtesten ab; ich erinnere nur mal an Robocop 3 oder Mad Max 3. Diese Liste könnte noch ewig weiter geführt werden - Beispiele lassen sich genug finden, aber lassen wir es! Ausnahmen dieses seltsamen „Phänomens“ hingegen bestätigen sich fernab von größeren Produktionen eher mehr im Amateur- oder Independentsektor, wenn auch hier die Liste merklich kürzer sein dürfte; so ist beispielsweise Violent Shit 3 im Vergleich zum Vorvorgänger eine dutzendfache qualitative Steigerung und kaum mehr mit diesem zu vergleichen. Okay, es gibt hier nicht viele Beispiele, aber um aber mal dieser Ausnahmenliste einen weiteren Vertreter zuzufügen: Der jetzt besprochene Knochenwald 3 – Sudden Slaughter.
Warum gerade Fortsetzungen von Amateurfilmen meist besser sind als ihre Originale? Die Macher haben technisch dazugelernt, die als Spaßprojekte initiierten Filme waren so gut angekommen, dass man die bemängelten Fehler der Vergangenheit mit dem nächsten Projekt auszubügeln versuchte und natürlich wurde auch bei Folgeproduktionen das Budget aufgestockt, um es – selbstverständlich vorwiegend – in technische Ausrüstung und Spezialeffekte zu stecken. Jeder fängt mal klein an, so waren die Finanzmittel vom ersten Knochenwald Teil noch mit knapp 50€ veranschlagt, der zweite Teil kostete bereits 300€ und hier beim dritten wurden gar über 1000€ investiert. Mutig, mutig, hat man keinen Produzenten oder wird von der staatlichen Seite her gefördert.
Aber die Investition wird sich sicher auszahlen, denn ich behaupte mal ganz frech dass sich die Knochenwald Reihe, insbesondere Teil 3, in Szenekreisen auf mittelfristiger Sicht zu einem kleinen Insidertipp mausern wird, der regelmäßig im Spieler rotieren wird. Warum eigentlich? Nun ja, der Film ist einfach der perfekte Partyfilm für biergesellige Runden unter Gleichgesinnten die Spaß an freakigen Amateurfilmen haben; voll gestopft mit Gewalt & guter Laune, technisch zudem sehr versiert gemacht erfüllt Sudden Slaughter eigentlich so ziemlich alle Erwartungen die man an solch zeitgenössische „Projekte Fleisch“ haben kann. Ich hatte ja was diese technische Seite anbelangt schon bei den Vorgängern nur wenig zu meckern; gut, den ein oder anderen etwas dilettantisch wirkenden Goreeffekt hätte man besser machen können, aber zumindest konnte man so noch etwas Unterhaltungswert rausziehen.
Wo wir gerade dabei sind: Ich nehme mal an das viele von Euch sicher die Kritiken zu den Vorgängern gelesen haben und wissen was Sache ist; von daher beschränke ich mich bei der Inhaltsangabe auf das Nötigste: Eine Gruppe Möchtegern-Satanisten, besser gesagt „schwarz angehauchte“ Jugendlicher mit einem Faible für Metal, Horror und okkulten Sperenzchen führen im Wald ein schwarzmagisches Ritual durch, bei dem sie die Seele vom Knochenwaldschlächter Mike Mansfield erwecken wollen; natürlich wird aus dem Spiel blutiger Ernst, denn der gestörte Seelenfrieden von Mike ist nun erloschen und nachdem er sich den ihn obduzierenden Pathologen niedergemetzelt hat macht er sich auf die Suche nach seinen Ruhestörern um ein nach dem anderen für diese Missetat verdienterweise zu bestrafen. Doch er ist nicht alleine auf seinem Rachefeldzug, denn der geistig gestörte Dennis Craven, welcher nach seinem Tod unfreiwillig seine Nachfolge antrat, findet im Waldstück eine arglos weg geworfene Einladung zu einer Party, die er nicht nur wegen des Alkohols aufsucht …
Bis die beiden in einem Freddy vs Jason ähnlichem Finale aufeinander treffen und sich bis auf die sprichwörtlichen Knochen gegenseitig ihre Opfer streitig machen wird Blut fließen, viel Blut sogar – denn Gefangene macht keiner und jeder ist auf seine Art und Weise bemüht den Jugendlichen den Garaus so brutal wie möglich zu machen. Keine Frage, der Goregehalt dürfte jeden Blut lechzenden Amateurfilmfreund die Freudetränen in die Augen treiben, obwohl im Vergleich zu den beiden ersten Teilen alles etwas weniger „hart“ und krank rüberkommt. Knochenwald 3 ist ein purer Partyfilm und macht auch keinen Hehl daraus, dementsprechend selbstironisch ist er auch aufgezogen und muss – zumindest was den Spaßfaktor angeht - sich keinesfalls hinter größeren Produktionen verstecken.
Es werden mit Schwert und Messer Arm und Beine amputiert, die (Pappmache-)Kettensäge kommt mehrmals zum Einsatz, halbiert einen kompletten, von seinen Gliedern „befreiten“ Oberkörper, Köpfe werden mit Händen durchstoßen, Gehirnmasse genüsslich in der Hand zerdrückt – kurzum: Die Schlachtplatte ist ordentlich, wenn ich auch wie schon bei den Vorgängen bemängeln möchte das mir zu viele Köpfe zermantscht werden. Aber egal. Schauwerte dessen hat der Film genug und außerdem will ich ja auch nicht zu viel Gore vorwegnehmen. Es sei auf jeden Fall gesagt das Freunde handgemachter Effekte auf ihre Kosten kommen und – auch durch das Budget bedingt – diese Effekte recht gut gelungen sind.
