In Utz Marius Thomsens Fun Splatter Feature „Sudden Slaughter“, dem dritten Teil der Knochenwald Reihe, erwecken ein paar, auf schwarze Klamotten stehende Jugendliche, den grausamen Massenmörder Mike Mansfiled, mit einer aus dem Internet heruntergeladenen Beschwörungsformel, wieder zum Leben. Dabei sollte das Ritual eigentlich nur etwas Atmosphäre schaffen sich ein bisschen mehr wie ein richtiger Satanist fühlen zu können. Nichts von der bösen Wirkung ihres unbedachten Zaubers ahnend gehen alle zunächst auseinander um sich später am Tag auf der Party von Acid Arafat einzufinden, wo es mehr als nur eine böse Überraschung geben wird. Denn nicht nur Mike Mansfield ist auf dem Weg zu ihnen, um die zu töten welche seine wohlverdiente Totenruhe gestört haben, sondern auch Dennis Craven, ein von Mansfield empfindlich traumatisiertes Partytier, welcher im zweiten Teil der Trilogie all seine Freunde an den Knochenwaldmörder verlor und dabei zusah wie Mansfield sich selbst das Leben nahm, woraufhin er sich Waffen, Mantel und Maske des gnadenlosen Peinigers anlegte und seitdem anstelle von Mansfield diejenigen, die es wagen den Knochenwald zu betreten, einen schnellen Tod finden lässt. Da er nehmen seinem Trauma noch an einem derben Alkoholproblem leidet nimmt er jede Gelegenheit war an neuen Stoff zu kommen. Wie der „Zufall“ so spielt, fällt ihm die Einladung zu Acid Arafats Party, mit dem Hinweis auf viel Alkohol, in die Hände und auch er macht sich auf zur Party der Pseudosatanisten...
Das wirklich herausragende Element dieses Films ist meiner Meinung nach der derbe Humor und die vielen liebevollen ironischen Anspielungen aufs Horrorgenre. Ersterer erstreckt sich von simplen aber gut getimten Blähungen, über die Darstellung eines qualvollen Todes aufgrund einer Überdosis Abführmittel, über Kotze in der Bowle (und ab in die Bierbong), bis hin zur Masturbation auf ein Herz für Tiere Magazin mit anschließender Kastration. Was die Anspielungen auf andere Horrorklassiker angeht, die schon bei der Wanddekoration in Acid Arafats Wohnung mit unendlich vielen Horrorfilmpostern beginnt, mit dem Filmgenuss von Karfreitag der 13. weitergeht und mit einem witzigen Finale a la Freddy vs. Jason endet (und das sind nur drei von beinahe unzähligen Querverweisen), lässt sich sagen, dass sie dem Film einen ganz besonderen Charme verleihen und die Liebe der Macher zum Genre bestens dokumentieren.
Auch die schauspielerische Leistung ist für einen Amateurfilm überraschend gut ausgefallen. Bis auf wenige Ausnahmen spielen alle ihre Rollen sehr überzeugend. Vor allem der Darsteller des Dennis Craven ist mit Leib und Seele dabei und es macht extrem viel Spaß ihm bei seinen, vom Wahn getriebenen Handlungen, zuzusehen. Weiter hervorzuheben ist der Schauspieler Acid Arafats, der sogar eine billige Langhaarperücke tragen musste, und dennoch seinen Charakter mit unglaublichem Elan und dick norddeutschem Akzent zum Leben erweckt. Aber auch die eigentlichen Protagonisten, das Pärchen welches sich sogar an eine Bettszene ranwagte und überraschend gut und unpeinlich meisterte, machen ihre Sache wirklich gut.
Die Splattereffekte sind sehr zahlreich vorhanden und durchaus sehenswert. Natürlich sind bei einem Budget von 1000 Euro und einem dermaßen hohen Anspruch, abgedrehte Goreszenen umzusetzen, können natürlich nicht alle Effekte besonders realistisch ausfallen. Spass machen sie dennoch. So werden Kopfe zermatscht, vom Körper abgetrennt, gespalten, Gliedmaßen amputiert, mit einer Machete gefickt, Herzen und Hirne aus dem Körper gerissen und, und, und...Neben, in mühevoller Handarbeit gebastelten Effekten kommt auch der Computer des öfteren, teilweise sehr dezent und in die Oldschool Effekte integriert, zum Einsatz. Nur manchmal sind die digitalen Effekte zu offensichtlich und wirken fehl am Platz.
Filmtechnisch gesehen kann sich Sudden Slaughter ebenfalls sehen lassen. Besonders Regie und Schnitt haben mir sehr gut gefallen. Der Film treibt ständig nach vorne und die Handlung lässt sich gut verstehen. Wenn auch die Kameraführung manchmal etwas plump erscheint, so gibt es doch auch hier einige schöne Bildkompositionen. Da der Ton scheinbar größtenteils von dem Mikro der Kamera stammt, gibt es öfters deutliche Anschlussfehler des Sounds bei Schnitten. Immerhin sind die Stimmen gut zu verstehen, weshalb auch der Ton für einen Amateurfilm letztlich durchaus in Ordnung geht. Mehr gestört hat mich, wie bei fast allen Amateurproduktionen, aber auch bei manchen Profifilmen, die platte DV-Optik, die zwar scharf und mit hoher Auflösung daherkommt, aber eben mehr die Atmosphäre eines Urlaubsvideos als eines echten Films aufkommen lässt. Der Soundtrack, größtenteils kranker Industrial von Strafbomber, passt gut und hilft die abgedrehte Stimmung, die der Film verbreitet, noch etwas zu verstärken.
Wer sich den Film anschaffen will, kann dies tun indem er die 2 DVD starke „The Knochenwald Trilogy“ Box bei Maximum Uncut Productions für, ich glaube 12,99, bestellt. Der Preis geht bei dem großzügigen Inhalt der Box durchaus in Ordnung. So finden sich neben den drei Knochenwaldfilmen, von denen allerdings nur der dritte Spielfilmlänge hat, mehrere durchaus witzige Kurzfilme, ein echt lustiges Making Of, das den ungeheuren Spaß dokumentiert, den die Macher des Films beim Dreh hatten, Trailer, Easter Eggs und einiges mehr. Schade find ich nur dass Herr Thomson auf einen Audiokommentar verzichtet hat, aber solche Kommentare werden erfahrungsgemäß auch eh von den meisten Filmguckern nicht in Anspruch genommen.
Alles in allem ist Knochenwald 3 – Sudden Slaughter ein äußerst gelungener und extrem unterhaltsamer Amateursplatter der absolut Partygeeignet ist, den man sich aber auch gut mal alleine angucken kann und trotzdem seinen Spaß haben wird. Wirklich Spannung kommt zwar nicht auch, ist aber auch wohl weder intendiert noch nötig, da der Humor und die Ironie, die jede Szene dieses Filmes durchdringen, für ausreichende Unterhaltung sorgen. Ich habe mich jedenfalls zu keiner Minute gelangweilt. Die 90 min vor dem Fernseher vergingen wie im Flug, was ja nicht gerade eine Selbstverständlichkeit, vor allem bei Amateurfilmen, ist. Man kann durchaus gespannt sein was als nächstes aus dem hohen Norden auf uns zukommen wird.