Regisseur Marius Thomsen, kreativer Kopf hinter der ganzen Chose, hat diese nämlich im Gegensatz zu Teil 2 nicht mehr alleine fabrizieren müssen und hatte so augenscheinlich auch mehr Spielraum was die restlichen Sachen hinter den Kulissen anbelangt. Schnitt, Regie und vieles anderes stammt wieder einmal aus seiner Hand, wenn es auch unfair wäre jetzt endlich mal ein paar andere Namen zu nennen: Die Kameraarbeit von Marco Neumann ist wieder einmal sehr cool geworden, gerade die Szene wo Mike Mansfield in und aus die/der Ostsee steigt ziemlich schön eingefangen. Aber auch sonst gibt es hier wieder was die technische Seite anbelangt nix zu meckern. Schnitt, Ausleuchtung, etc. – für solch eine kleine & „billige“ Produktion sehr ausgereift.
Na klar, die Story an sich: Mittel zum Zweck, eine Gore Galore verpackt in Alibigeschichte. Aber: Wie schon in Teil 2, hier aber noch viel mehr hat man das Gefühl sich als Zuschauer nicht verarscht vorzukommen; wenn auch der „rote Faden“ ein seidener ist – er reißt nie! Dafür ist alles zu sympathisch verpackt, zu bemüht sind die Macher einen wirklichen Film von für Fans zu liefern. Allen voran die dutzenden Knallchargen, äh Darsteller. Gut, die meisten der übel aussehenden Perückenträger sind vorwiegend „Kanonenfutter“ für die beiden Schlächter, doch sie sind mit sichtlichem Elan dabei und ein paar davon – wie das „Finalgirl“ Laurie [na, kommen Erinnerungen an den Klassiker Halloween hoch] samt ihrem Freund Derek – kristallisieren sich im Laufe des Films als echte Charaktere heraus, mit denen mal endlich mitfiebert und die einem echt sympathisch sind.
Deren Liebesszene ist – ich muss es als eigentlich Hasser von so was – ehrlich sagen wunderschön inszeniert und tiefromantisch; hach, da kamen mir fast die Tränen vor lauter Rührung. Wer sie sieht weiß was ich meine. Zwar ist dieser Moment nur von kurzer Dauer, aber er ist wirklich gelungen und was ich umso wunderlicher fand: Er hat auch stilistisch gepasst und wirkte nicht wie ein Fremdkörper in dem sonst recht trashigen Kontext. Denn es wird a la´ Troma auch ordentlich auf der Fäkalschiene gefahren; gefurzt, gerülpst, in die Bowle gekotzt und „Dank“ dem Abführmittel „Analbolika“ munter drauf los geschissen, das selbst die Schlächter das Weite suchen. Ein Overkill von Piss- & Sperma bleibt aber aus, der Humor mag zwar nicht sonderlich subtil sein, aber er funktioniert.
Vor allem viele, viele Insidergags werden zum Besten gegeben: Es wird Karfreitag der 13te geguckt [in Deutschland sogar infiziert!], die Leichen in der Pathologie tragen an ihren Zehen Namenschilder wie Lucio Fulci, H.P. Lovecraft und natürlich kommt der Name der Hauptakteurin Laurie nicht von ungefähr. Man muss schon genau hingucken, will man alle (versteckten) Gags mitbekommen; ein Nackte Kanone des Horrors ist Knochenwald 3 zwar nicht, aber es gibt schon einiges zu entdecken. Mich würde beispielsweise die coole DVD Sammlung in dem einen Raum interessieren: Und ich meine nicht die vielen „Red Editions“. Überhaupt: Man merkt es sind Fans; aberdutzende von Horrorfilmpostern zieren die Wohnung, die sichtlich mit Malerfolie abgedeckt wurde. Man will es sich ja nicht mit seinen Eltern verscherzen und bei den Dreharbeiten das Haus mit Kunstblut voll spritzen.
Es sind diese kleinen Details die den Film den besonderen Reiz geben. Irgendwie niedlich, sieht man bei einer Amputation diese besagte Folie auf dem Boden liegen; schade dass nicht noch irgendwo ein Nachbar über den Gartenzaun lugt, das hätte echt was. Aber die Akteure an sich reichen schon, allen voran Dennis Jürgensen als Dennis Craven dessen Auftritte alleine die Hälfte der Kosten der DVD wert sind. Ich habe selten so einen durch geknallten und enthusiastischen Chargen gesehen wie ihn. Voller Selbstironie mimt er den alkoholsüchtigen & charismatischen Knochenwaldmörderimitator – es ist eine wahre Freude. Regisseur Thomsen ließ es sich auch nicht nehmen als Pathologe einen „Gastauftritt“ hinzulegen um dann in einer mit relativ sauber getrickstem CGI Effekt selbst obduziert zu werden.
Davon gibt es glücklicherweise auch nur – so fiel es mir jedenfalls auf – nur zwei Stück. Das einzig andere, merklich am Computer gemachte waren sonst nur die vielen EBM/Industrialstücke, welche den stimmigen Soundtrack bilden. Auch wenn ich nicht Fan solcher Musik bin: Das Lied „Tatort“ von „Strafbomber“ hat Ohrwurmqualität und läuft während ich diese Kritik schreibe in Dauerrotation. Also falls ich mit diesem Review hoffentlich ein paar Interessenten für den Film gefunden habe: Checkt mal bei youtube das Video „Strafbomber – Tatort“ aus; gibt einen schönen Einblick in den Film und wird Euch hoffentlich auch so „Appetit“ auf den Film machen wie mir.
Und wenn Euch diese kleine Kritik und dieses kleine Video gefallen haben: Gebt Euch n Stoss und ordert die DVD - Schleswig-Holstein & Marius danken Euch!